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Stadt schafft´s nicht rechtzeitig: Finale Abwasser-Erschließung erst später möglich

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Auf der Samson-Baustelle selbst läuft bislang alles rund. Die Arbeiten liegen im Zeitplan. Die Stadt kommt dagegen nicht mit der Erschließung des Grundstücks hinterher.
Auf der Samson-Baustelle selbst läuft bislang alles rund. Die Arbeiten liegen im Zeitplan. Die Stadt kommt dagegen nicht mit der Erschließung des Grundstücks hinterher. © Reinartz

Ventilhersteller Samson wird im Oktober 2025 mit seiner Produktion in Offenbach beginnen. Die Erschließung des Grundstücks durch die Stadt verzögert sich jedoch. Die Verwaltung setzt deshalb auf eine provisorische Lösung.

Offenbach – Die Übersiedlung des Frankfurter Ventilherstellers Samson nach Offenbach gilt als Sinnbild für den wirtschaftlichen Wiederaufschwung der Stadt. Ein bemerkenswerter Coup, den Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) da vor gut dreieinhalb Jahren gelandet hat. Seine viel gepriesene Geheimwaffe: Die Flexibilität seiner Verwaltung und deren Bereitschaft, schnell und unbürokratisch Steine aus dem Weg zu räumen, um den Produktionsstart im Oktober 2025 zu ermöglichen.

Heute steht fest: Die Stadt hat sich bei der finalen Erschließung offenbar verzettelt. Entgegen der ursprünglichen Planung wird es die zuständige Gesellschaft Innocampus Offenbach (INNO) nicht schaffen, das Grundstück zum Beginn der Gesamtproduktion von Samson im Jahr 2026 endgültig zu erschließen. Stattdessen setzt die Stadt auf eine provisorische Lösung, während parallel die tatsächlichen Erschließungsarbeiten weiterlaufen.

Stadtplanungsdezernent verspricht 2021 rechtzeitige Erschließung

Im Mai habe Samson-Projektleiter Sven Donner von der Stadt erfahren, dass die Erschließung des Geländes sich um weitere sechs Monate verzögern werde. Im Hinblick auf den weit früher geplanten Start der Elektronikproduktion im Oktober 2025 sagt er: „Ohne die vollumfängliche Medienerschließung können wir unser Werk in Offenbach nicht in Betrieb nehmen. Die pünktliche Bereitstellung ist daher von zentraler Bedeutung für den Erfolg unseres Projekts.“ Das sei auch der Stadtverwaltung bekannt. „Wir vertrauen darauf, dass die Stadt Offenbach die für uns notwendige Erschließung zeitgerecht umsetzen wird. Bisher haben wir eine ausgesprochen konstruktive Zusammenarbeit.“

Fest steht: Stadtplanungsdezernent Paul-Gerhard Weiß (FDP) versicherte Samson 2021, als der Grundstücksverkauf fix war, Folgendes: „Die äußere Erschließung ist unsere Aufgabe und die werden wir rechtzeitig und sehr gerne erfüllen.“

Dennoch gibt es offensichtlich Interpretationsspielraum. Während man beim Ventilhersteller laut Sven Donner und Sprecherin Alia Begisheva von einer finalen Erschließung bis zum Produktionsstart ausgegangen war, argumentiert Oberbürgermeister Felix Schwenke so: „Mit Interimsmaßnahmen musste man von Anfang rechnen, weil sie der Preis dafür sind, dass wir eine schnelle Ansiedlung im Interesse Samsons, aber auch der Stadt ermöglichen, ohne bereits auf eine bestehende Infrastruktur zurückgreifen zu können.“ Seitens der Stadt habe es vom ersten Tag an die Zusicherung gegeben, „dass das Samson-Werk zu dem Zeitpunkt, wenn es in den Betrieb gehen soll, mit allen notwendigen Medien erschlossen sein wird.“ Daran habe sich nichts geändert. „Allein: Sie wird zu Beginn zunächst durch Interimslösungen sichergestellt.“

Arbeiten sollen in 2027 fertig sein

Unstrittig ist, das räumt Schwenke ein, dass es zu Verzögerungen bei der Erschließung gekommen ist. Das liege aber nicht etwa daran, dass jemand „gepennt“ habe. Schwenke sieht die „gewünschte Flexibilität für immer neue Herausforderungen“ als Hauptursache.

So hätten etwa der erforderliche Neuzuschnitt der Flächen wegen des Zuzugs von Biospring die Erschließung verlängert. „Bis vor wenigen Wochen gab es unter anderem auch veränderte Querschnitte und Verbrauchsangaben, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen“, zählt Schwenke auf. Dazu kämen lange Lieferzeiten und fehlende Komponenten. Zudem habe man das Verfahren durch parallele Prozesse sogar noch beschleunigt.

Laut dem Oberbürgermeister ist seit Mai 2023 absehbar gewesen, dass eine Realisierung der öffentlichen Infrastruktur im Endzustand nicht innerhalb von zwei Jahren möglich ist. Dies sei mit Samson erörtert worden, versichert er. Aktuell rechnet die Stadt mit einer Fertigstellung der Erschließungsarbeiten im Juni 2027. Schwenke: „Solange, und wenn nötig auch noch länger, wird die provisorische Versorgung den Betrieb sicherstellen.“

Was die nun notwendige provisorische Erschließung kostet, steht laut Stadt noch nicht fest. Auch laufen laut Schwenke Verhandlungen darüber, wer die Mehrkosten letztlich schultern wird. Ein Punkt, der bei Samson Verwunderung auslösen dürfte... (Von Christian Reinartz)

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