1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball
  4. Fußball-EM

Porträt der Woche: Die Chefin der Fan-Zone während der EM 2024 in Frankfurt

Kommentare

Nina Malaviya vor einem Übersichtsplan der Fan-Zone, für die sie verantwortlich ist.
Nina Malaviya vor einem Übersichtsplan der Fan-Zone, für die sie verantwortlich ist. © Monika Müller

Die Juristin Nina Malaviya ist für die Partymeile am Mainufer verantwortlich, deren Aufbauarbeiten nun beginnen.

Frankfurt – Auf ihrem Weg zur Arbeit wird Nina Malaviya die Fortschritte beim Aufbau der Fan-Zone genau beobachten können. Von ihrem Domizil in Sachsenhausen führt der Weg mit dem Fahrrad über den Holbeinsteg in die Räumlichkeiten der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt (TCF) in der Kaiserstraße. „Ich muss nur geradeaus radeln“, sagt die stellvertretende TCF-Geschäftsführerin, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Christian Müller während der Fußball-Europameisterschaft für die Fan-Zone in Frankfurt verantwortlich ist.

Die Aufbauarbeiten für die Fan-Zone beginnen an diesem Montag (27. Mai), doch Malaviya und ihr Team werkeln schon seit Jahren für das Gelingen der Festmeile am nördlichen Mainufer. Eine erste Sitzung der Arbeitsgruppe Sicherheit hatte es schon 2019 gegeben. Ab 2021 nahmen die Arbeiten Fahrt auf, seit einem Jahr stehen sie „absolut im Fokus“, sagt Malaviya, die auch die bundesweite Arbeitsgruppe aller deutschen Austragungsorte zum Thema Fan-Zone leitet.

Fan-Zone zur EM 2024 in Frankfurt: Vorbereitungen laufen auf Hochtouren

Eine Koordination in diesem Bereich ist sowohl im Auftreten gegenüber der UEFA als auch bei Vorgaben für die Fans sinnvoll. Denn Fans, die ihrer Mannschaft während des Turniers durch die Republik folgen, sollen in den einzelnen Fan-Zonen keine unterschiedlichen Vorgaben zu Fahnen oder Taschengrößen beachten müssen. „Wir versuchen die Hausordnung zu vereinheitlichen“, sagt Malaviya, von Haus aus Juristin und in dieser Funktion auch bei der TCF tätig. Böse Zungen könnten behaupten, in der Zusammenarbeit mit der extrem restriktiven UEFA sei eine Juristin auch vonnöten. Aber Malaviya ist bei der TCF eben nicht nur als Hausjuristin, sondern auch als Veranstaltungsexpertin gefragt. „Da bin ich sehr glücklich drüber“, sagt die 46-Jährige, die ihr Engagement bei der TCF als „Traumjob“ bezeichnet und dort schon als Praktikantin für das Museumsuferfest im Jahr 2000 erste Erfahrungen sammelte.

Malaviya ist gebürtige Frankfurterin und wuchs in Eschersheim auf. Sie besuchte die Wöhlerschule, spielte Tennis bei 1880 und fühlte sich in „Hibbdebach“ immer wohl, auch als sie später ins Nordend zog. Für ihren heutigen Mann wagte sie allerdings vor einigen Jahren den folgenschweren Schritt und zog auf die andere Mainseite in dessen Heimat Sachsenhausen – „unter Protest“, wie Malaviya augenzwinkernd betont. Jetzt spielt sie Tennis bei Schwarzweiß und fiebert auch mit dem großen Fußballverein mit, der die gleichen Farben trägt. „Die Stadionbesuche überlasse ich aber meinem Mann.“

