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EM-Tagebuch: Reporter scheiden mit aus

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Spannende Einblicke, Anekdoten und Begegnungen: FR-Reporter Jan Christian Müller begleitet die Europameisterschaft in Deutschland in seinem EM-Tagebuch. Heute der letzte Teil.

Stuttgart – Die EM ist noch nicht vorbei, aber das Tagebuch geht traditionell mit dem Ausscheiden der Unsrigen zu Ende. Es war ein Abend in Stuttgart, der auch ältere Reporter wie Legende Günter Klein vom Münchner Merkur (auf dem Foto links) und mich noch mal ein wenig in Wallung brachte. Oder, um ehrlicher zu sein: nicht nur ein wenig, sondern ganz schön viel.

Nach dem Ausscheiden: Ein Generationswechsel beim DFB

Mein Job: Ich musste bis kurz nach Schlusspfiff einen Kommentar geschrieben haben. Habe dann sicherheitshalber zwei vorbereitet, einen fürs Weiterkommen und einen fürs Ausscheiden, in dem nicht alle Sätze völlig unterschiedlich formuliert waren, weil das Turnier aus deutscher Sicht ja sehr ordentlich verlaufen ist.

Es hat dann nach Schlusspfiff noch eine volle Stunde gedauert, ehe wir in der Mixed Zone mit Thomas Müller, Manuel Neuer und Toni Kroos sprechen konnten. Kroos hört auf, Müller deutete an, dass er sich dem Votum des Bundestrainers beugen wird, aber aus der Nationalmannschaft nicht von selbst zurücktritt, Neuer ließ durchblicken, dass er sich womöglich ein halbes Jahr lang Zeit lassen will, um über eine DFB-Zukunft nachzudenken.

Mit Günter Klein (Daumen hoch) nach dem Spiel im Stuttgarter Stadion.
Mit Günter Klein (Daumen hoch) nach dem Spiel im Stuttgarter Stadion. © jcm

Viel Lob und Applaus für den Bundestrainer von der Presse

Auf meine Frage, ob das nicht ein bisschen zu lang dauern könnte, weil ja schon im September wieder Länderspiele stattfinden, entgegnete er: „Wie lange hat denn Toni gewartet?“ Also: Neuer bezieht sich auf Toni Kroos, der zwischen Mai 2021 und März 2024 kein Nationalspieler war. Was André ter Stegen wohl dazu sagen würde? Ihn konnten wir in der Mixed Zone leider nicht danach befragen.

Um zwei Uhr in der Nacht zum Samstag erreichten Stefan Hermanns vom Berliner Tagesspiegel und ich Erlangen, am Mittag fand dort die Pressekonferenz mit Julian Nagelsmann, Rudi Völler und DFB-Präsident Bernd Neuendorf statt. Die geriet fast so spannend wie das Spiel. Nagelsmann spannte den ganz großen Bogen vom Fußball zur Gesellschaft und zu jedem Einzelnen von uns. Am Ende gab es sogar Beifall, was ich dann doch als ein wenig irritierend empfand. Ist nicht unser Job als Journalisten, dem Bundestrainer, dem Präsidenten und dem Sportdirektor zu applaudieren. Außer in unseren Beiträgen, da kann man schon mal Applaus spenden. Oder kritisieren. Wir haben Jogi Löw und Hansi Flick nach den Scheitern in Russland und Katar ja auch nicht ausgepfiffen. Steht uns gar nicht zu. Nun ja, ich muss nicht alles verstehen.

DFB-Team bei der EM: Für alle geht eine Reise zu Ende

Seit Samstagabend bin ich nun wieder zu Hause nach sechs Wochen in Blankenhain/Thüringen, in Erlangen, zehn Kilometer von Herzogenaurach entfernt, in München, zweimal Stuttgart, Frankfurt und Dortmund. Eine anstrengende, aber auch schöne Zeit mit vielen klugen Kollegen, die einem über die Jahre hinweg ans Herz gewachsen sind. Aber klar ist auch: Ewig geht das nicht so weiter.

Nicht zu vergessen, bevor der letzte Satz geschrieben ist: Allen, die hier immer mal wieder reingeschaut haben seit dem ersten Tagebuch am 26. Mai oder schon in den früheren Jahren oder erst danach: vielen, vielen Dank fürs Lesen. Muss die Tage mal in unserer Online-Redaktion nachfragen, ob sie dort zufrieden mit den Klickzahlen sind. Habe mich über jeden einzelnen gefreut.

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