*seufz* Diese Reihe ist einen langen Weg gegangen, und die erste Staffel weiß durchaus zu begeistern mit dieser Idee von zwei psychisch kranken jungen*seufz* Diese Reihe ist einen langen Weg gegangen, und die erste Staffel weiß durchaus zu begeistern mit dieser Idee von zwei psychisch kranken jungen Männern, die eine auf dem Stockholm-Syndrom basierende Beziehung miteinander eingehen und eine Menge Menschen mit sich in den Abgrund reißen. Boom Yoon ist ein schüchterner, einsamer Schüler, der zuhause lauter Missbrauch erfährt, und sich aufgrund einzig einer freundlichen Tat in seinen Mitschüler Sangwoo verliebt, einen Mädchenschwarm, der nicht mal mehr weiß, dass er existiert. Eines Tages wird Booms Sehnsucht nach einer Verbindung so intensiv, dass er Sangwoo nun nicht mehr nur nach Hause folgt, sondern auch bei ihm zuhause einbricht und so den Stalking-Part des Titels erfüllt. Und zu seinem Schrecken muss er feststellen, dass Sangwoo so einige Leichen im Keller hat und aus lauter Hass auf seine Mutter und aufgrund seiner abgefuckten Kindheit lauter junge Frauen verstümmelt und tötet - der Killing-Part in der Geschichte. Da Boom nun zwischen Obsession und Furcht hin und her schwankt, bricht Sangwoo ihm die Beine und macht ihn so zu seinem persönlichen Gefangenen, Handlanger und irgendwann auch zu einer Art Mutter-Ersatz. So weit, so gestört! (Und ich finde gestörte Geschichten oft sehr großartig!)
Eine ganze Weile lang haben sich die beiden auf sehr kranke Art ergänzt und bringen das Schlimmste ineinander hervor. Was sogar äußerst interessant ist, da Boom sich so seinen Rachegelüsten gegenüber allen, die ihm je Unrecht getan haben, stellen muss, sowie Sangwoo sich mit seiner Vergangenheit konfrontiert sieht, in der er nicht das Sagen hatte, sondern tagtäglich psychischen und körperlichen Missbrauch erfuhr. Doch während in Staffel 1 das gesamte Konzept noch neu und aufregend ist und in Staffel 2 immer mehr Intrigen und Morde Teil des Plots werden, ist Staffel 3 hauptsächlich auf das Innenleben der Figuren konzentriert. Ihre Erinnerungen, ihren Schmerz, und wie sie aufgrund dessen nicht anders können, als in dieser furchtbaren Beziehung zueinander gefangen zu sein, die ihnen Sicherheit in all ihrer Grausamkeit und Gewalt gibt. Prinzipiell etwas, das es wert ist, erforscht zu werden, schließlich sind Bösewichte selten rein böse und können so auf psychologischer Ebene verstanden werden. Allerdings hat die Autorin Koogi es damit ein wenig übertrieben, besonders in diesem letzten Band, der irgendwann nur noch gestreckt wirkte. So schrecklich sich das anhört, irgendwann gewöhnt der Leser sich in einer so furchtbaren Ausgangslage an die Grausamkeiten, die tagtäglich passieren, und dann hat man als Autor nur zwei Möglichkeiten: entweder man beendet die Reihe rechtzeitig, damit der Schrecken nicht langweilig wird, oder man setzt jedes Mal einen drauf - und Koogi hat sich leider für zweiteres entschieden. ,,Leider'', weil es irgendwann nicht mehr wie eine psychologische, empathische Erklärung der heutigen Handlungen der Charaktere wirkt, sondern wie Torture Porn - als solle man sich förmlich daran laben, das für kranke Sachen den Figuren zugestoßen sind und was für noch krankere Dinge daraus folgen. Das sorgt natürlich für Shock Value und Betroffenheit, kann aber letztlich nicht darüber hinwegtrösten, dass diese dritte Staffel kaum noch Handlung besitzt, und dieser letzte Band leider auch nicht.
