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Kein Strafstoß für Deutschland: Es lag nicht an möglichem Füllkrug-Abseits

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Der Traum vom EM-Titel im eigenen Land ist für Deutschland ausgeträumt. Im Viertelfinale gegen Spanien schied das DFB-Team unglücklich aus. Vor allem eine Elfmeterszene sorgt für Diskussionen.

Stuttgart – Nur knapp eine Minute trennte Deutschland im Viertelfinale gegen Spanien am Freitagabend vom Elfmeterschießen, dann schlug Mikel Merino per Kopf zu. Der ehemalige Dortmunder Bundesligaprofi stürzte Millionen von Fußballfans ins Tal der Tränen. In die Trauer mischt sich aber auch Wut über einen nicht gegebenen Handelfmeter für das DFB-Team in der Verlängerung.

Der spanische Linksverteidiger Marc Cucurella hatte einen Schuss von Jamal Musiala mit der linken Hand geblockt. Für Fußballdeutschland, Spieler und anderweitig Beteiligte steht quasi unisono fest: Dafür hätte es einen Strafstoß geben müssen. Allerdings blieb Schiedsrichter Anthony Taylor aus England bei seiner Bewertung und wurde er auch nicht zum Videobildschirm gebeten. Am Abend kursierte in Stuttgart eine Theorie als Erklärung: Niclas Füllkrug soll im Vorfeld in einer Abseitsposition gestanden haben.

Auf dem Feld wurde nicht auf Abseits von Füllkrug entschieden

Der Mittelstürmer hatte den Ball nach einer Halbfeldflanke von Florian Wirtz stark behauptet und auf Musiala abgelegt. Im Moment der Ballabgabe befand er sich entweder auf gleicher Höhe mit dem spanischen Verteidiger Nacho oder um Haaresbreite in der verbotenen Zone. Klar ist: Sollte Füllkrug in der Situation im Abseits gestanden haben, sind die emotionalen Diskussionen über das anschließende Handspiel rein theoretischer Natur.

Allerdings gibt es mehrere Haken bei der Abseitstheorie. Auf dem Feld wurde keine entsprechende Entscheidung getroffen, das Spiel wurde mit einem Einwurf für Deutschland fortgesetzt und nicht mit Freistoß für Spanien. Zudem lieferte die UEFA bisher keinerlei Bilder, die unzweifelhaft eine Abseitsstellung belegen würden. Kalibrierte Linien sind der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung gestellt worden.

Der ausgebliebene Elfmeterpfiff von Anthony Taylor in dieser Szene sorgt für Diskussionen.
Der ausgebliebene Elfmeterpfiff von Anthony Taylor in dieser Szene sorgt für Diskussionen. © IMAGO/Maik Hölter/TEAM2sportphoto

„Es sieht stark danach aus, dass Füllkrug nicht im Abseits stand“

Bei einer Meldung des Videobeweises wäre mutmaßlich zunächst auf Abseits (und übrigens auch ein mögliches Handspiel von Füllkrug) überprüft worden, ehe der Assistent aus der VAR-Zentrale der EM in Leipzig Hauptschiedsrichter Taylor an den Bildschirm gebeten hätte. Am Freitagabend ist es aber allenfalls zu einem Check im Hintergrund gekommen, andernfalls wären Publikum vor Ort und an den Bildschirmen informiert worden.

In Ermangelung einer klaren Auflösung der möglichen Abseitssituation durch die UEFA hat die ARD-Sportschau eigene Anstrengungen unternommen, die Szene zu analysieren. „Die UEFA hat keine bildliche Auflösung zur fraglichen Abseitsposition von Füllkrug angeboten. Mit unseren technischen Mitteln haben wir die Szene überprüft und es sieht stark danach aus, dass Füllkrug nicht im Abseits stand“, teilt der Sender bei X auf Anfrage eines Users mit.

Schiedsrichterchef der UEFA hatte Handspielinterpretation erklärt

Mithin hätte die Positionierung von Füllkrug bei der Halbfeldflanke von Wirtz womöglich keinen Einfluss auf die Bewertung der Handspielszene genommen. Dass bei diesem Dauerthema kaum noch jemand den vollen Durchblick hat, zeigte sich auch in Stuttgart. Beim DFB verwiesen mehrere Protagonisten auf den Strafstoß, den das Team gegen Dänemark erhalten hatte, der aber wesentlich weniger deutlich schien als nun die Situation um Cucurella.

Die UEFA jedoch bewertet die beiden Szenen unterschiedlich. Die Sportschau erinnert in diesem Zusammenhang an den Auftritt von Schiedsrichterchef Roberto Rosetti vor dem Start des Turniers. Dabei erklärte der einstige italienische Topreferee anhand von Videoszenen, in welchen Fällen bei der EM Handspiele im Strafraum zu ahnden seien und wann nicht.

Das Vergehen von Cucurella als nicht strafbar einzustufen, lässt sich mit dieser Linie in Einklang bringen. Beispielsweise, weil der Arm des Verteidigers nach dem Ballkontakt nach hinten schwang und somit nicht bei voller Spannung war. Aber auch die Distanz zum Schützen Musiala und die Dynamik der seitlichen Bewegung des Verteidigers spielen eine Rolle. Die Erklärung dürfte nicht nur bei Bastian Schweinsteiger auf taube Ohren stoßen. Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann ärgerte sich am Abend und regte gleich eine neuerliche Regeländerung an.

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