Interview

Katharina Amann von USM im VOGUE-Business-Interview: "Man hat eine andere Schlagkraft – wenn man ein Team ist"

Erfahrungen werden wertvoller, wenn man sie teilt: Katharina Amann, CEO des Möbelherstellers USM, über lebenslanges Lernen und Vorteile einer Doppelspitze
Katharina Amann von USM im VOGUEInterview Die Chemie muss stimmen  auch bei den Kolleginnen
COURTESY OF USM

USM-CEO Katharina Amann im VOGUE-Interview.

Noch kurz vor Ende ihres Studiums hatte Katharina Amann keine Idee, was sie später einmal arbeiten möchte. Heute ist die gelernte Kunsthistorikerin Teil einer Doppelspitze in der Geschäftsführung des Möbelherstellers USM. Auch, weil sie sich die lebenslange Freude und Lust am Lernen erhalten hat.

Mit VOGUE spricht sie im Business-Interview über ihren Weg zu USM – und worauf sie beim Einstellen neuer Mitarbeiter:innen achtet.

Katharina Amann, CEO von USM im Business-Interview mit VOGUE

VOGUE: Seit März 2022 sind Sie Teil einer Doppelspitze in der USM-Geschäftsführung. Sind Doppelspitzen ein Trend der Zukunft?

Katharina Amann: Ich scheue mich ehrlicherweise vor dem Wort "Trend". Ich glaube aber schon, dass eine Doppelspitze Vorteile hat. Man hat eine andere Schlagkraft – wenn man ein Team ist. Dafür muss man nicht unbedingt immer derselben Meinung sein, aber grundsätzlich dieselbe Vision verfolgen. Gemeinsam in dieselbe Richtung schauen. Es gibt ja aber auch unterschiedliche Arten von Co-Leadership. Statt Job-Sharing haben Thomas Willié und ich uns inhaltlich aufgeteilt: Er verantwortet den Vertrieb und alles, was dazugehört, ich Marketing, Finance, IT und Personal. So haben wir nicht das Gefühl, beim anderen mitmischen zu wollen.

Wie gehen Sie mit Unstimmigkeiten um?

Wie in jeder guten Freundschaft ist man nicht immer einer Meinung. Dann hilft nur eines: darüber reden und die eigenen Argumente erklären. Dem anderen zuhören. So entsteht meistens auch mehr. Zwei Köpfe sind besser als einer – oder, wie in unserem Fall, drei: Wir haben ja als "Schiedsrichter" auch noch den Unternehmensinhaber Alexander Schärer. Und: Man muss auch abwägen können, welche Entscheidungen einem so wichtig sind, dass man unbedingt seinen eigenen Willen durchsetzen muss. Da lerne ich auch noch dazu. (lacht)

Stichwort "Lernen": Sie haben neben Ihrem Vollzeitjob mit Ende 30 noch einmal studiert.

Ja, ich bin eigentlich Kunsthistorikerin. Ich habe Kunstgeschichte, Psychologie und Erziehungswissenschaften studiert. Ganz ehrlich: Selbst kurz vor Ende meines Studiums wusste ich nicht, was ich damit eigentlich machen möchte. Ich habe dann fast fünf Jahre im Marketing des Städel Museums in Frankfurt gearbeitet – und dort gemerkt, dass das mein Ding ist: Menschen von etwas zu erzählen, das ich selbst gut finde. Bei USM bin ich dann schließlich 2016 über eine klassische Zeitungsannonce gelandet. Für meine jetzige Position habe ich dann während Corona noch einen Master in Business Administration gemacht. Es fällt mir zum Glück nicht schwer, lebenslang Neues dazuzulernen. Eine Sache, auf die mich wiederum mein Kunstgeschichtsstudium vorbereitet hat.

Was würden Sie Menschen raten, die sich ebenfalls neben der Arbeit weiterbilden wollen?

Klare Prioritäten setzen. Für sich definieren, was die Weiterbildung einem am Ende bringen soll und wie viel Zeit man dafür investieren kann – und eben auch möchte. Und sich immer bewusst sein, dass verschiedene Weiterbildungen unterschiedliche Zeitumfänge in Anspruch nehmen. Ist es ein Wochenendkurs oder ein richtiges Studium mit Studienleistungen, Gruppenarbeiten und Klausuren? Ich habe im Vorfeld meinem Partner, aber auch meinen Freund:innen und meiner Familie ganz klar kommuniziert, dass mein soziales Leben in den nächsten 18 Monaten durchaus eingeschränkt sein wird. Transparenz ist unheimlich wichtig – auch gegenüber den Kolleg:innen. Verfügbarkeiten sind anders. Planbarkeiten sind anders.

Worauf achten Sie – neben der Qualifikation –, wenn Sie neue Mitarbeiter:innen einstellen?

Die Chemie muss stimmen – auch bei den Kolleg:innen. Immerhin hat eine Kollegschaft ein ganz eigenes soziales Gefüge.

Wie bleibt man als alteingesessenes Familienunternehmen attraktiv für junge Talente?

Tatsächlich ist das nicht leicht. Aber ich glaube, dass die Werte, die ein Familienunternehmen mit sich bringt, heute immer noch sehr attraktiv sind. Sicherheit und Beständigkeit. Seit Corona gehört auch flexibles Arbeiten bei uns dazu. Was ich außerdem wichtig finde, auch wenn es vielleicht profan klingen mag, sind Dinge wie Sommerfeste, Weihnachtsfeiern und sonstige Büroaktivitäten, die den Zusammenhalt stärken. Familienunternehmen mit Tradition sind Spielwiesen, auf denen sich Menschen verwirklichen können – aber alleine machen Spielwiesen nun mal keinen Spaß.

Dieser Artikel erschien zuerst in unserer Januar/Februar-Ausgabe 2023. Entdecken Sie das Heft im Zeitschriftenhandel oder lassen sie es sich bequem zu sich nach Hause liefern – zum Beispiel über Amazon.

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