Lobenswert ist auf jeden Fall Booms Entwicklung, und dass bei ihm endlich der Groschen fällt, dass die Beziehung zwischen den beiden nicht normal ist und auch Sangwoo in ihm nicht wirklich eine Person, sondern einen Ersatz sieht. Dadurch platzt zumindest ein wenig mal das gesamte Konfliktpotential, was Boom sich durch seine auf Trauma basierte Zurückhaltung nie getraut hat zu entfalten, und handelt endlich auf Basis von Vernunft. Der Leser sieht das Opfer einer toxischen Beziehung endlich ein wenig ausbrechen und ihn zugleich unglaublich damit kämpfen, von dieser Person loszukommen - ein berührender Aspekt der Geschichte, der einen mitfiebern und Boom anfeuern lässt! Und auch Sangwoos Handlungen werden noch unberechenbarer als vorher, seine Gefühle verwirrender, seine Aussagen widersprüchlicher. Auch das sorgt dafür, dass wir mit Boom mitfiebern und mit offenem Mund dasitzen, wenn es endlich zum Finale kommt und wortwörtlich alles in Flammen aufgeht! Doch das Aftermath sorgt dafür, dass dieses solide Ende ein wenig runtergezogen wird. Denn die Autroin macht sehr, sehr lange ein Mysterium daraus, ob einer der beiden Parts wirklich sein Leben gelassen hat oder nicht - und während es durchaus verständlich ist, dass der andere Part sich damit noch lange beschäftigen würde, da es ihn davon abhält, sein Leben weiterzuleben, fühlt es sich doch wie eine billige Masche an, einfach noch ein paar Seiten aus der Geschichte herauszuholen.
Alles in allem ist Killing Stalking eine Reihe, die verdammt stark anfängt und den Leser in eine der unangenehmsten und kranksten Bindungen wirft, die man wohl so zwischen zwei Charakteren finden kann. Sie holen das Schlimmste ineinander hervor, geben sich auf kranke Weise Sicherheit und sorgen die ganze Zeit für eine seltsame Mischung aus Unbehagen und Faszination beim Leser. Daher sind beide Figuren auch sehr gut geschrieben und bleiben einem im Gedächtnis, besonders weil die Autorin sich auch dafür interessiert, wie solch gestörtes und gefährliches Verhalten entsteht. Jedoch wird daraus irgendwann die reinste Schlammschlacht aus ,,Wer hat mehr Trauma? Wer hat mehr schreckliche Dinge erlebt?'', was sich anfühlt wie ein einziges, bemühtes Schockieren des Lesers. Der Plot wird in Staffel 3 immer weniger, und während innere Handlung durchaus wichtig ist, sollte sie doch nicht darauf basieren, nur Schrecken im Leser zu erwecken. Zusätzlich mit dem sehr langgezogenen Epilog eine Geschichte, die länger ist, als gut für sie ist, und damit den Moment der Klarheit von Boom und den Versuch seiner Befreiung ein wenig untergräbt. Dennoch lesenswert, wenn man an den pechschwarzen Seiten von menschlichen Monstern interessiert ist und sich selbst einer Psycho-Thriller-Herausforderung der anderen Art stellen möchte. Denn glaubt mir, diese Story ist wirklich nicht ohne!
