Ich bin auf die Malediven gereist, um zum ersten Mal zu tauchen – das habe ich dabei gelernt

Die Unterwasserwelt hautnah zu erleben, war schon immer der Wunsch einer VOGUE-Autorin. An einem der wohl schönsten Orte dieser Welt hat sie nun eine erste Taucherfahrung gemacht – zum "Women's Dive Day".
Zum ersten Mal Tauchen  auf den Malediven
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Erstmals Tauchen: So war die Erfahrung einer VOGUE-Autorin.

Beim Zwischenstopp in Doha überkommt es mich. Meine Gedanken kreisen um "Im Rausch der Tiefe", einen Film, den ich in meiner Jugendzeit das erste Mal gesehen habe und der mich seitdem immer wieder einholt. Für alle, die diesen französischen Klassiker von Luc Besson nicht kennen: Die beiden Jugendfreunde Jacques und Enzo gehören zu den besten Apnoetauchern weltweit – und lassen beide jedoch schlussendlich ihr Leben in dieser magischen und faszinierenden Unterwasserwelt. Auch wenn die Geschichte dramatisch ist, blieb bei mir als Jugendliche vor allem dieser unbeschreibliche Zauber der Meereswelt hängen – die mich nun erneut einholt.

Zwar enttäuscht die Filmauswahl auf dem Anschlussflug nach Malé, der Hauptstadt der Malediven, und führt besagten Film nicht, doch das Thema Tauchen ist weiter allgegenwärtig – gemischt mit Vorfreude und auch etwas Angst. Denn schon am nächsten Tag werde ich zum ersten Mal selbst in diese mir bislang unbekannte Welt eintauchen – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Nicht nur im Sonnenuntergang wunderschön: das Sentido OBLU Helengeli Resort auf den Malediven.

Mohamed Muha

Women's Dive Day: Warum sich immer mehr Frauen fürs Tauchen begeistern

Der Anlass dieser Reise ist aber nicht nur mein jahrelang gehegter Wunsch einmal das Tauchen mit Sauerstoffflaschen auszuprobieren, sondern auch ein ganz besonderer: der Women's Dive Day steht an. Den Tauchtag speziell für Frauen, der jährlich am 20. Juli begangen wird, gibt es tatsächlich zu Recht. Denn seit jeher scheint das Tauchen als Sportart männlich besetzt zu sein und wird von Männern dominiert (das zeigt sich auch im oben genannten Film, in dem Frauen nur eine Nebenrolle spielen – auch wenn es da um eine andere Art des Tauchens geht).

In den vergangenen Jahren setzen sich nun aber immer mehr Organisationen dafür ein, den Frauen den Zugang zum Sport zu erleichtern und um die Sichtbarkeit der bestehenden Taucherinnen zu steigern. Auch einer der größten Tauchorganisationen weltweit, der PADI, liegt das Thema am Herzen, weshalb sie vor über zehn Jahren den Women's Dive Day ins Leben gerufen haben.

Teil dieser Initiative ist seit Jahren ebenfalls das Sentido OBLU Helengeli auf den Malediven. Gemeinsam mit Vertreter:innen der Regierung und der Tauchorganisation PADI wurde in diesem Jahr nicht nur das 10-jährige Bestehen des Women's Dive Days zelebriert, sondern auch die Fortschritte gefeiert, die im zurückliegenden Jahrzehnt gemacht wurden. Das Wichtigste: Der Anteil von Frauen, die tauchen, hat sich von 36 auf 40 Prozent erhöht. Dafür wurde auf den Malediven bereits vor 40 Jahren der Grundstein gelegt: Giuseppe D'Amato, der erste Tauchlehrer der Region und Gründer der Tauchschule TGI Maldives, hat damals die erste hiesige Tauchlehrerin zertifiziert. Seitdem ist es seine Mission, das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen im Tauchsport zu beheben und die Zahl der weiblichen PADI-Mitglieder zu erhöhen.

