Gesundheit

Kann man zu viel Wasser trinken? Das passiert, wenn Sie es übertreiben – und daran können Sie es erkennen

Der Körper braucht ausreichend Flüssigkeit, aber man kann es auch übertreiben. Das zeigt sich durch bestimmte Warnsignale – und kann sogar gefährlich werden.
Zu viel trinken Daran erkennen Sie wenn Sie zu viel Flüssigkeit zu sich nehmen
Viktoriya Skorikova

Hier erfahren Sie, was passiert, wenn Sie zu viel trinken – und auf welche Warnsignale Sie achten sollten.

Wie viel ist eigentlich zu viel? Diese Frage stellen sich die wenigsten, wenn sie zu ihrer Wasserflasche greifen. Oft heißt es ja "viel trinken ist gesund". Aber tatsächlich kann es schädlich sein, übermäßig viel Wasser zu trinken.

Zu viel Wasser kann den Elektrolythaushalt im Körper aus dem Gleichgewicht bringen und im schlimmsten Fall sogar zu einer Wasservergiftung führen. Doch woran erkennt man, dass man zu viel trinkt, und was sind die Warnsignale?

Zu viel trinken ist möglich

Grundsätzlich gilt beim Trinken: Die Dosis macht das Gift. Erwachsene benötigen täglich etwa drei Liter Flüssigkeit – davon sollten rund 1,5 bis zwei Liter Wasser sein, so die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Der Rest wird über die Nahrung gedeckt, besonders durch wasserreiches Obst und Gemüse.

Doch obwohl viele Menschen zu wenig trinken, warnen Experten auch vor dem anderen Extrem: dem übermäßigen Wasserkonsum. Denn man kann tatsächlich nicht nur mit Alkohol, sondern auch mit Wasser über den Durst trinken – und das kann schwerwiegende Folgen haben.

Wasservergiftung kann tödlich sein

Normerweise scheidet der Körper überschüssiges Wasser einfach aus. Bis zu zehn Liter, über den Tag verteilt, können die Nieren verarbeiten. Doch wer sturzartig mehrere Liter auf einmal trinkt, kann die Nieren an ihre Grenzen bringen.

Und dann kann es ernst werden. Und zwar in Form einer Wasservergiftung. Die kann zu Verwirrtheitszuständen, Kreislaufproblemen, Orientierungslosigkeit, Schwindelanfällen, Übelkeit sowie Erbrechen führen und lebensgefährlich werden.

Blut wird stark verdünnt

Was umgangssprachlich als Wasservergiftung bezeichnet wird, ist medizinisch gesehen eine Hyponatriämie – ein gefährlicher Natriummangel im Blut, der durch die Verdünnung des Blutes entsteht.

Dabei verdünnen die großen Flüssigkeitsmengen das Blut. Sie spülen Nährstoffe regelrecht aus den Zellen heraus und bringen den Kalium- und Natriumaustausch durcheinander. In der Folge sackt der Natriumspiegel ab. Zeitgleich wächst die Wassermenge in den Zellen, sie dehnen sich aus, wie die US-amerikanischen Mayo-Kliniken erklären. Und das kann dramatisch enden – im schlimmsten Fall sogar tödlich.

Beschwerden bei einer Wasservergiftung

Eine Wasservergiftung kann Symptome wie Herzrhythmusstörungen verursachen. Die viele Flüssigkeit setzt den Nieren zu und führt schlimmstenfalls zu einem Hirnödem, also Wassereinlagerungen im Hirngewebe. Das ist lebensgefährlich, weil der Schädel dem Gewebe keinen Platz zum Ausdehnen lässt.

Außerdem kann der gesteigerte Hirndruck ein Lungenödem verursachen. Symptome sind Schwindel, Atemnot, Krämpfe, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen – und manche Menschen überleben das nicht.

Dosis macht das Gift

Das heißt: Die große Menge in kurzer Zeit macht das Gift. Gefährdet sind insbesondere Sportler:innen. Laut der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz "sind immer wieder Amateur-Marathonläufer von Wasservergiftungen betroffen. Aus Angst, während des Laufes auszutrocknen, trinken sie ständig nach".

