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Teure Sanierung: Ist die Komische Oper Berlin in Gefahr?

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Hat Berlin zu viele Opernhäuser?

Wir leben in unsicheren Zeiten. Und doch gibt es Dinge, auf die man sich absolut verlassen kann: In irgendeinem deutschen Badesee treibt jeden Sommer ein Krokodil sein Unwesen – manchmal kann das Krokodil auch die Gestalt einer Löwin annehmen, die in Wahrheit ein Wildschwein ist. Und alle paar Jahre wird wieder die Berliner Opernsau durchs Dorf getrieben: Muss, kann, darf die deutsche Hauptstadt mit ihren vier Millionen Einwohnern und jährlich fünf Millionen Touristen drei erstrangige Opernhäuser haben? Gehört sich das?

Berlins Bürgermeister will „keine Denkverbote“ beim Fall Komische Oper

Dieses Jahr ist es wieder so weit, die Opernsau hat auch eine neue Gestalt angenommen: Könnte man nicht, so rauschte es aus dem Berliner Senat, die gerade begonnene Sanierung der Komischen Oper irgendwie abbrechen, um Geld zu sparen? Vielleicht, wenn man’s statt abbrechen „verschieben“ oder „strecken“ nennt? Oder könnte die Komische Oper nicht einfach in ihrer Ausweichspielstätte bleiben, dem ehemaligen Schillertheater, das zwar für musikalische Darbietungen nur eingeschränkt geeignet ist, aber das man eben noch so rumzustehen hat in der Stadt? Und dafür das unsanierte Originalopernhaus verkaufen, an wen auch immer? Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner wollte diese Option auf Nachfrage explizit nicht ausschließen: Es dürfe „keine Denkverbote“ geben.

In Berlin gilt: Nüscht wird so heiß gegessen wie's gekocht wird

Solche Entscheidungen kämen einem Todesstoß für das Haus gleich, kommentierte entsetzt Barrie Kosky, der ehemalige Intendant, der weiterhin regelmäßig an der Komischen Oper inszeniert. Nun bringt der berüchtigte „Baliner Schlendrian“ es mit sich, dass dort am Ende nüscht so heiß gegessen wird, wie’s zu köcheln anfing. Es ist kaum vorstellbar, dass der Senat am Ende die Komische Oper derart über die Klinge springen lässt. Immerhin ist es das innovativste Opernhaus der Stadt, mit herausragenden Inszenierungen und bedeutenden Ausgrabungen, etwa den zahlreichen Operettenschätzen verdrängter jüdischer Komponisten. Und es ist nicht nur künstlerisch erfolgreich, sondern auch höchst populär: über 90 Prozent Auslastung, das Publikum ist ein Querschnitt durch alle Schichten der Bevölkerung, der Inbegriff von „divers“.

„Keine Denkverbote!“ rufen kostet nichts

Eins ist ja richtig: Mit öffentlichem Geld muss verantwortungsvoll umgegangen werden, nicht nur in finanziell schwierigen Zeiten. 450 Millionen, wie für die Sanierung veranschlagt, sind eine Menge Schotter. Und gerade in Berlin laufen Projekte ja auch gern mal aus dem Ruder. Aber dann wäre es die Aufgabe der Politik, hier aktiv zu managen und Auswüchsen vorzubeugen. Stattdessen über einen Sanierungsstopp oder Hausverkauf zu fabulieren und damit Verunsicherung zu schüren und auch Anti-Kultur-Ressentiments, ist das Gegenteil von Verantwortung. Hoffen wir, dass dieses erratische Geplauder lediglich das ist, wonach es riecht: Aktivitäts-Simulation, um sich selbst für die Galerie als kernige Sparmeister darzustellen. „Keine Denkverbote!“ zu rufen, das kostet nichts. Schaden kann man aber auch mit bloßem Geschwätz anrichten, selbst wenn es ohne konkrete Folgen bleibt. Insofern ist der Aufschrei, der gerade durch die Berliner Kulturszene und durch die ganze Opernwelt geht, vollauf berechtigt. Diese Opernsau des Berliner Senats sollte als Bettvorleger enden.
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Hat Berlin zu viele Opernhäuser?