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Zum Tauchen auf die Malediven

Anlässlich des Women's Dive Day bin ich nun mit einer Gruppe von neun weiteren Frauen im Sentido OBLU Helengeli, um zum ersten Mal den Tauchsport kennenzulernen. Hatte bei der Anreise noch vor allem die Vorfreude überwogen, so werde ich, je näher der Zeitpunkt rückt, immer angespannter. Es wird viel darüber gesprochen, dass das Wichtigste sei, unter Wasser nicht in Panik zu verfallen. Alles andere sei leicht zu meistern. Doch je mehr ich mit selbst einrede, ruhig zu bleiben, desto nervöser werde ich.

Dann ist es so weit, wir bekommen unsere Tauchausrüstung samt Wetsuit, Flossen, Brille und einem unerwartet schweren Tauchgürtel. Alles muss anprobiert werden, damit es möglichst gut passt, schließlich gibt es unter Wasser wenig Möglichkeiten zum Nachjustieren. Dann heißt es ein paar einfache Tauchzeichen lernen. Beim Zeichen für "Hai" (dabei wird die Hand im 90 Gradwinkel an die Stirn gehalten) verfallen alle in ein nervöses Lachen. Kleiner Spoiler vorweg: Einen Hai werden wir an diesem Tag nicht sehen.

Unsere ersten Versuche machen wir in einer kleinen Lagune am Strand. Hier müssen wir kleine, aber wichtig Handgriffe lernen, zum Beispiel wie man die Tauchermaske beim Tauchgang von Wasser befreien kann oder das Mundstück herausnimmt und wieder einsetzt. Diese Übungen sind nicht zu komplex. Jedoch wird mir schnell bewusst, wie schwer mir ein kontrolliertes Ein- und Ausatmen ausschließlich durch den Mund fällt. Durch meine Yogapraxis habe ich gerade in Stresssituationen eine Atemroutine mit Einatmen durch die Nase und Ausatmen dann durch den Mund verinnerlicht, sodass mir das reine Atmen durch den Mund schwerfällt.

Das erste Mal unter Wasser

Anschließend geht es auch schon auf ein Boot und raus aufs Meer. Auf der Fahrt dorthin ist es ruhig, alle scheinen mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein. Trotz all meiner Euphorie und Faszination für die Unterwasserwelt empfinde ich die Vorstellung, gleich Teil des Ozeans zu werden, als etwas beklemmend. Und dann geht alles ganz schnell, die Sauerstoffflaschen sind auf meinem Rücken und vor mir begibt sich die erste Teilnehmerin schon mit einem großen Schritt nach vorne in das so wunderbar türkis schimmernde Meer des Indischen Ozeans.

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Es bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken – ich bin an der Reihe. Es ist einer dieser Momente, die in Sekunden passieren und für einen selbst wie in Slow Motion ablaufen. Dann bin ich unter Wasser – und habe entgegen der wichtigsten Einweisung Panik. Mein ganzer Körper scheint sich gegen diese ungewohnte Situation zu wehren. Und je nervöser ich werde, desto mehr Sauerstoffblasen produziert meine Atemmaske, desto unsicherer werde ich – ein teuflischer Kreislauf.

Sich trauen – nur mit der perfekten Tauchlehrerin

Und dann ist Greta neben mir. Sie nimmt meine Hand und gibt mit ihrer anderen Hand einen sanften Rhythmus vor, um meine Atmung ruhiger werden zu lassen. Greta, eine unserer Guides, hat schon beim Anprobieren des Wetsuits meine Unsicherheit gespürt und mich direkt zu ihrer Tauchpartnerin gemacht. Die gebürtige Italienerin wohnt seit vielen Jahren auf den Malediven, hat hier ihre Liebe gefunden und eine Familie gegründet.

