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Mit der Abnehmspritze Gewicht verlieren: Ein Experte verrät, was Sie wissen sollten

Lassen sich überschüssige Pfunde einfach wegspritzen? Ganz so einfach ist es leider nicht – aber für einige Personen können die Wirkstoffe eine sinnvolle Option sein.
Mann spritz sich Spritze in den Bauch Abnehmspritze
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Mit der Abnehmspritze Gewicht verlieren? Das sollten Sie wissen

Wer gern ein paar Kilos verlieren würde, hat vielleicht im Hinterkopf: „Da gibt es doch diese Abnehmspritze…“ Elon Musk etwa hat es vorgemacht und sich öffentlich dazu bekannt, dank der Abnehmspritze etliche Kilos verloren zu haben. Auch andere Prominente wie etwa Kim Kardashian und Robbie Williams nutzen die Abnehmspritze. (Lesen Sie auch: Negative Gedanken 24/7? Was Sie sofort tun können, um sich besser zu fühlen – laut Experten)

Wie sieht das eigentlich in Deutschland aus? Wer kann die Abnehmspritze bekommen, was kostet sie und welche Nebenwirkungen gibt es? Und was passiert, wenn man das Medikament wieder absetzt? Hier kommen die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wer kann die Abnehmspritze bekommen?

Die Therapie mit der Abnehmspritze richtet sich Dr. Sven Jungmann zufolge, Telemedizin-Experte für GoLighter, vorrangig an Menschen mit Adipositas, also an Personen, die an Fettleibigkeit leiden. Als Maßstab dafür gilt ein Body-Maß-Index (BMI) über einem Wert 30. Dieser Wert ergibt sich beispielsweise bei einem 1,80 Meter großen Mann, der 100 Kilogramm oder mehr wiegt. In manchen Fällen kommt die Abnehmspritze auch schon bei einem BMI über 27 zum Einsatz. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Betroffenen unter Erkrankungen leiden, die durch das Übergewicht ausgelöst werden. (Auch interessant: Magersucht bei Männern – warum sprechen wir so wenig darüber?)

Für wen ist die Behandlung nicht geeignet?

Wer Normalgewicht hat und nur gern ein wenig schlanker wäre, schaut hier in die Röhre: „Eine medikamentöse Therapie ist nicht für normalgewichtige Personen geeignet, die beispielsweise für den Sommer ein paar Pfunde abnehmen wollen“, sagt der Experte. Hier sind andere Maßnahmen gefragt, um das Gewicht zu reduzieren, etwa Sport und die Ernährung – und natürlich auch die Option, sich mit dem eigenen Gewicht anzufreunden, sofern es noch im gesunden Bereich liegt. (Dazu passend: Gewichtsreduktion: Ist die Welt bereit für extrem wirksame Medikamente im Kampf gegen Fettleibigkeit?)

Nach etwa drei Monaten zeigen sich meist sichtbare Erfolge.

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Welche Wirkstoffe gibt es?

In Deutschland gibt es zwei mögliche Wirkstoffe. „Derzeit verfügbar sind die Wirkstoffe Semaglutid und Liraglutid, die sich nur in wenigen Aspekten voneinander unterscheiden“, sagt Jungmann. Beide Wirkstoffe ahmen das natürliche Sättigungshormon GLP-1 nach. Das ist ein Botenstoff, den der Körper jeden Tag selbst herstellt. „Durch die Einnahme via Abnehmspritze sinkt der Blutzuckerspiegel und das Sättigungsgefühl dauert weiter an.“ (Auch lesenswert: Alle trinken Kokoswasser – ist es den Hype wert?)

Wie unterscheiden sich die Wirkstoffe?

