Politik & Gesellschaft

Ukraine-Angriff: Was Sie jetzt tun können, um den Leidtragenden zu helfen

Russland hat seine Drohungen wahrgemacht und begonnen, die gesamte Ukraine militärisch anzugreifen. Wir haben Organisationen und Anlaufstellen zusammengestellt, an die Sie sich jetzt wenden oder die Sie unterstützen können. 
Protestierende für Frieden in der Ukraine am 27. Februar 2022 in Berlin
Protestierende für Frieden in der Ukraine am 27. Februar 2022 in Berlin Hannibal Hanschke

Angriff auf die Ukraine: Wie wir jetzt helfen können

"Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht", sagte Außenministerin Annalena Baerbock am Morgen des 24. Februars treffend in einer Presseansprache. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte "seinen Drohungen schreckliche Taten folgen lassen" und in der vorherigen Nacht begonnen, die gesamte Ukraine anzugreifen. In mehreren Grenzregionen zu Russland und von der annektierten Halbinsel Krim aus hatte die russische Armee mit Panzern und weiterem schweren Gerät die ukrainischen Grenze passiert, laut ukrainischen Angaben außerdem von Belarus aus. Es gab Explosionen in verschiedenen ukrainischen Städten und laut Angaben der russischen Regierung ist die Infrastruktur ukrainischer Luftwaffenstützpunkte zerstört worden. "In der Ukraine finden Kampfhandlungen & Raketenangriffe statt“, teilte das Auswärtige Amt auf Twitter mit. In den vergangenen Tagen hat sich die Lage weiter zugespitzt: Es gibt zahlreiche Berichte von Angriffen russischer Seite nicht nur auf militärische, sondern auch zivile Ziele. Auch wenn sich die Angaben der Regierungen, Armeen und auf den Bildern und Videos aus der Region nur schwer verifizieren lasssen und unvorhersehbar ist, wie sich Putins brutales Vorgehen entwickelt und auf unsere künftige Geschichte auswirken wird, klar ist: Es leidet unschuldig das ukrainische Volk. Der russische Angriffskrieg hat bereits Hunderte Menschen das Leben gekostet und viele, viele mehr verletzt und aus ihren Häusern und Strukturen gerissen. Mehr als eine halbe Million Menschen aus der Ukraine befinden sich auf der Flucht. 

Die meisten von uns fühlen sich hilflos angesichts geopolitischer Machenschaften dieses Ausmaßes, aber es gibt Möglichkeiten, den Bürger:innen der Ukraine jetzt zu helfen. Wie Annalena Baerbock am Morgen Angriffsmorgen sagte: "Wir sind fassungslos, aber nicht hilflos." 

Im Folgenden haben wir einige Organisationen und Anlaufstellen zusammengestellt, an die Sie sich jetzt wenden oder die Sie unterstützen können. 

Sollten Sie sich in der Ukraine befinden, folgen sie den Anweisungen des Auswärtigen Amtes: Deutsche Staatsangehörige in der Ukraine sind dringend aufgefordert, das Land zu verlassen. Falls Sie das Land nicht auf einem sicheren Weg verlassen können, bleiben Sie vorläufig an einem geschützten Ort. Registrieren Sie sich auf: Krisenvorsorgeliste.diplo.de, emaill: [email protected], Hotline: +493050003000, weitere Informationen auf diplo.de/ukraineaktuell

Geldspenden
  • Caritas: Hilfe für die Zivilisten an der Frontlinie in der Ostukraine
  • Flüchtlingshilfe für die Binnenvertriebenen über die UN
  • gezielte Unterstützung für die Kinder in den Kriegsregionen bieten Save the Children oder Unicef
  • Auch Die Malteser sammeln Spenden für die Unterstützung der Menschen in der Ukraine und die Entsendung von Hilfstransporten
  • Das International Committee of the Red Cross versogt über die lokale Rotes-Kreuz-Organisation in der Ukraine die Menschen mit Mitteln zum Stillen ihrer Grundbedürfnisse wie sauberem Wasser, Erste-Hilfe-Kits etc.
  • Spendenkonto von Aktion Deutschland Hilft & Bündnis Entwicklung Hilft
  • Die Schweizer-deutsche Menschenrechts-NGO Libereco PHR kümmert sich um humanitäre Nothilfe. Über die Plattform ukraine.lnob.net von #LeaveNoOneBehind kann man Geld an deren Partnerorganisationen wie u.a. Libereco auch über ein Online-Formular überweisen.
  • Mission Lifeline organisiert Konvois mit Hilfsgütern und sammelt Spenden https://mission-lifeline.de/ukraine
  • Betterplace.org hat 21 Projekte zusammengestellt, die den schutzsuchenden Menschen der Ukraine helfen. Mit einer Spende unterstützen Sie alle 21 Projekte, die Sie sich auf der Webseite auch einzeln ansehen können
  • Savelife.in.ua: ist eine der größten und zuverlässigsten lokalen Organisationen, die sich um die technische Ausstattung (keine Waffen, sondern Schutzausrüstung) der ukrainischen Armee sowie die Re-Integration der Kriegsveteranen kümmert. (Die Webseite am besten mit einem Übersetzungstool übersetzen, um die Spende abzuwickeln - oder Sie schließen sich dem Paypal-Moneypool unserer betroffenen Condé-Nast-Kollegin an, die das gesammelte Geld kollektiv an Savelife spenden wird)
Sachspenden

…für die Menschen auf der Flucht / an den Grenzübergängen werden an vielen Orten lokal angenommen und gesammelt transferiert. 