Bereits als 15-Jährige hat sie ihren Tauchschein gemacht, obwohl sie in Italien nicht in der Nähe des Meers wohnte. Dort hat sie auch die Ausbildung zur Tauchlehrerin abgeschlossen, dann kam sie vor über 16 Jahren auf Malediven. "Ich liebe die Ruhe, den Frieden unter Wasser, aber am meisten liebe ich es, anderen das Tauchen beizubringen – gerade wenn man sieht, wie die Menschen am Anfang ihre Bedenken haben, vielleicht sogar ein wenig Angst. Und dann, nach ihrem ersten Tauchgang, ihr Gesicht aufleuchten zu sehen – das ist einfach toll", sagt sie.

Auch ihr ist bewusst, dass das Tauchen bisher ein von Männern dominierter Sport ist: "Tauchen sollte auf keinen Fall nur für Männer sein. Das war vor einigen Jahren noch so, aber das hat sich extrem gewandelt." Einen wichtigen Grund für diese Veränderung sieht Greta auch bei der wachsenden Zahl von weiblichen Tauchlehrerinnen: "Frauen haben sich mit männlichen Lehrern oft unwohl gefühlt und es dann trotz Interesse bleiben lassen. Es ist toll, dass nun mehr Frauen als Lehrerinnen arbeiten und so wiederum mehr Frauen für den Sport begeistert werden können." Und ich muss ehrlich gestehen: Mit einem Mann wäre ich am nächsten Tag auf den Malediven für einen zweiten Tauchgang wohl nicht ins Wasser gegangen. An Gretas Hand jedoch ist plötzlich alles möglich.

Mit Tauchlehrerin Greta Marcello unter Wasser.

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Frauen und Tauchen: So hat sich der Sport in den letzten Jahren entwickelt

Greta ist nur eine der vielen Frauen, die das männlich besetzte Tauchen weiter zu einem Sport für alle machen möchte. Wie oben erwähnt, setzen sich beispielsweise die Tauchschule TGI Maldives und die Organisation PADI genauso wie das Sentido OBLU Helengeli dafür ein. Verschiedene Aspekte kommen hier zur Geltung, wie eben mehr weibliche Tauchlehrerinnen, aber auch weniger Hürden für Frauen.

"Hier ist es für uns wichtig, dass Frauen auch als Mütter weiterhin ihrem Lieblingssport nachgehen können", sagt Greta Marcello, die selbst zweifache Mutter ist. Die Bedürfnisse seien hier einfach andere. "Und auch Tauchen mit Kindern wird mehr in den Fokus rücken. Es wird ein Bubblemaker Program geben, das speziell für 8- bis 10-Jährige gedacht ist, um sie spielerisch an das Tauchen heranzuführen", verrät sie. Und auch bessere Rahmenbedingungen werden geschaffen: Für den nächsten Women's Dive Day plant das Sentido OBLU Helengeli Tauch-Packages speziell für Frauen anzubieten, umso die Berührungsängste zu minimieren.

Schnorcheln als Alternative zum Tauchen?

Und wie geht es für mich mit dem Tauchen weiter? Auch wenn ich weiterhin mit Freude "Im Rausch der Tiefe" schauen werde und die Faszination für die Unterwasserwelt nach meinem kleinen Einblick umso mehr nachvollziehen kann, als der ideale Freizeitspaß hat sich das Tauchen für mich nicht entpuppt. Dafür habe ich aber eine andere neue Leidenschaft hier auf den Malediven für mich wiederentdeckt: das Schnorcheln. Das Sentido OBLU Helengeli hat eines der schönsten noch intakten Riffe direkt bei den Wasservillen, weshalb es von allen liebevoll das "Hausriff" genannt wird. Die Meereswelt ist hier einfach faszinierend, zig unterschiedliche Fische sind zu sehen und auch ein kleiner Hai schaut vorbei, so nah, dass ich ihn fast anfassen hätte können. Ich merke, wie ich hier ganz von selbst in meinen eigenen ruhigen Atemrhythmus verfalle und zumindest im Kleinen ein Teil dieses magischen blauen Kosmos werde.

Mohamed Muha

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