Der Unterschied liegt vor allem in der Verabreichung: Beide Wirkstoffe werden unter die Haut gespritzt. Dabei kommen Pens, also stiftartige Spritzen, zum Einsatz. „Sie sind so dünn geschliffen, dass der Einstich kaum spürbar ist“, sagt der Experte. Der Wirkstoff Semaglutid wird sehr langsam abgebaut und deshalb nur einmal in der Woche verabreicht. Liraglutid muss dagegen jeden Tag gespritzt werden. Dadurch ist die Anwendung von Semaglutid einerseits bequemer – aber wenn es zu Nebenwirkungen kommt, lässt sich die Dosis bei Liraglutid schneller anpassen.

Welche Nebenwirkungen hat die Abnehmspritze?

Laut Jungmann werden die Medikamente insgesamt gut vertragen. Es kann aber zu Übelkeit und Magen-Darm-Problemen kommen. „Die Nebenwirkungen treten vor allem in der Anfangsphase auf, da der Körper etwas Zeit benötigt, um sich an das Medikament zu gewöhnen“, sagt er. Daher beginnt die Therapie mit einer niedrigen Dosis, die nach und nach erhöht wird. (Lesen Sie auch: Hornhaut entfernen: Die besten Methoden und die schlimmsten Fehler)

Wie läuft die Therapie ab?

Die Therapie beginnt mit einer Eingewöhnungsphase, in der die Dosis schrittweise erhöht wird. „Hat sich der Körper auf die Medikamente eingestellt, bemerken viele Patient:innen bereits ein verändertes Essverhalten und weniger Phasen von Heißhunger“, sagt der Arzt.

Wie endet die Therapie – und was ist wichtig?

Wann ein guter Zeitpunkt ist, um die Therapie zu beenden, sollten Betroffene am besten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin absprechen. In der Regel wird die Therapie bis in einen gesunden Bereich des Normalgewichts durchgeführt. „Mit dem Ende der medikamentösen Therapie beginnt eine kritische Phase, die oft auch mit neuerliche Gewichtszunahme einhergeht“, sagt Jungmann. Auf Dauer ist es deshalb wichtig, auf ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung zu setzen. Der Experte rät dazu, sich von ersten Gewichtsschwankungen nach dem Absetzen nicht herunterziehen zu lassen, sondern lieber die positive Energie aus dem Abnehmprozess zu nutzen, um das Gewicht nachhaltig stabil zu halten. (Lesen Sie auch: Gesund alt werden: Was wir von den “Blue Zones” für unser Weihnachtsfest übernehmen können)

Wie schnell sinkt das Gewicht?

Nach etwa drei Monaten zeigen sich meist sichtbare Erfolge. Eigenen Erhebungen zufolge hätten rund 60 Prozent der Personen dann bereits fünf Prozent ihres Gewichts verloren, sagt Jungmann. „Nach 20 Wochen sogar bis zu zehn Prozent.“ Spätestens dann ist die Abnahme auch für das Umfeld sichtbar. (Auch interessant: Gewicht in der Weihnachtszeit: 11 Tipps, um mit Versuchungen umzugehen)

Die Abnehmspritze ist bislang eine Selbstzahler-Leistung.

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Reicht es, nur auf die Abnehmspritze zu setzen?

Klar ist die Vorstellung bequem: Die Spritze nimmt den Hunger – und das Körpergewicht fällt wie von selbst. Das Problem bei dieser Idee zeigt sich aber spätestens dann, wenn die überschüssigen Pfunde zurückkommen, sobald das Mittel abgesetzt wird. Jungmann rät deshalb dazu, den Alltag neu zu gestalten, wieder mehr in Bewegung zu kommen und die Ernährung anzupassen. „Die Behandlung sollte unbedingt in einer Ernährungscoaching und ärztliche Betreuung eingebettet werden“, sagt er.

Wer trägt die Kosten?

Die Abnehmspritze ist bislang eine Selbstzahler-Leistung. „Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht, weder bei einer Therapie beim Hausarzt noch bei einer Telemedizin-Plattform“, sagt der Arzt. Für die Therapie sollte man monatlich mit mindestens 300 Euro rechnen. (Auch lesenswert: Die richtige Kondomgröße finden – so rutscht's oder kneift's beim Sex nicht mehr)