Wir leben in unsicheren Zeiten. Und doch gibt es Dinge, auf die man sich absolut verlassen kann: In irgendeinem deutschen Badesee treibt jeden Sommer ein Krokodil sein Unwesen – manchmal kann das Krokodil auch die Gestalt einer Löwin annehmen, die in Wahrheit ein Wildschwein ist. Und alle paar Jahre wird wieder die Berliner Opernsau durchs Dorf getrieben: Muss, kann, darf die deutsche Hauptstadt mit ihren vier Millionen Einwohnern und jährlich fünf Millionen Touristen drei erstrangige Opernhäuser haben? Gehört sich das?

Berlins Bürgermeister will „keine Denkverbote“ beim Fall Komische Oper

Dieses Jahr ist es wieder so weit, die Opernsau hat auch eine neue Gestalt angenommen: Könnte man nicht, so rauschte es aus dem Berliner Senat, die gerade begonnene Sanierung der Komischen Oper irgendwie abbrechen, um Geld zu sparen? Vielleicht, wenn man’s statt abbrechen „verschieben“ oder „strecken“ nennt? Oder könnte die Komische Oper nicht einfach in ihrer Ausweichspielstätte bleiben, dem ehemaligen Schillertheater, das zwar für musikalische Darbietungen nur eingeschränkt geeignet ist, aber das man eben noch so rumzustehen hat in der Stadt? Und dafür das unsanierte Originalopernhaus verkaufen, an wen auch immer? Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner wollte diese Option auf Nachfrage explizit nicht ausschließen: Es dürfe „keine Denkverbote“ geben.

In Berlin gilt: Nüscht wird so heiß gegessen wie's gekocht wird

Solche Entscheidungen kämen einem Todesstoß für das Haus gleich, kommentierte entsetzt Barrie Kosky, der ehemalige Intendant, der weiterhin regelmäßig an der Komischen Oper inszeniert. Nun bringt der berüchtigte „Baliner Schlendrian“ es mit sich, dass dort am Ende nüscht so heiß gegessen wird, wie’s zu köcheln anfing. Es ist kaum vorstellbar, dass der Senat am Ende die Komische Oper derart über die Klinge springen lässt. Immerhin ist es das innovativste Opernhaus der Stadt, mit herausragenden Inszenierungen und bedeutenden Ausgrabungen, etwa den zahlreichen Operettenschätzen verdrängter jüdischer Komponisten. Und es ist nicht nur künstlerisch erfolgreich, sondern auch höchst populär: über 90 Prozent Auslastung, das Publikum ist ein Querschnitt durch alle Schichten der Bevölkerung, der Inbegriff von „divers“.

„Keine Denkverbote!“ rufen kostet nichts

Eins ist ja richtig: Mit öffentlichem Geld muss verantwortungsvoll umgegangen werden, nicht nur in finanziell schwierigen Zeiten. 450 Millionen, wie für die Sanierung veranschlagt, sind eine Menge Schotter. Und gerade in Berlin laufen Projekte ja auch gern mal aus dem Ruder. Aber dann wäre es die Aufgabe der Politik, hier aktiv zu managen und Auswüchsen vorzubeugen. Stattdessen über einen Sanierungsstopp oder Hausverkauf zu fabulieren und damit Verunsicherung zu schüren und auch Anti-Kultur-Ressentiments, ist das Gegenteil von Verantwortung. Hoffen wir, dass dieses erratische Geplauder lediglich das ist, wonach es riecht: Aktivitäts-Simulation, um sich selbst für die Galerie als kernige Sparmeister darzustellen. „Keine Denkverbote!“ zu rufen, das kostet nichts. Schaden kann man aber auch mit bloßem Geschwätz anrichten, selbst wenn es ohne konkrete Folgen bleibt. Insofern ist der Aufschrei, der gerade durch die Berliner Kulturszene und durch die ganze Opernwelt geht, vollauf berechtigt. Diese Opernsau des Berliner Senats sollte als Bettvorleger enden.
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