Paris Fashion Week

Penélope Cruz überrascht gemeinsam mit Brad Pitt bei der Chanel-Show

Die Präsentation der Herbst/Winter-2024-Kollektion von Chanel würde allein bestimmt für genug Gesprächsstoff sorgen. Doch Virginie Viard mischte die Show mit besonderen Special Guests auf. VOGUE traf das Chanel-Gesicht Pénelope Cruz zum Interview.
Penlope Cruz überrascht gemeinsam mit Brad Pitt bei der ChanelShow
Umberto Fratini / Gorunway.com

Chanel entführt ihre Zuschauer:innen für Herbst/Winter 2024 an eine Strandpromenade

Selbst bei Chanel verfällt das Publikum ab Look eins noch in keine Standing Ovations. Doch genau das geschah heute Morgen bei der Show der Maison für Herbst/Winter 2024 in Paris. Die Gründe dafür? Penélope Cruz, Brad Pitt und eine gesteppte schwarze Chanel-Handtasche mit Kettengriff. Die beiden Oscar-Preisträger:innen standen zum ersten Mal in ihrer Karriere gemeinsam für einen Kurzfilm vor der Kamera, in dem die ikonische Chanel-Tasche eine wichtige (wenn auch stumme) Hauptrolle spielt. Premiere feierte der Film, noch bevor die eigentliche Kollektion vorgestellt wurde. Unter der Regie des Fotograf:innenduos Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin ist er eine Hommage an den emotionsgeladenen New-Wave-Klassiker "Ein Mann und eine Frau" von 1966. In diesem Original spielen Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant zwei verwitwete Eltern, die sich im Internat ihrer Kinder treffen: Diese Begegnung setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die durch die Intensität ihrer gegenseitigen Anziehung angeheizt werden. Die kurze Hommage von Chanel konzentriert sich auf eine Schlüsselszene des Films, in der sich die beiden Hauptdarsteller:innen in einem Hotelrestaurant in Deauville gegenübersitzen und durch ihren Dialog immer enger zusammen tanzen. In der Originalszene wurde eine Handtasche – Aimées eigene Chanel-Tasche – von Regisseur Claude Lelouch auf den Tisch zwischen den beiden gestellt.

Diese Platzierung wird in dem neuen Film von Cruz und Pitt wiederholt. In der neuen Version werden sie außerdem von einer Kellnerin, gespielt von Rianne Van Rompaey, bedient, der Cruz schließlich die Frage stellt: "Haben Sie noch ein Zimmer frei?" Im Originalfilm von Lelouch war es Jean-Louis Trintignant, der diese Frage stellte, in der Chanel-Neuverfilmung ist die Rolle nun vertauscht. Van Lamsweerde und Matadin erklären diese kleine Änderung folgendermaßen: "Die Komplizinnenschaft zwischen den beiden Frauen – die ein zentrales Thema in allem ist, was wir für Chanel machen – bestärkt Penélope in ihrer Entscheidung, den ersten Schritt zu wagen." Über die symbolische Platzierung der Tasche des Hauses zwischen Cruz und Pitt sagt die Kreativdirektorin Virginie Viard: "Es ist ein Objekt der Begierde, das Träume inspiriert und das mich träumen lässt."

Pitt konnte heute Morgen nicht zur Premiere in Paris kommen, da er derzeit an einem Spielfilm arbeitet, der in der Welt der Formel 1 stattfindet. Cruz war jedoch als langjährige Chanel-Darstellerin vor Ort, um gemeinsam mit dem Team zu feiern.

Chanel Herbst/Winter 2024: Schauspielerin Penélope Cruz im VOGUE-Interview

Chanel Herbst/Winter 2024

Umberto Fratini / Gorunway.com

VOGUE: Gerade haben wir die Premiere Ihres neuesten Kurzfilms gesehen. Das Publikum bei Chanel hat gejubelt und applaudiert, was ein gutes Zeichen ist …

Penélope Cruz: Es war so ein schöner Moment, den Film heute zum ersten Mal mit Publikum zu sehen. Ich habe ihn schon viele Male gesehen, aber immer nur allein zu Hause. Und ich finde, Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin haben etwas Unglaubliches gemacht. "Ein Mann und eine Frau" ist einer meiner Lieblingsfilme überhaupt, und Claude Lelouch ist einer meiner Lieblingsregisseur:innen. Und Anouk Aimée war schon immer eine meiner Lieblingsschauspieler:innen. Sie ist eine solche Schönheit, eine wahre Modeikone. Es ist also eine wunderbare Hommage – an den Film, an Claude, an das Festival von Deauville, an die Beziehung zwischen Deauville und Chanel und zwischen Gabrielle und Deauville … Es gibt so viele Ebenen. Und sie sind alle so schön. Und sie sind auch wahrhaftig.