Für das Leben gibt es keine Gebrauchsanweisung, der man Schritt für Schritt folgen sollte. Die Schritte, die ich zu gehen habe, kann mir niemand vor Für das Leben gibt es keine Gebrauchsanweisung, der man Schritt für Schritt folgen sollte. Die Schritte, die ich zu gehen habe, kann mir niemand vorgeben, besonders nicht irgendwelche Teeniefilme und erst recht nicht, wenn ich dafür Leute verletzen muss, die ich liebe. - S.222
Manchmal erinnert man sich spontan an ein Früher, in dem man Bücher von Menschen lesen wollte, die einst sehr präsent auf YouTube waren und dann irgendwann verschwunden sind. In meinem Fall ist das Amelie Murmann gewesen, die als MsBuchnerd eine der ersten BookTuberinnen war und mich auch irgendwo dazu motiviert hat, einen Buchblog zu eröffnen oder allgemein Rezensionen zu schreiben. Und sie hat selbst auch ein paar Bücher geschrieben, die ich nie gelesen habe - bis ich mich schließlich an Living the Dream erinnerte und mich entschied, diese Parodie auf amerikanische Teenie-Filme zu lesen. Die Protagonistin Lily schaut diese Filme nämlich liebend gerne und während des Babysittens geht ihr auf, dass sie all diese klischeehaften Dinge, die anscheinend zum Leben eines typischen Teenagers dazugehören, nie erlebt hat: kein Kuss im Regen, keine wilde Hausparty, kein Musical-Moment. Und da sie nur noch ein Jahr bis zum Abi hat, schreibt sie eine To Do Liste namens Living the Dream, in der sie all diese Dinge noch geschehen lassen möchte. Doch kann man so was wirklich erzwingen? Verliert man dabei die ein oder anderen Freunde und sorgt für unnötiges Drama? Und findet man den unnahbaren Zachary aus seiner Parallelklasse deswegen plötzlich hot?
Vorab: nur weil man selbst Bücher kritisiert und einen hohen Maßstab an das Niveau legt, in dem man Geschichten liest, muss man selbst kein ausgezeichneter Autor sein. Theorie und Praxis sind schließlich zwei verschiedene Dinge. Allerdings liest man schon heraus, dass dieses Jugendbuch gut 10 Jahre auf dem Buckel hat und es sowohl versucht, mit vielen Klischees zu spielen, auf der anderen Seite aber auch einige der Klischees gut findet. Genauso wie Lilly selbst. Aus diesem Grund ist das Buch manchmal tonal etwas unpassend, da man merkt, dass die Botschaft des Buches ist, sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und nicht zu denken, dass man bestimmte Dinge erleben muss, zugleich aber manche Dinge schon sowohl von der Autorin als auch vom Hauptcharakter leicht glorifiziert werden. (Besonders Küsse im Regen. Oft läuft einem nur Wasser in die Nase und es ist kalt und schleimig. Ich kann es nicht empfehlen XD) Daher fühlt sich die Geschichte ein wenig an wie ein Disney-Film, der in der Highschool spielt - ab und an ein wenig unangenehm, aber auch sehr leichtfüßig und voller Schlagfertigkeit und niedlicher Szenen.
Dabei sind die Szenen zwischen Lilly und ihrer Familie sowie ihren Freundinnen totale Highlights. Die Autorin hat einfach eine glaubhafte Dynamik geschaffen, in der man die Rollen der Figuren füreinander ihnen abkauft und die richtig zu lesen Spaß machen. Sie haben alle ihr eigenes Päckchen zu tragen, ergänzen sich in diesen aber wundervoll und sind einfach ein tolles Gespann! Loveinterest Zachary hingegen ist da etwas kritischer zu betrachten. Man merkt förmlich, wie die Autorin versucht, ihn jugenfrei als Bad Boy darzustellen - schließlich ist er an der Schule auch als solcher verschrieen -, dann aber Vieles so hinbiegt, dass er doch noch niedliche oder als niedlich anzusehende Dinge tut. Manche davon wärmen auch wirklich das Herz, andere hingegen, insbesondere gegenüber Lilly, sind ziemlich übergriffig und grenzen an Alphamännchen-Verhalten. Denn auch wenn man sich aus Unsicherheit wie ein Alphamännchen verhält, ein Mädchen am Arm packt und ihr versucht Regeln aufzustellen - man benimmt sich dann trotzdem wie ein Vollidiot. Daher dauert es doch sehr lange, bis man mit den beiden warm wird und wirklich eine romantische Chemie zwischen den beiden wahrnimmt. Besonders weil sie die ersten Male, in denen die beiden sich näherkommen, praktisch dort ,,hineinpurzeln'' und sich nachher überhaupt nicht erklären, wie das passieren konnte. Für den Leser fühlt es sich dann eben auch ein bisschen so an, als würde man zwei tote Fische aneinanderhalten und ,,Now kiss!'' sagen. Aber eben nur die erste Hälfte der Geschichte. Sobald die zwei an einen gewissen Punkt kommen, haben sie sich aufeinander eingespielt, lassen ihre Fassade gegenseitig etwas sinken und können sich authentisch und verletztlich gegenseitig etwas kennenlernen.