Gebraucht werden vor allem Dinge wie:

  • Isomatten, Schlafsäcke, Bettwäsche, Hygieneartikel
  • Medizinische Verbandsmittel, Blutbeutel nicht verschreibungspflichtige Schmerzmittel etc.
  • technische Ausrüstung wie Funkgeräte, Ferngläser usw.
  • teils auch Decken und warme Kleidung

Suchen Sie nach lokalen Sammelstellen - in München können Sachspenden etwa bei der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche abgeben werden, in Berlin unter anderem beim Pilecki-Institut, welches seine Liste der benötigten Güter stetig aktualisiert. 
Auch Modemarken und -händler werden aktiv: In Berlin etwa sammelt Souvenir Official Hilfsgüter im Store in der Torstraße 76, in München sammelt der Secondhand-Laden Exit Store Hygieneartikel und Medikamente für Geflüchtete.

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Die in der Ukraine geborene Modedesignerin Ewa Herzog ist Co-Initiatorin einer Aktion, bei der Sachspenden in Berlin in LKWs geladen und anschließend von Fahrern in die Ukraine gebracht werden. Gestartet wird am Rasthof AVUS (Nähe Westkreuz), laut Aussage der Designerin sind die Fahrer aber bereit, auch über andere deutsche Städte zu fahren, um Hilfsgüter einzusammeln.

Weitere engagierte lokale Hilfs-Organisationen sind etwa @ukrainehilfeberlin  oder @stelp aus Stuttgart.

Unterkunft zur Verfügung stellen

Sie haben Platz für die temporäre Beherbergung von Flüchtenden? 

  • Im #Unterkunft-Formular (eine Initiative von Elinor, der GLS Bank, Ecosia und Betterplace.org) können Sie Übernachtungsplätze anbieten
  • Wenn Sie in Bayern leben können Sie auf der Seite shelterinbavaria.site angeben, wo Sie wohnen und wieviel Platz sie haben - die Organisator:innen kümmern sich um die Vermittlung, Unterkunftssuchende melden sich dann eigenständig
  • Airbnb hat angekündigt, bis zu 100 000 Geflüchteten aus der Ukraine weltweit kostenlose, vorübergehende Unterbringung ermöglichen zu wollen. Gastgeber:innen auf Airbnb, die ihre Türen öffnen möchten, um diese Initiative zu unterstützen, erfahren auf Airbnb.org, wie sie sich beteiligen können.
Hundertausende protestieren am 27. Februar 2022 am Berliner Tiergarten gegen den Krieg in der Ukraine Sean Gallup
Was Sie sonst tun können
  • Setzen Sie ein Zeichen und nehmen Sie an friedlichen Demonstrationen teil. Eine aktuelle Liste mit weltweiten Demonstrationen finden Sie hier, außerdem ist es ratsam, sich in lokalen Medien über aktuelle Termine zu informieren.
  • Helfen Sie beim Empfang Flüchtender an den Bahnhöfen. Hunderte Geflüchtete kommen derzeit täglich an den deutschen (Haupt-)Bahnhöfen an, besonders in Berlin hat sich ein großes Netzwerk Freiwilliger gebildet, die Lebensmittel und Hilfsgüter verteilen und dolmetschen. Besonders Menschen mit Sprachkenntnissen in Ukrainisch und Russisch sind noch gesucht.
  • Rechtshilfe vermitteln: Die Datenbank Ukrainelegalaid.org ist ein gemeinsames Projekt internationaler Anwaltskanzleien, Rechtsanwält:innen und Anbieter:innen von Rechtsdienstleistungen, die bereit sind, pro bono Rechtsberatung zu leisten. Sie werden hier mit vertriebenen Ukrainer:innen, die Rechtshilfe suchen, zusammengebracht.
  • Unterstützung der Presse: Um den unabhängigen, englischsprachigen Journalismus aus der Ukraine zu unterstützen, können Sie zum Beispiel The Kyiv Independent unterstützen - über Patreon oder GoFundMe. Dank einer von Reporter Ohne Grenzen mitbegründeten Spendenkampagne können Sie aus der Ukraine berichtende Journalist:innen nun außerdem konkret mit Spenden für Sicherheits- und Notfallausrüstung unterstützen. 
  • Sprechen Sie über Ihre Ängste und Sorgen, die der Krieg in der Ukraine auch hierzulande auslösen kann. Eine Anlaufstelle kann auch die Telefonseelsorge sein, Sie erreichen diese unter 0800/1110111 und 0800/1110222
  • Kostenlose psychologische Entlastungsgespräche für Menschen, die direkt oder indirekt vom Krieg in der Ukraine betroffen sind, bietet Shitshow Berlin (bisher nur auf Deutsch), Anfragen über [email protected]. Psychosoziale Fachberatung für ukrainischsprachige und russischsprachige queere Personen, die im Moment aufgrund der Situation einen Raum für Entlastung brauchen, bietete LesMigraS, Anfragen über [email protected].
  • Bleiben Sie informiert! Ein Live-Blog mit den Entwicklungen in der Ukraine finden Sie zum Beispiel bei Tagesschau.de oder beim Deutschlandfunk. Im Verlag Condé Nast berichten u.a. die Kolleg:innen von The New Yorker. Interfax-Ukraine veröffentlicht News über die politischen Entwicklungen aus der Ukraine heraus auch auf Englisch.

Dieser Artikel wurde am 24. Februar veröffentlicht und wird seitdem fortlaufend aktualisiert.

Protestierende für Frieden in der Ukraine am 27. Februar 2022 in Berlin Hannibal Hanschke
Protestierende am Brandenburger Tor, 27. Februar 2022Hannibal Hanschke
Das Brandenburger Tor erstrahlte am Mittwoch, 23. Februar 2022, in den Farben der ukrainischen FlaggeAnadolu Agency