Nach der Ausstrahlung des Films – und dem Applaus – kamen die Models vor einer Kulisse aus Szenen, die von Inez van Lamsweerde und Vinoodh Matadin gedreht wurden, darunter Sie und Brad Pitt, die am Strand spazieren gehen, und Szenen von der Promenade. Auch wenn es sich um eine Projektion handelte, funktionierte die Positionierung der Kollektion vor diesem Ort.

Ja! Man sieht den Schatten der Mädchen, die spazieren gehen, und dann in der Ferne unsere kleinen Silhouetten am Strand …

Es ist also das erste Mal, dass Sie neben Pitt auf der Leinwand zu sehen sind, auch wenn Sie beide in Ridley Scotts "The Counselor" gespielt haben?

Ja. Wir hatten einige gemeinsame Proben für "The Counselor" mit Ridley, da haben wir uns kennengelernt. Und dann habe ich ihn manchmal bei der Oscar-Verleihung oder bei der Party von Guy Oseary gesehen, und mein Mann (Javier Bardem) und ich haben einmal mit ihm zu Abend gegessen. Ich kannte ihn also schon ein bisschen, aber nicht viel. Das Shooting mit Chanel dauerte zwei Tage, und wir hatten eine tolle Zeit. Wir hätten uns alle gewünscht, dass er heute hier sein könnte. Aber er arbeitet gerade an einem Film, den er übrigens mit meinem Mann dreht. Aber ich hatte viel Spaß bei der Arbeit mit Brad.

Und dann kam auch Claude Lelouch ans Set?

Ja, an einem der Tage, was etwas ganz Besonderes war. Ich konnte ihm sagen, wie viel mir seine Arbeit bedeutet. Besonders "Ein Mann und eine Frau" gefällt mir wahnsinnig gut. Er kam in diesem tollen Auto und trug eine Rennfahrerjacke – es schien fast so, als ob ein Teil von Trintignants Charakter in ihm lebt.

Chanel Herbst/Winter 2024

Umberto Fratini / Gorunway.com

Eine zentrale Szene sowohl in Lelouchs Original als auch in Ihrer Hommage ist die, in der sich die beiden Protagonist:innen im Hotelrestaurant gegenübersitzen. Es ist ein Moment, der von der Kraft ihrer wachsenden gegenseitigen Anziehung geprägt ist, und die Handtasche der Figur Anne Gauthier liegt auf dem Tisch zwischen ihnen …

… Und ich erinnere mich daran, dass ich den Film als Teenager gesehen habe, dass die Tasche nie die Aufmerksamkeit von dem ablenkt, was in der Szene in diesem Raum passiert. Aber sie ist so ein sexy Element, das in diese Welt und die Magie gehört, die Claude zwischen diesem Paar in dieser Beziehung geschaffen hat. Das ist sehr symbolisch! Ich erinnere mich, dass ich all diese Emotionen fühlte und auch dachte, dass ich hoffentlich eines Tages eine besitzen kann!

Ich kann mir vorstellen, dass Sie inzwischen mehr als eine besitzen. Ihre Beziehung zu diesem Haus besteht schon sehr lange.

