Interview

Heidi Klum wird 51 – warum sie so gerne älter wird und warum Knoblauch ihr heimliches Superfood ist

Heidi Klum feiert Geburtstag und eine neue Partnerschaft: Sie ist ab sofort Gesicht von L’Oréal Paris. VOGUE Social Media Managerin Sonja Meinke hat sie zum Interview getroffen.
Heidi Klum spricht im VOGUEInterview über Ernährung schlechte Angewohnheiten und das Älterwerden.
Heidi Klum bei der Eröffnung der 77. Filmfestspiele in CannesMarc Piasecki

Heidi Klum wird 51 – warum sie so gerne älter wird und was sie am liebsten isst, verrät sie im VOGUE-Interview.

Heidi Klum hat Grund zu feiern. Nicht nur ihren 51. Geburtstag am 01. Juni. Sondern auch, dass sie seit Neustem internationales Werbegesicht für L'Oréal Paris ist – und damit bald wieder in Werbespots für Beauty-Produkte zu sehen ist. Mit ihren lustigen Spots hat das Model und Multi-Talent uns schon in der Vergangenheit die Werbepausen versüßt. Wir dürfen also gespannt sein, was uns aus der Zusammenarbeit erwartet.

Heidi Klum bei den Filmfestspielen in Cannes im Mai 2024.

Marc Piasecki

Im Rahmen des Cannes Filmfestivals hat VOGUE Heidi Klum zum Interview getroffen und mit ihr über die richtige Ernährung, Leckereien aus Deutschland und anlässlich ihres Geburtstags über das Älterwerden gesprochen. Altern, so viel sei schon verraten, stellt für Klum das kleinste Problem dar. Im Gegenteil, es bringt für sie sogar viele Vorteile mit sich, wie sie verrät. Welche das sind, welche Ernährungsgewohnheiten sie für falsch hält und warum sie es besonders wichtig findet, Beauty-Pinsel richtig zu reinigen, lesen Sie im Folgenden.

Heidi Klum im VOGUE-Interview über falsche Ernährungsgewohnheiten und warum sie ihre Schmink-Pinsel sogar jeden zweiten Tag wäscht

VOGUE: Als Model spielt ihr Äußeres und damit Ihre Haut eine große Rolle. Wie pflegen Sie sie?

Heidi Klum: Am wichtigsten ist natürlich immer das Abschminken. Ich glaube, das vergessen viele Leute. Zur Pflege gehören natürlich auch saubere Pinsel und Foundation-Paletten, die sollte man oft reinigen und auswechseln. Viele vergessen, dass Make-up auch ranzig wird nach einer Weile. Keine dreckigen Finger ins Gesicht und ein wirklich cleanes Kit helfen auch gegen unreine Haut. Ich wasche meine Pinsel eigentlich alle zwei Tage. Linda Hay, meine Make-up-Artistin seit über 20 Jahren, wäscht ihre sogar jeden Tag. Ich mache auch Facials und gehe seit Ewigkeiten zu Mila, im Valley in Los Angeles. Das ist gar nicht fancy oder so, aber sie macht es einfach besonders gut und gründlich.

Machen Sie auch sonst viele Facials?

Eigentlich nicht, aber für meine Erdbeer-Nase gehe ich ab und an zum Ausreinigen.

Sie arbeiten mit so vielen Beauty-Profis zusammen. Welchen Trick haben Sie sich abgeguckt?

Das fängt natürlich mit dem Essen an. Das habe ich über die Jahre gelernt! Einmal im Jahr bin ich auf Kur, zuletzt in Österreich und habe da immer wieder gelernt, wie wichtig es ist, den Darm gesund zu halten. Denn: Das Gesicht ist ein Spiegel deines Darms. Wir trinken meistens zu viel beim Essen, das sollte man eigentlich gar nicht machen. Eine halbe Stunde davor nicht, währenddessen und eine halbe Stunde danach, weil ja nur eine gewisse Menge an Magensäure vorhanden ist, die das Essen kleinmachen kann.

Heidi Klum bei der diesjährigen amfAR-Gala in Cannes in ihrem zweiten Look des Abends

Pascal Le Segretain/amfAR/Getty Images

Wo liegt da das Problem?

Wenn Sie so viel Wasser trinken, wird der natürliche Verdauungssaft verdünnt und das Essen kann nicht so gut verarbeitet werden. Ich weiß, das hört sich so banal an, aber es ist auch so wichtig viel zu kauen, bevor man herunterschluckt. Die Verdauung beginnt praktisch schon im Mund. Keine Rohkost abends ist auch noch so ein Punkt. Wenn Ihr Körper in den Schlafmodus geht und Sie vorher rohes Gemüse essen, muss er doppelt so hart bei der Verdauung arbeiten. Es ist also besser, Obst oder Gemüse abends etwas abzukochen. Solche Sachen lerne ich dann immer wieder, denn man vergisst das leider auch schnell.

Halten Sie sich im Alltag strikt daran?

