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Kate Middleton: Wie die heutige Prinzessin von Wales schon in den 2000ern auf stilvolle Normcore-Looks setzte

Kate Middleton, die heutige Prinzessin von Wales, festigte bereits mit ihren Looks aus den Nullerjahren ihren heutigen Status als "Ikone des zurückhaltenden Stils".
Kate Middleton
Photo: Getty Images

Kate Middleton: Wie die Normcore-Looks der 2000er den heutigen Stil der Prinzessin von Wales prägten.

In der siebten Folge der sechsten Staffel von "The Crown" geraten Kate Middleton (gespielt von Meg Bellamy) und ihre Mutter Carole (gespielt von Eve Best) in einen Streit. Kate glaubt, dass ihre Mutter sie dazu drängt, mit ihrem Klassenkameraden Prinz William auszugehen: Sie habe die Vorstellung von ihr und William immer geliebt, wirft die Tochter der Mutter vor. Carole versucht, daraufhin, ihre Beweggründe zu erklären: Nach dem Trauma und dem Drama um Prinzessin Dianas Tod brauche ein Junge wie William Stabilität, argumentiert sie. Kate könnte genau das bieten, immerhin sei sie ein nettes, normales Mädchen, so Carole Middleton.

Kate Middleton: Vom "normalen Mädchen" zur Prinzessin?

Natürlich handelt es sich dabei um ein erfundenes Gespräch. "The Crown" mag zwar auf Historie basieren, ist jedoch reine Fiktion. So wird in besagter sechsten Staffel ebenfalls behauptet, Carole Middleton sei fast schon wie besessen davon gewesen, die Beziehung und damit auch schlussendlich die Hochzeit zwischen ihrer Tochter und dem Prinzen einzufädeln. Doch in den Aussagen von Eve Bests Carole Middleton steckt auch ein Körnchen Wahrheit: Die Stärke der realen Kate Middleton war und ist ihre Normalität.

Im Jahr 2004 machte die britische Boulevardzeitung The Sun die Nachricht publik, dass Prinz William mit Kate Middleton, seiner Kommilitonin von St. Andrews, zusammen sei. "Finally! Wills Gets A Girl", lautete damals die Schlagzeile, die neben einem Foto der beiden auf einer Skipiste erschien. In den Monaten zuvor waren bereits Gerüchte über das Paar aufgekommen, doch dies war das erste Mal, dass ein unbestreitbarer fotografischer Beweis vorlag. Plötzlich befanden sich die Middletons inmitten eines medialen Feuersturms. Die ganze Welt wollte alles über die potenzielle zukünftige Königin wissen.

Kate Middleton beim Besuch des Cheltenham Festival Race Meetings im Jahr 2007.

Photo: Getty Images

Zunächst machte sich die Boulevardpresse über Kate Middletons bürgerliche Herkunft lustig. Sie und ihre Schwester Pippa wurden in Anspielung an Kletterpflanzen als "the Wisteria sisters" bezeichnet, um ihr angebliches Ziel des sozialen Aufstiegs in der britischen Aristokratie zu verspotten. Und auch Carole Middleton wurde aufgrund ihres einstigen Berufs als Flugbegleiterin zum Objekt von Spott und Häme, wie etwa in einem Artikel der Daily Mail aus dem Jahr 2007.

Doch inmitten all der Jahre des öffentlichen Lärms um sich und ihre Familie sagte Kate Middleton … nichts. Eine unbeirrbare Diskretion, die wohl auch für Prinz William zu einer ihrer bemerkenswertesten Qualitäten wurde: "Jedes Mal wenn William sich bei Kate unwohl fühlte, entdeckte er schnell, dass es nicht so einfach war, sie durch die Mädchen zu ersetzen, die er zu wollen glaubte, oder jemanden zu finden, dem er so vertrauen konnte wie ihr", schrieb Tina Brown in den Palace Papers.

Kate Middletons Normcore-Looks der Nullerjahre

Eine Zurückhaltung, die sich auch in Kate Middletons Looks widerspiegelte, die man gut und gerne als "Normcore" bezeichnen könnte: Tweed-Blazer und Zopfstrickpullover bei Pferderennen oder Bootcut-Jeans und ein weißes Tanktop bei einem Spaziergang mit ihrem Vater. Klassische Stiefel von Penelope Chilvers schienen dabei ebenso zu ihrer Grundausstattung zu gehören wie romantische Strickjacken.

Juli 2006: Kate Middleton mit weißer Jeans und Strickjacke – begleitet von Chelsy Davy, der damaligen Freundin von Prinz Harry.

Max Mumby/Indigo/Getty Images

Kate Middleton hielt sich stets von auffälligen oder außergewöhnlichen Modetrends fern – eine Tatsache, die im Nachhinein umso bemerkenswerter ist, wenn man bedenkt, dass sie damals noch Studentin an der Universität war. Eine Zeit, die für die meisten eine der verwirrendsten und experimentellsten Phasen des Lebens ist – auch im Hinblick auf den eigenen Stil und die Garderobe. "Kate liebte Wildlederstiefel, einen guten Blazer und eine verspielte Bluse", resümiert José Criales-Unzueta, Fashion News Writer von VOGUE, über ihre zentralen Stilgrundsätze zur damaligen Zeit. Kurzum? Alles war einfach normal.