Expert:innen schätzen, dass ein Drittel der Teilnehmer bei einem Marathon übermäßig trinkt. Fünf von 1.000 Teilnehmenden sogar in einem bedrohlichen Maße. Aufpassen sollten auch andere Ausdauersportler:innen, die beim Training literweise Wasser trinken.

Fatal: Trinken gegen Hunger

Eine weitere Risikogruppe sind oftmals junge Menschen – insbesondere junge Frauen –, die besonders viel trinken im Bestreben, ihr Hungergefühl zu senken und es zu überdecken. Dies betrifft insbesondere sogenannte Crash-Diäten, bei denen wenig oder gar nichts gegessen wird. Wird parallel viel getrunken, besteht auch hier die Gefahr einer Wasservergiftung.

Eine dritte Gruppe gefährdeter, eigentlich gesunder Menschen sind diejenigen, die bei absurden Mutproben oder Wettbewerben möglichst viel Wasser in kurzer Zeit trinken. Bei einem Wasser-Wetttrinken eines Radiosenders im US-Bundesstaat Kalifornien im Jahr 2007 starb etwa eine Teilnehmerin, nachdem sie schnell eine riesige Wassermengen getrunken hatte.

Bei Hitze etwas mehr trinken

Also stimmt es gar nicht, dass man möglichst viel trinken soll? Ausreichend viel trinken sollte man auf jeden Fall, aber eben nur das. Im Alltag reicht es, auf das natürliche Durstgefühl zu hören und nicht zwanghaft zu trinken, also etwa 1,5 bis zwei Liter Wasser am Tag. Bei Hitze und sportlichen Anstrengungen oder Magen-Darm-Erkrankungen können es auch ruhig einmal drei Liter oder mehr sein.

Zumal gilt: "Gesundheitliche Vorteile hat das Zuviel-Trinken nicht. Es wird zwar immer wieder behauptet, dass viel Flüssigkeitszufuhr den Körper entgiften solle. Dies klingt zwar plausibel, wurde bisher jedoch nicht durch wissenschaftliche Studien bewiesen", so die rheinland-pfälzische Landeszentrale für Gesundheitsförderung.

Bewiesen seien hingegen die lebensgefährlichen Folgen, die sich ab einer Trinkmenge von fünf bis sechs Litern pro Tag einstellen könnten. "Aber Achtung, selbst bei einer Trinkmenge unter fünf Litern, die also trotzdem noch dauerhaft erhöht ist und über der empfohlenen Tagesmenge liegt, kann sich der Mineralstoffhaushalt des Körpers verändern.

Farbloser Urin zeigt große Trinkmenge an

Woran merke ich denn, wie viel ich getrunken habe, wenn ich bei den Litern nicht aufgepasst habe? Grundsätzlich sollte jede:r so bewusst trinken, dass sie:er zumindest ungefähr weiß, wie viel Wasser sie:er zu sich genommen hat.

Ansonsten kann aber auch ein farbloser Urin ein Hinweis darauf sein, dass man zu viel getrunken hat und es damit besser erst einmal gut sein lässt. Weiterhin können die Muskeln zittrig werden, vielleicht sogar krampfen oder sich schwach anfühlen, wenn wegen zu viel Wasser im Körper der Natriumspiegel absackt und ihm Elektrolyte fehlen. Und auch das andauernde Gefühl von Schläfrigkeit, Müdigkeit und fehlender Energie kann von zu viel Wasser im Körper rühren.

Zu viel Wasser: Ab zum:zur Ärzt:in

All dies gilt so erst einmal für gesunde Menschen. Wer an Herz- und Nierenschwäche leidet, muss noch einmal anders auf sein Trinken achten und sollte sich und sein Trinkverhalten eng medizinisch begleiten lassen.

Und was tut man, wenn man zu viel Wasser getrunken hat und der Natriumspiegel abgestürzt ist? Auch hier heißt es, sich dringend in ärztliche Behandlung zu geben, um mögliche körperliche Folgen abklären zu lassen. Parallel gilt es dann, dem Körper schnell wieder Elektrolyte und damit auch Salze zuzuführen, was über spezielle Gels oder Pulver erfolgen kann. Aber auch hier: Bitte keine Selbstmedikation, sondern die Aufnahme mit Mediziner:innen abklären.

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