In den kommenden Wochen wird die Eintracht ohnehin in den Hintergrund rücken, denn der Fußball dreht sich dann um die EM 2024. Schon bei der WM 2006 war Malaviya für die TCF im Einsatz, weil sie nach ihrem Praktikum im Jahr 2000 bis zum Beginn ihres Rechtsreferendariats 2008 als Aushilfe für die TCF jobbte. Dabei kümmerte sie sich auf Initiative des ehemaligen TCF-Managers Kurt Stroscher auch um die Frankfurter Weihnachtsmärkte in England. Ihre Promotion schrieb sie über Verteilungsentscheidungen wie etwa die Standplatzvergabe auf Weihnachtsmärkten. Als sie nach dem Studium in einer Anwaltskanzlei anfing, beriet sie die TCF bei rechtlichen Fragen, bis der Gedanke aufkam, die städtische Tourismus+Congress GmbH könnte ganz gut eine eigene Juristin gebrauchen.

EM-Spielplan zum Ausdrucken

Den Spielplan der EM 2024 in Deutschland können Sie sich als PDF in unserer Bibliothek downloaden und ausdrucken: EM 2024-Spielplan als PDF downloaden

Malaviya gefiel der Gedanke, in ihrem künftigen Job Rechtsfragen und die Veranstaltungsorganisation verbinden zu können. Schließlich bezeichnet sie die Organisation als eine ihre Stärken und hat im privaten Bereich auch schon Orientierungsfahrten für den Deutschen Damen-Automobilclub organisiert. Also fing sie am 15. August 2019 in Vollzeit bei der TCF an. „Ich kann mich noch genau an meinen ersten Arbeitstag erinnern. Wegen der Bahnhofsviertelnacht ging der erst um 17 Uhr los“, so Malaviya.

In den kommenden Wochen werden ihre Arbeitstage sicherlich früher beginnen. Die Aufbauarbeit gehört zwar nicht zur Kernaufgabe der Hausjuristin, aber das Entstehen der Riesenleinwand im Wasser oder des Floating Pitch sieht sie sicherlich gerne. Schließlich rechnet sich Malaviya von dem schwimmenden Fußballfeld auf dem Main einen Imagegewinn für die Stadt aus.

Sie selbst trifft für die Fan-Zone die konzeptionellen Entscheidungen, fungiert als Ansprechpartnerin für die UEFA und kommuniziert viel mit den anderen Städten und den Partnerinnen und Partnern der Fan-Zone. „Es gibt Tage, da folgt ein Meeting dem nächsten“, so Malaviya. Das wird wohl auch während des Turniers nicht weniger werden. Dann gibt es jeden Tag eine Lagebesprechung mit den Sicherheitsorganen und eine „Kreativ-Besprechung“. Gemeinsam mit ihrem Co-Verantwortlichen Müller teilt sie sich die Aufgabe, jeden Tag in der Fan-Zone vor Ort zu sein, um etwa zu schauen, wie Besucherströme gelenkt oder die Leinwände bespielt werden sollen. Dazu kommen täglich „unendlich viele E-Mails und tief im Bauch der Gedanke, ‚hoffentlich spielt Deutschland gut‘“, gesteht Malaviya.

Trotz der vielen Arbeit freut sich die stellvertretende TCF-Geschäftsführerin „irrsinnig“ auf die Fußball-Europameisterschaft. „Es wird ein großartiger Moment sein, wenn das Eröffnungsspiel angepfiffen wird, aber es wird auch ein großartiger Moment sein, wenn das Finale abgepfiffen wird“, glaubt Nina Malaviya. Dann wird die Frankfurterin auch wieder mehr Zeit für ihre Hobbys haben, zu denen neben Tennis und dem Deutschen Damen-Automobilclub auch Radfahren und Fotografieren gehören. Als Fotomotive mag sie besonders ihre beiden Söhne im Alter von elf Monaten und fünf Jahren sowie Architektur. Vor allem mag sie die Alte Brücke während der Blue Hour. Von dort lassen sich die Aufbauarbeiten der Fan-Zone sicherlich auch gut bestaunen. (Oliver Teutsch)

Auch interessant

Kommentare

Teilen