Das einzige Mal, dass Kate Middletons Outfits auffälliger wurden, war, als sie und Prinz William sich 2007 kurzzeitig trennten. Damals trug sie Kleider mit V-Ausschnitt und Pailletten, während sie in London Clubs besuchte – doch nach ihrer Versöhnung kehrte der zurückhaltendere Stil zurück.

Mode als strategische Positionierung?

Vielleicht alles eine modische Strategie? Da Kate Middleton nicht mit der Presse sprach, war das Einzige, was diese regelmäßig kommentieren konnte, ihr modischer Stil. Und so ließ die Prinzessin in spe kurzerhand ihre Kleidung für sich sprechen.

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"Selten trug sie etwas, was sich die britische Öffentlichkeit nicht leisten konnte, sondern präsentierte sich in frischen, schwungvollen High-Street-Kleidern [und] kurz geschnittenen Blazern als die perfekte Freundin aus dem Herrenhaus von nebenan", schreibt Tina Brown. "Sie wurde zu einer stillen Ikone des eleganten und zurückhaltenden Stils." Während die Presse ihre Herkunft aus der Mittelschicht als Waffe gegen sie einsetzen wollte, nutzte sie sie gekonnt für sich aus: Sie brauchte keine ausgefallenen Designer-Taschen oder extravaganten Kleider, um sich den begehrtesten Mann Großbritanniens zu angeln. Sie konnte es in Topshop tun.

Kate Middleton beim Einkaufen in London im November 2005.

Photo: Getty Images

Eine Art Modemärchen war geboren: "Diese Prinzessin war keine 'Glamazone' oder ein Supermodel in Runway-Samples", sagt Criales-Unzueta. "Sie war das Mädchen von nebenan und kleidete sich auch so – was bedeutet, dass alle, die sie beobachteten, sich durch ihren Stil nicht überrumpelt oder vor den Kopf gestoßen fühlten. Vielmehr fühlten sie sich durch die Normalität ihrer Kleidung gesehen."

Langsam, aber sicher begann die Öffentlichkeit Kate Middleton dafür zu lieben. Kleidungsstücke, die sie trug, waren in Rekordzeit ausverkauft. Der viel besprochene Kate-Effekt war geboren. Kate Middleton war genau wie wir, und wir konnten genau wie Kate Middleton sein: "Ihr persönlicher Stil war zugänglich und nachahmbar. Er war leicht zu kopieren, und sich wie Kate Middleton kleiden zu wollen, war nicht unbedingt eine entmutigende Aufgabe", fügt Criales-Unzueta hinzu.

Als die Kostümbildnerin von "The Crown", Sidonie Roberts, alte Fotos von Kate Middleton aus ihren frühen Zwanzigern studierte, kam sie zu demselben Schluss: "Sie war talentiert, attraktiv und wich nie extrem von ihrem beabsichtigten Kurs ab", sagt Roberts. "Sie war modisch auf eine akzeptable Weise." Roberts kam zudem zum Schluss, dass Kate Middletons Outfits aus ihrer Zeit an der Universität in den 2000ern der Vorläufer für das Stilhandbuch waren, das sie bis heute verwendet. "Man kann die Kate von heute schon damals sehen, oder? Sie war perfekt für die Rolle, die sie jetzt innehat", fügt Sidonie Roberts hinzu.

Kate Middleton auf dem Gatcombe Park Festival im August 2005.

Photo: Getty Images

Roberts hat recht. Heute, anderthalb Jahrzehnte später, ist Kate Middleton die Prinzessin von Wales. Und obwohl sich die Mode mittlerweile gewandelt hat, trägt sie noch immer Outfits, die eine glamouröse Zugänglichkeit haben. Für jedes Kleid von Alexander McQueen scheint es auch eines einer High-Street-Marke in ihrem Kleiderschrank zu geben. Und: Kate Middleton trägt Outfits immer wieder – sogar Abendkleider. Fast alle Labels, die sie trägt, stammen aus Großbritannien: "Es hat sich nicht viel geändert außer der Tatsache, dass sie erwachsen geworden ist und sich jetzt für den Job kleidet, den sie ausübt", sagt Criales-Unzueta. "Die Anzüge, die Mantelkleider – sie sind alle eine Erweiterung der damaligen Normalität." Mit anderen Worten: "Einfach, geradlinig und unkompliziert waren schon immer die Markenzeichen von Kate Middleton." Wenn es eine Sache gibt, die die heutige Prinzessin von Wales in ihren zwei Jahrzehnten im Rampenlicht gemeistert hat, dann ist es die Tatsache, dass ein einfaches modisches Statement oft die größte Wirkung hat.

Dieser Artikel erschien im Original auf Vogue.com.

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