Jörg Schumacher's Reviews > Es war einmal ein Palästina. Juden und Araber vor der Staatsgründung Israels

Tom Segev erzählt in diesem Buch die Geschichte Palästinas in der britischen Mandatszeit und die Entwicklungen, die zur Staatsgründung Israels im Jahr 1948 und dem seitdem ungelösten Nahostkonflikt führten.
Die britische Politik verfolgte in Palästina teils gleichzeitig, teils nacheinander mindestens drei miteinander unvereinbare Ziele. Während des ersten Weltkrieges wurde mit der Balfour Deklaration den Juden eine nationale Heimstätte versprochen. Dabei spielte zumindest teilweise eine antisemitische Furcht vor dem "internationalen Judentum" und seinem Einfluss auf die Weltpolitik eine Rolle. Andererseits wurde den arabischen Führern die Unabhängigkeit als Lohn für ihre Unterstützung im Kampf gegen das mit Deutschland verbündete osmanische Reich versprochen. Nach dem ersten Weltkrieg, trat aber der Großmachtanspruch in den Vordergrund, der zur Teilung der ehemahligen osmanischen Gebiete in die Einflusssphären Frankreichs und Großbrittaniens führte und der Bildung von Staaten, deren Grenzen in europäischen Kolonialbüros gezogen wurden und unter die Verwaltung der europäischen Großmächte gestellt wurden.
Auf der Seite der Araber führte dies zu Enttäuschung und Unzufriedenheit, die schließlich im Bereich Palästinas zum arabischen Aufstand von 1936 und der Unterstützung Hitlers durch den Großmufti von Jerusalem führte.
Die zionistische Bewegung versuchte die Mandatszeit zu nutzten um eine jüdische Bevölkerungsmehrheit in Palästina zu erreichen. Dafür setzte sie auf eine Einwanderungspolitik, die streng darauf achtete, dass vor allem solche Zuwanderer Palästina erreichten, die zum Aufbau Israels beitragen konnten. Diese zeitweise von den Briten unterstüzte Einwanderungspolitik führte zu Verdrängung und Benachteiligung der arabischen Bewohner Palästinas, die den Grundstock zur Feindschaft zwischen Arabern und Juden legte.
Nach dem zweiten Weltkrieg und dem Grauen der Shoa, gab es die historische Konstellation, in der es zum Teilungsbeschluss der UNO von 1947 und der Staatsgründung und dem Gründungskrieg Israels im Jahre 1948 kam.
Tom Segev stellt die Mandatszeit aus den Blickwinkeln von Arabern, Briten und Juden dar und bemüht sich sowohl die Ereignisse die zum letztendlichen Konflikt führten, als auch die Bemühungen auf allen Seiten, die zu einem anderen Ergebnis hätten führen können zu beleuchten.
Für jeden, der sich für den Ursprung des israelisch arabischen Konflikts interessiert, ist dies Buch eine Empfehlung.