Nein, nicht immer, aber ich versuche schon, das öfters zu machen. Auch viele gesunde Öle zu mir zu nehmen. Nicht nur beim Kochen, sondern auch über Salate und so weiter.

Wo wir schon beim Essen sind: Frühstücken Sie gerne?

Ich frühstücke zwar, aber nicht gerne. Ich weiß, dass es wichtig ist, um den ganzen Körper ins Laufen zu bringen, aber es ist nicht meine Lieblingsmahlzeit. Früher habe ich morgens wirklich immer zwei oder drei Eier gegessen und dachte ich tue meinem Körper damit etwas Gutes, aber eigentlich ist es für mich nicht gut gewesen. Ich habe hohe Cholesterin Werte – das habe ich vererbt bekommen. Deswegen macht mein Mann morgens jetzt immer "Oatmeal". Das ist eigentlich gar nicht mein Ding. Das kommt mir vor wie Babyessen. Aber liegt vielleicht auch daran, dass ich so nicht aufgewachsen bin. Meine Mama hat früher Leberwurststullen und Salami- oder Fleischwurstbrote gemacht.

Und was gibt es zum "Oatmeal" dazu?

Beeren und ein bisschen Ahornsirup. Das esse ich gerade sehr oft. Das ist auch gut für die Verdauung. Man muss ja wirklich auch gucken, dass man Nährstoffe, die eben wichtig sind, zu sich nimmt. Man vergisst das eben schnell. "Oatmeal" ist super, um auch die Ballaststoffe abzudecken. Ich selbst habe auch zu viele Fette zu mir genommen und alles genommen wie es gekommen ist, egal ob Kuhmilch und Zucker – ich hab immer genau die falschen Sachen gemacht. Und jetzt trinke ich viel Sojamilch. Aber jede:r ist natürlich anders, das ist es jetzt für meinen Körper gut, aber das kann für andere etwas ganz anderes sein. Da kann so eine Kur-Klinik schon sehr gute Erkenntnisse bringen.

Gerade beim Älterwerden verändert sich natürlich der ganze Hormonhaushalt und da müssen Sie dann eben auch das Essen dementsprechend umstellen. Ich glaube auch wirklich, dass meine Haut deswegen gut ist, weil ich darauf achte. Aber klar, esse ich auch gerne ungesunde Sachen! (lacht)

Dieses Fast-Food gönnt sich Heidi Klum gerne

Was ist denn Ihr Guilty Pleasure?

Also ich esse schon gerne einen Burger oder Fritten. (Anm. d. Red.: Heidi bekommt einen Tee) Während der Kur habe ich gelernt, mehr Tee zu trinken, aber das ist eigentlich nicht so mein Ding. Ich trinke jetzt echt nur Tee, weil ich letzte Woche krank war. Ich bin sonst eher ein Kaffee-Mensch.

Kommt bei Ihnen auch mal traditionelle Deutsche Küche auf den Tisch?

Auf jeden Fall! Sauerkraut, Suppe, Schnitzel, Gulasch mache ich ganz oft. Das lieben die Kinder. Wir kochen jeden Tag.

Wer kocht dann?

Ich koche gerne, das ist ein bisschen therapeutisch. Und ich finde es gut, wenn meine Kinder sehen, wie man kocht, damit sie es auch lernen. Mein Sohn Johan und meine Tochter Leni lieben gesundes Essen. Henry interessiert sich nicht so dafür. Knoblauch ist beim Essen obligatorisch, ich esse eine Knolle Knoblauch jede Woche.

Haben Sie das auch auf der Kur gelernt?

Das habe ich immer schon gemacht, mein Leben lang. Bei mir gab es eher Knoblauch mit Salat, statt Salat mit Knoblauch. Viele sagen auch, Knoblauch ist ein Heilmittel, das habe ich nie gewusst, aber ich weiß, mein Körper will ihn unbedingt haben. Unmengen an Knoblauch!

Gibt es denn Speisen aus Deutschland, die Sie in Amerika vermissen?

Wir haben unheimlich gute Kartoffeln in Deutschland. Wenn wir in Amerika Kartoffelsalat machen, fallen diese zusammen. So eine gute, harte Kartoffel zu finden, die, auch wenn sie gekocht ist, nicht komplett auseinanderfällt, ist sehr schwer. Also die vermisse ich schon. Ich liebe aber auch Reibekuchen, Schnitzel und Döner. Döner macht schöner! Ich wollte immer mal einen kleinen Dönerladen in L.A. aufmachen. Vielleicht kommt das irgendwann noch. Und weißen Spargel, den liebe ich über alles. Hier gibt es meistens nur grünen Spargel.

Und vom Essen zum Sport: Haben Sie eine Workout-Routine oder irgendeine Lieblingssportart?