Ja. Meine erste Kollektion, die ich persönlich gesehen habe, war 1999. Damals lernte ich Elsa Heizmann und Karl kennen und so viele der Leute, die heute noch für Chanel arbeiten. Sie haben mir immer das Gefühl gegeben, ein Teil der Chanel-Familie zu sein. Und das sage ich nicht nur, um das zu sagen. Sie wissen ja, wie freundlich sie sind und wie sehr sie jeden einzelnen Mitarbeitenden in jeder Abteilung respektieren. Ich gehe immer gerne am Tag oder Abend vor der Show ins Studio, um zu sehen, was sie gemacht haben. Und niemand dort schaut jemals auf die Uhr und sagt: "Wann gehen wir?" Die Näherinnen – einige von ihnen arbeiten schon seit 30 oder 40 Jahren dort – wollen nicht schlafen gehen, bevor sie nicht zufrieden sind, wenn sie etwas für nicht ganz perfekt halten. Es ist, als ob Chanel ihr Baby wäre – es ist auch ihrs. Oder wenn man das Gebäude der la Galerie du 19M betritt, sieht man die handwerkliche Arbeitsweise, die Zeit, die Liebe zum Detail, die in jedes einzelne Stück gesteckt wird – nicht nur in die Couture, sondern in jede einzelne Kollektion. Für mich ist das etwas, was die Modewelt nicht verlieren darf, aber es gibt nicht viele Häuser, die das noch können.

Gibt es eine Parallele zwischen dem textilen Handwerk und dem Handwerk des Filmemachens?

Es ist sehr kostbar. So wie Pedro Almodóvar einen Film machen würde: Es gibt mehrere Ebenen, er muss Wurzeln haben, und jedes einzelne Detail ist wichtig. So arbeiten sie also, um das unglaubliche Talent von Virginie, Karl oder Gabrielle zum Ausdruck zu bringen: Es braucht die harte Arbeit, die Hingabe und das Talent vieler anderer Menschen. Ich glaube, ich fühle mich genauso wie sie, wenn ich zu dieser Familie gehöre: Es entsteht ein so starkes und echtes Gefühl, etwas zurückgeben zu wollen.

Chanel Herbst/Winter 2024

Umberto Fratini / Gorunway.com

Und in diesem Fall konnten Sie Ihr eigenes Handwerk, Ihr Metier, bei Chanel einbringen.

Es ist ein Kurzfilm, aber er erzählt eine Geschichte, und da fühle ich mich natürlich immer am wohlsten. Vor allem, wenn es sich um eine Hommage an eine Figur handelt, die so ikonisch ist. Ich denke, der Film funktioniert, weil er eine reale Geschichte widerspiegelt. Und die Kollektion hat aus demselben Grund auch heute noch so gut funktioniert. Sie kennen diese Hüte: Hüte waren das Erste, was Gabrielle herstellte und verkaufte, und ihr erstes Geschäft war in Deauville. Und dann auch Blusen. Das war um 1912 und für die damalige Zeit sehr mutig, denn es ging sowohl um Komfort als auch um Eleganz. Sie kleidete ihre Schwestern und deren Freundinnen mit Blusen und Hüten ein und schickte sie auf dieselbe Promenade, die wir in diesem Film sehen. Das war also die Mund-zu-Mund-Propaganda der damaligen Zeit.

Wow! Ich habe noch nie jemanden interviewt, der mit einer Modemarke zusammenarbeitet und sich so gut mit deren Geschichte auskennt.

Tja! Und alle meine Freund:innen bei Chanel lachen immer darüber. Sie sagen: "Oh, wenn wir Zweifel an der Herkunft eines Stücks haben, rufen wir Sie an!" Wissen Sie, ich habe 2019 als Redakteurin für VOGUE Spanien gearbeitet und wir haben zwei Cover als Tribut an Karl mit Peter Lindbergh gemacht. Und wir haben Lastwagen von Paris nach Spanien fahren lassen, gefüllt mit Archivstücken. Und während des Shootings haben wir den ganzen Tag über Karl gesprochen, aber wir hatten keine Ahnung, wie krank er war. Und in dieser Nacht ist er gestorben. Wir haben ihn sehr geliebt. Ich habe so viele erstaunliche Geschichten mit ihm geteilt. Und ich könnte mir wirklich niemand Besseren auf der Welt als Virginie vorstellen, um in seine Fußstapfen zu treten. Sie macht das großartig. Sie macht einen unglaublichen Job, sie selbst zu sein und gleichzeitig 100 Prozent die Essenz von Chanel zu sein.

Dieser Artikel erschien zuerst auf VOGUE.com.

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