Lilly an sich ist auch ein ganz guter Hauptcharakter. Sie ist scharfsinnig, schlagfertig, sehr herzlich gegenüber ihren Freunden, macht Dinge aber auch gern mit sich selbst aus, obwohl sie vielleicht einen Zuhörer bräuchte. Das in Verbundenheit mit ,,das und das muss aber so'' sorgt auch dafür, dass sie eine graduelle Charakterentwicklung hat und sowohl ihre Vergangenheit als auch Zukunft bewältigen kann. Wie auch viele der anderen Charaktere, sodass man als Leser durchaus mitfiebern kann.
Etwas unangenehm wird es jedoch, als die Autorin versucht, Zachs harte Fassade mit einem sehr ernsten Thema in Verbindung zu bringen, bei dem man merkt, dass die Autorin dahingehend entweder keine persönlichen Erfahrungen gemacht oder nicht recherchiert hat. Gott bewahre, man muss auch nicht jede einzelne Erfahrung gemacht haben, damit man über diese schreiben kann, sonst wären wohl auch Thriller und Fantasyromane nicht möglich. Wenn man jedoch mit so was (in)direkt Erfahrung hat, dann merkt man, dass dieses Thema eher aus Shock Value Gründen aufgenommen wurde und die davon betroffenen Charaktere so handeln, wie kein echter Mensch dahingehend handeln würde. (view spoiler)[Es geht nämlich um Kindesmisshandlung bzw. einen Stiefvater, der Zach und seinen kleinen Bruder vermöbelt. Und die Autorin will mir ernsthaft weismachen, dass ein schlagender Vater eine Abmachung mit seinem älteren Sohn trifft, ihn einmal die Woche vermöbeln zu können, um dafür den jüngeren in Ruhe zu lassen? So funktioniert Missbrauch nicht. Die Täter suchen ihre Opfer aus bestimmten Gründen aus und lassen sich nicht einfach von diesem Opfer ,ablenken', nur weil sie jemand anderes verprügeln dürfen. That's not how that works. (hide spoiler)] Daher ist dort auch der ,,Showdown'' ziemlich schwach bzw. eher dramatisch als realistisch oder herzzerreißend gehandhabt.
Alles in allem ist Living the Dream ein Buch, dessen Alter man ihm anhand seiner Trends, Themen und Charaktere etwas anmerkt. Der schlagfertige und leichtfüßige Schreibstil leiten einen schnell durch die Geschichte, die zwar von manchen Klischees nur so trieft, andere jedoch gezielt auseinandernimmt und sich darüber lustig macht. Man merkt da auf jeden Fall die Liebe für Teen-Comedy, die dieser Geschichte innewohnt und die zugleich die oft zugrundeliegende Message dieser Filme zusammenfasst: Sei du selbst, mache, worauf du Lust hast, und lass dich nicht in feste Muster pressen! Kann natürlich zum Augenverdrehen sein, für eine leicht-lockere Geschichte und mit einem leichten Faible für Disney-Filme weiß man das aber durchaus zu genießen. Hätte die Chemie zwischen Lilly und Zach mehr gestimmt, und wäre ein ernstes Thema durchdachter und weniger mit dem Holzhammer behandelt worden, dann wäre das durchaus ein Jugendbuch gewesen, das überdurchschnittlich wäre. So ist es allerdings nur ganz nett zu lesen und was für Zwischendurch.