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Fußball-EM: Alte Herrlichkeiten und neue Schrecken in der Gruppe B

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Josko Gvardiol während der Qualifikation.
Josko Gvardiol während der Qualifikation. © IMAGO/Focus Images

Es gibt Vorrundengruppen, bei denen man sich fragt, wer da zum Favorit taugt? Und dann gibt es die Gruppe B, in der nur klar ist, wer nicht Favorit ist: Albanien

Dezember 2022, Katar: Es war die WM der Altstars, die noch einmal erblühten. Darunter auch Luka Modric, der Taktgeber der Kroaten. Er erreichte mit seinem Team das Halbfinale und gewann das Match um Platz drei. Damit würde sein Zyklus nun aber wirklich enden, oder? Trainer Zlatko Dalic lächelte: „Luka hat gesagt, dass er noch bis zur nächsten EM spielen will.“ Und da ist er auch: Modric, inzwischen 38, aber immer noch gut genug, um bei Real Madrid weltmännisch zu erstrahlen, geht das Turnier in Deutschland an.

Auf die Kroaten trifft zu, was man immer über die Deutschen sagte: Sie sind eine Turniermannschaft, sie fuchsen sich rein und holen das Optimum heraus. So war es bei der WM 2018 (Finale) und eben 2022 (Dritter); das ist enorm für ein kleines Land mit nur einem Zwanzigstel der Bevölkerung der Bundesrepublik. Fußballer wurden zum Exportschlager Kroatiens: Sie sind integrative Fachkräfte, verlässlich, nie exzentrisch. Und wenn Modric international aufhört, steht mit Verteidiger Josko Gvardiol das neue „Role Model“ schon bereit.

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Bei der EM vor drei Jahren enttäuschte Kroatien unterm Strich. Doch es kann nun mal passieren, dass man in einem K.o.-Match in der Verlängerung scheitert – wenn der Gegner Spanien ist. Nun trifft man sich wieder. Und die Iberer sollten mal wieder in die Nähe eines Titels kommen. Die goldene Ära (Europameister 2008 und 2012, Weltmeister 2010) liegt länger zurück als die des Deutschen Fußball-Bundes. Zuletzt zerbröselte die spanische Nationalmannschaft in Katar: Sie startete mit einer 7:0-Demonstration gegen Costa Rica – und das blieb auch der einzige Sieg. Im Achtelfinale erlebten die Spanier gegen Marokko ein Fiasko der Torlosigkeit, das sich sogar bis ins Elfmeterschießen zog. Danach wieder große Diskussionen: Ist Tiki-Taka noch der Weg zum Erfolg, erstickt der spanische Fußball an seiner Identität? „Wir können nicht anders“, sagte in Katar Trainer Luis Enrique. Er wurde beerbt von Luis de la Fuente, der in mindestens dem gleichen Maß für die Philosophie des Ballbesitz- und Kurzpassspiels steht.

Italiens tiefer Fall

Italien wurde bei der EM vor drei Jahren zum Liebling des Publikums. Alte Klischees wurden aus dem Spiel verbannt, die Ausrichtung war offensiv, die Nationalmannschaft eingespielt wie ein Vereinsteam, Halt gaben ihr die Abwehrhaudegen Bonucci und Chiellini. Das pankontinentale Turnier fügte sich in eine Serie von 37 Spielen, in denen Italien so bella war, dass es nicht verlor. Die Herrlichkeit ging aber vorbei: Die WM in Katar verpasste der Europameister, Trainer Roberto Mancini ließ sich von den Saudis ködern, aktuell sind Nationalspieler in Wett- und Rassismus-Skandale verstrickt. Die Hoffnungen, dass ein gutes Turnier die Stimmungslage verändert, liegt auf Luciano Spalletti, Nationaltrainer seit Herbst 2023. Er hatte zuvor das Meisterwunder von Neapel bewirkt.

Albanien kann ebenfalls mit einer interessanten Trainer-Personalie aufwarten: Der Spanier Sylvinho gewann als Spieler mit Barcelona vor knapp 20 Jahren die Champions League; er stammt aus dem Pep-Guardiola-Kosmos. Wenn Albanien in der Todesgruppe der EM eine achtbare Rolle spielt, sollte das nicht von Schaden sein für die Wahrnehmung Sylvinhos.

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