Ich mache nicht viel Sport, aber wir haben ein Trampolin im Garten. Das Riesentrampolin habe ich eigentlich für meine Kinder einbauen lassen, aber ich hopse da auch immer herum. Ansonsten halten mich die zwei Hunde fit und ich bin generell sehr aktiv, ohne ins Fitnessstudio zu gehen. Ich habe auch keine:n Assistent:in oder so, der oder die mir immer alles hinterher schleppt – ich halte mich einfach aktiv.

Sie haben gerade schon mal kurz Ihre Kinder angesprochen. Worauf haben Sie bei der Erziehung Wert gelegt? Lagen Ihnen bestimmte Werte am Herzen?

Ich hab zwei Jungs und zwei Mädchen und habe sie alle immer gleich erzogen. Das Wichtigste ist, dass sie respektvoll und liebevoll anderen gegenüber sind. Also Menschenfreund:innen sind.

Heidi Klum: "Ich finde es total wichtig, dass Frauen, auch wenn sie älter sind, in der Öffentlichkeit stehen."

Andreas Rentz/amfAR/Getty Images

Gemeinschaft unter Frauen liegt Heidi Klum schon immer am Herzen

L’Oréal Paris möchte den Zusammenhalt unter Frauen stärken. Wie setzen Sie das in Ihrem Alltag um?

Ich freue mich sehr, an der Seite vieler starker, inspirierender Frauen der L'Oréal Paris Familie den Zusammenhalt und die Unterstützung zwischen Frauen zu zelebrieren und in gemeinsamer Stärke nach außen zu tragen. Zuletzt setzen wir im Rahmen der Cannes Filmfestspiele ein feminines und feministisches Zeichen, auf welches ich stolz bin. Dazu tragen wir alle gemeinsam, aber auch auf individueller Ebene bei: Ich glaube speziell auf mich bezogen, ist es ganz cool, dass die Leute sehen, dass ich mit 50 noch die Sachen mache, die ich mache. Ich bin schon ein Girls-Girl, also habe immer den Support unter Frauen gelebt und war nie im Kampfmodus mit anderen Frauen. Sofia Vergara und ich sind seit fünf Jahren sehr eng befreundet, von ihr habe ich auch dieses Beauty-Köfferchen. Während bei mir die Kosmetikartikel oft in unterschiedlichsten Taschen verteilt mitgereist sind, hatte sie alles in diesem Köfferchen organisiert und mir dann auch irgendwann zusammengestellt und geschenkt. Seitdem heißt das Case "Sofia". Und oft fragen wir "Where is my Sofia?". Da sind alle wichtigsten Sachen drin, also von Zahnstochern, Bürste und Pinsel über mein Make-up, die Lotion, meine Brille und mein Spiegel mit Mega-Lupe. Den habe ich zum 50. Geburtstag geschenkt bekommen. Es ist nämlich echt blöd, wenn du älter bist, kannst du dir beim Schminken nicht die Brille anziehen. Dabei hilft mir jetzt der Spiegel. Sofia, also der Mensch, und ich sind Freundinnen. Wir unterstützen uns gegenseitig und teilen regelmäßig unsere Erlebnisse und Weisheiten.

Spüren Sie als Person in der Öffentlichkeit Druck, was das Älterwerden angeht?

Ich habe den nicht und ich mache mir den auch nicht. Es ist natürlich ein beliebtes Thema, aber ich meine, am Ende des Tages wollen wir ja alle älter werden. Wir wollen ja nicht früh sterben, sondern gesund ins hohe Alter kommen. Deswegen mache ich auch Sachen wie diese Kur mit meinem Mann. Und zwar präventiv. Wir warten nicht erst ab, bis es zu spät ist. Aber klar, ich nehme das Älterwerden, schon wahr. Das Gute ist aber, meine Augen werden immer schlechter, deswegen sehe ich auch nicht mehr jedes Fältchen. Das ist ganz praktisch, wenn dann alles ein bisschen verschwommen ist. (lacht)
Ich finde es außerdem total wichtig, dass Frauen, auch wenn sie älter sind, in der Öffentlichkeit stehen. Immer nur junge Frauen in den Zeitschriften oder auf den Titeln verzerren die Realität. Das ist nicht gut für die Jüngeren und gibt den älteren Menschen ein schlechtes Gefühl, weil es irgendwie heißt, “Ich bin nichts mehr Wert, nur weil ich jetzt Falten habe”. Ich finde es daher gut und wichtig, dass einflussreiche Beauty-Marken wie L'Oréal Paris dies aufgreifen, gezielt die Diversität von Schönheit verkörpern und dazu ermutigen, bestehende Schönheitskonventionen über Bord zu werfen. Wir sind alle schön und sollten stolz und stark unseren Weg gehen – unabhängig des Alters, des Geschlechts oder der Herkunft. Deswegen bin ich auch noch super gerne im Fernsehen, ich möchte dieses Bild nicht unterstützen und Frauen in meinem Alter repräsentieren. So wie Jane Fonda zum Beispiel, die – ebenfalls als L'Oréal Paris Markenbotschafterin – mit 86 Jahren ganz locker über den roten Teppich in Cannes läuft.