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Kalt duschen: Warum es so gesund ist und laut Studien sogar glücklicher macht

Eine kalte Dusche ist nicht nur eine willkommene Abkühlung, sondern auch gesund – und Studien zufolge sogar ein echter Gute-Laune-Booster
Kalt duschen
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Kalt duschen: Darum ist es vor allem morgens so gesund.

Will Ahmed, Erfinder des Whoop-Fitnesstrackers, ist Experte für Gesundheit und körperliches Wohlbefinden. Neben regelmäßigen Meditationen und Sport gehört eine eiskalte Dusche zu seiner morgendlichen Routine – der unangenehmste Teil, wie er betont. "Je kälter, desto besser. Ich habe festgestellt, dass es meine Laune hebt und mir dabei hilft, mich tagsüber besser zu konzentrieren – ich finde es wichtig, das Augenmerk auf Dinge zu lenken, die auf natürliche Weise glücklicher machen."

Will Ahmed ist nicht der Einzige, der auf eine kalte Dusche oder ein kaltes Bad am Morgen setzt. Die Idee, den Tag mit dem erfrischenden Ritual zu beginnen, erfreut sich stetig wachsender Beliebtheit. Aber was sagt die Wissenschaft zu der Methode und wer kann davon profitieren?

Wie wirkt kaltes Wasser auf den Körper? – die positiven Effekte

Einer der am häufigsten genannten Effekte ist die Linderung von Schmerzen. "Kommen Adern in Kontakt mit kaltem Wasser, ziehen sich diese zusammen und lassen ein Taubheitsgefühl entstehen, das Schmerzen lindert", erklärt Dan Giordano, Physiotherapeut und Mitgründer von Bespoke Treatments und ergänzt: "An warmen Tagen hilft die Abkühlung dem Körper zudem, nicht zu überhitzen und die eigene Temperatur zu regulieren".

Des Weiteren haben Forschungen ergeben, dass der Kontakt mit kaltem Wasser den Gemütszustand verbessert. Die Berührung aktiviert den Sympathikus, einen Teil des Nervensystems, der die Zahl an Endorphinen und Noradrenalin – Hormone, die der Körper in Stresssituationen ausschüttet – steigen lässt. "Die Haut verfügt über unzählige Rezeptoren, die elektrische Impulse an das Gehirn senden, wodurch der Adrenalinspiegel steigt. Dieser steigert nicht nur die Konzentrationsfähigkeit, sondern hebt auch die Laune. Somit weckt kaltes Wasser den Körper nicht nur auf, sondern macht auch glücklich."

Worin bestehen die Risiken?

Primär ist es wichtig, nichts zu übereilen und den Körper an die Kälte zu gewöhnen. Atemübungen können helfen, die Kontrolle zu behalten. Ohne diese Führung wird der Körper in Panik verfallen, der Herzschlag beschleunigen und es kann zu Herzrhythmusstörungen kommen. Ein bekannter Ansatz, um ruhig zu bleiben, ist die "Wim Hof Methode", die nach einem dänischen Befürworter des Eisbadens benannt ist. Diese Atemmethode gleicht einer geführten Hyperventilation, bei der der Körper durch schnelle Atemzüge an Stresssituationen gewöhnt werden soll.

Einige Studien behaupten, eine eiskalte Dusche würde das Muskelwachstum vermindern, da es Entzündungsprozesse unterbricht. Diese sind laut Corinne Croce, Physiotherapeutin und Mitgründerin von Body Evolved, integraler Bestandteil des Muskelaufbaus. Erlebt der Körper einen Kälteschock, ziehen sich die Adern zusammen und verhindern den notwendigen Prozess. "Der Körper leistet nach einer normalen Menge an Anstrengung oder Stress wie beispielsweise einem Workout bereits großartige Arbeit, um sich zu erholen. Greift man in den natürlichen Heilungsprozess ein, wird dieser verlangsamt. Man unterbricht die Abläufe von Mutter Natur."

Ist Eisbaden dasselbe wie eine Kältetherapie?

Nein. Bei einer Kältetherapie, auch WBC genannt, befindet man sich in einer abgeschlossenen Kammer, die mit gasförmigem Nitrogen auf bis zu –212 Grad heruntergekühlt wird. Auf Instagram erfreuen sich die sogenannten "Cryo-Saunen" bereits großer Beliebtheit. Die Effektivität dieser Methode ist jedoch umstritten: "Befürworter:innen der Behandlung beziehen sich auf Forschungen, die besagen, eine Kältetherapie ähnele dem Eintauchen in kaltes Wasser. Stickstoff verhält sich jedoch anders als Wasser. Die Forschung ist schlichtweg noch nicht so weit", sagt Giordano.

Wie effektiv Behandlungen in der Kältekammer wirklich sind, ist durch Studien noch nicht abschließend untersucht.

ddp

Die U.S. Food and Drug Administration (UFSDA) stimmt mit der Aussage des Experten überein. Um den Effekt der Kältetherapie zu messen, bedarf es eines Geräts, das in der Lage ist, weiße Blutkörperchen zu zählen. Da eine solche Gerätschaft bislang nicht existiert, sind die Versprechungen der Kältetherapie-Zentren, von Gewichtsabnahme bis zur Senkung des Risikos einer Depression, nicht prüfbar. "Viele Menschen denken, diese Art der Therapie sei die Lösung, aber warum Geld für etwas ausgeben, dessen Effektivität nicht bewiesen ist, wenn eine einfache kalte Dusche ausreichend ist."

Kalt duschen: Wie starten?

Kalt duschen oder Eisbaden birgt Vorteile für jede:n. Croce empfiehlt mindestens zwei Anwendungen pro Woche auf regelmäßiger Basis. Giordano rät zudem, sich zu Beginn maximal drei Minuten kaltem Wasser auszusetzen und sich Schritt für Schritt auf eine Dauer von circa fünf Minuten zu steigern. "Stellen Sie lediglich sicher, nie länger als zehn Minuten im kalten Wasser zu bleiben, um Unterkühlungen zu vermeiden", rät der Experte.

Dieser Artikel erschien in ähnlicher Form auf GQ.com

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