Marina Abramović: Smalltalk mit einer der bekanntesten Performance-Künstler:innen der Welt
Sie hat in ihrer über fünf Jahrzehnte andauernden Karriere immer wieder die Grenzen der (eigenen) körperlichen und geistigen Belastbarkeit getestet – wir erinnern uns, wie sie 2010 600 Stunden lang im MoMa schweigend auf einem Holzstuhl saß. Diesen Herbst bietet die Royal Academy of Arts in London einen Überblick über Abramovićs außergewöhnliche Praxis mit Fotografien, Videos, Objekten und Installationen, zudem werden vier von ihren bahnbrechenden Performance-Stücken gezeigt, die live in den Galerien aufgeführt werden (einen akutellen Zeitplan dazu finden Sie hier). “Marina Abramović” läuft vom 23. September 2023 bis 1. Januar 2024.
Performance-Künstlerin Marina Abramović im VOGUE-Interview
VOGUE: Was war der beste Ort, an den Sie je gereist sind?
Marina Abramović: Cocoa Island auf den Malediven. Da gibt es nur sechs Häuser, man ist mitten im Ozean und kann nirgends hin. Also wacht man einfach morgens auf und geht ins Meer.
Welchen Film sollte ich dieses Wochenende anschauen?
"Teorema" von Pier Paolo Pasolini. Die Hauptfigur ist vollkommen frei von der Beurteilung, was gut und böse ist. Das ist politisch so unkorrekt.
Welches Buch hat Ihr Leben am meisten verändert?
"Auf der Suche nach dem Wunderbaren" von Pyotr Ouspensky.
Was ist Ihr größtes Laster?
Belgische Schokolade.
Woher weiß ich, dass ich verliebt bin?
Ganz einfach: Man bekommt keine Luft, kann nicht schlafen, isst kaum, ist besessen und hat ein komisches Gefühl im Magen.
Welche Eigenschaften suchen Sie in einem Partner?
Ehrlichkeit und Humor.
Wenn Sie nur ein einziges Kleidungsstück vor einem Feuer retten könnten, welches wäre das?
Meine Kaschmirdecke von Chrome Hearts. Ich habe sie seit Jahren. Ich reise mit ihr, schlafe auf ihr, ich kann nicht ohne sie sein.
Marina Abramović: "Ich bin dagegen, zu viel zu planen"
Was war Ihr extravagantester Kauf?
Ein Montblanc-Füllfederhalter, mit dem ich Kopien meines ersten Buches signiere.
Wie kann ich bleibenden Eindruck hinterlassen?
Seien Sie Sie selbst. Strengen Sie sich nicht zu sehr an. Haben Sie keine Angst. Betreten Sie einen Raum voller Selbstbewusstsein.
Was sind Ihre Schönheitsrituale?
Ich bade gerne mit Kochsalz und Backpulver oder Apfelessig, trage eine koreanische Hautpflegemaske auf und lasse mich richtig einweichen.
Die Arbeit welcher Künstler:innen beschäftigt Sie besonders?
Van Gogh und Rothko liegen mir sehr am Herzen. Ihre Werke bringen mich zum Weinen. Die besten sind "Night Sky" und "The Chapel in Houston".
Wer sind Ihre Musen?
Tibetische Mönche, Aborigines aus Zentralaustralien und Schamanen aus dem Amazonasgebiet.
Sie haben nur fünf Minuten Zeit zum Fertigmachen, was ziehen Sie an?
Roten Lippenstift.
Welches ist Ihr Lieblingsparfum?
Ich versuche schon seit Jahren, meinen eigenen Duft zu erschaffen: den Geruch von Blitzen nach einem Sturm. Er würde "Insomnia" heißen, weil man nicht mehr schlafen kann, wenn man ihn trägt.
Wessen Kleiderschrank würden Sie gern plündern?
Tilda Swintons. Sie hat ein unglaubliches Gespür für Kleidung und sieht immer anders aus.
Ich verbringe 24 Stunden in Belgrad, was sollte ich tun?
Ich bin dagegen, zu viel zu planen. Gehen Sie einfach mit offenem Geist durch die Straßen. Ich persönlich mag die Altstadt.
Dieses Interview ist Teil der neuen VOGUE-Ausgabe für Oktober, die am 7.10.2023 erscheint.
