Interview

Caro Daur: "Lasst uns doch Spaß an der Sache haben!"

Caro Daur ist Deutschlands Mode-Infuencerin Nummer eins. Den Begriff mag sie aber nicht.
Caro Daur Lasst uns doch Spaß an der Sache haben
Salvatore Ferragamo

Vor wenigen Jahren wären Karrieren wie die von Caro Daur noch unmöglich gewesen: Innerhalb von nur drei Jahren ist die Hamburgerin weltberühmt geworden. Sie ist eine von Deutschlands Vorzeige-Mode-Influencerinnen, lange war sie eine der wenigen, mit denen Luxus-Marken von Dior bis Prada zusammenarbeiteten. Schaffen lässt sich das nur durch kontinuierliche Arbeit, die so gar nichts mit dem glamourösen Image des Berufs zu tun hat. Caro Daur ist mit der Marke, zu der sie sich gemacht hat, Redakteurin, Moderatorin, Lobbyistin, PR-Agentin, Buchhalterin, Marketing-Expertin in einem. Das Netzwerk, das sie sich mittlerweile aufgebaut hat, reicht von München bis L.A., und bei Fashion Shows in der Front Row zu sitzen, ist nur ein Teil dessen, was ihren Job ausmacht. Sie hat sich "im echten Leben einen Namen gemacht", sagt sie.

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Mittlerweile ist Caro Daur aber auch zu einer Leidenschaft zurückgekehrt, die sie seit ihrer Schulzeit (während der die Theater-AG eines ihrer Hobbies war) vernachlässigt hat: die Schauspielerei. Wie passend, wenn ihr aktueller Beruf und ihre mögliche neue Berufung zusammenkommen: Aktuell ist Caro Daur in der "Gancini"-Kampagne von Salvatore Ferragamo zu sehen. Zu der gehören nicht nur Fotos, sondern auch Kurzfilme, in denen sie und andere Influencer wie Bryanboy, mit dem Daur gut befreundet ist, ihren Job ironisch darstellen, mit den Absurditäten, die dazugehören (wie die Obsession für das perfekte Foto). Selbstironie ist Caro Daur schließlich genauso wichtig wie Dankbarkeit für die Privilegien ihres Lebens. Mit uns hat sie über ihren Beruf, den Influencer-Begriff und ihre Zukunftspläne gesprochen.

Über den Influencer-Begriff

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"Das Wort Influencer als solches beschreibt nichts. Ein Influencer kann jeder sein. Es heißt ja nur, dass man Einfluss hat. Ich habe mit dem Begriff negative Assoziationen – jemand, der einfach nur Bilder postet, sonst nichts macht, keinem richtigen Beruf nachgeht, keine richtige Strategie hat. Es gibt heute so viele verschiedene Zweige, den viele, die vereinfacht als Influencer bezeichnet werden, nachgehen. Soziale Medien sind nur eine Sparte, genauso kann es digitales Marketing sein. Wir werden viel zu sehr in eine Schublade gesteckt. Natürlich gibt es die, die einfach Fitness-Shakes posten und auf die Malediven fliegen. Aber auch die, die zu den Fashion Weeks reisen, sich ein Netzwerk aufgebaut haben und Kampagnen shooten – die sich eben im echten Leben einen Namen gemacht haben. Ich habe mittlerweile ein Business aufgebaut, eine GmbH gegründet – und das alles allein. Ich sehe mich als Unternehmerin. Ich bin eine One-Woman-Show, bin im Back-Office, aber auch die Entertainerin vor der Kamera, und ich bin auch noch meine eigene PR-Agentin."

Über Ironie, Leichtigkeit & Dankbarkeit

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"Ich kann sehr gut über mich selbst lachen – das ist mir wichtig. Und auch mit Freunden und Bekannten, es darf nur nie ins Negative, Gehässige abdriften. Generell finde ich, dass es der Modebranche an Leichtigkeit mangelt. Wenn ich in Fashion Shows sitze, denke ich häufig, dass es so ein wahnsinniges Privileg ist, da zu sein – dann lasst uns doch Spaß an der Sache haben! Und einfach mehr lächeln. In der Fashion-Welt fällt es besonders auf, aber auch in anderen Industrien ist das ein Problem. Als ich BWL studiert habe, habe ich nebenberuflich als Headhunterin gearbeitet. Obwohl man darin doch die Leute triggern sollte, sich bestmöglich zu verkaufen, mit Freude an der Sache, waren viele darin viel zu ernst und unleidenschaftlich. Ich finde, da geht es auch um Dankbarkeit. Heute, da ich so viel reise, schätze ich vor allem die Zeit mit meinen Liebsten am meisten. Das Beste ist, Momente zu teilen. Als ich 15 Jahre alt war, musste ich mal länger ins Krankenhaus. Es war im Nachhinein zum Glück nichts Gravierendes, aber dadurch hat sich für mich einiges relativiert. Ich weiß mein Leben in vollen Zügen zu schätzen."

Über die Entwicklung ihres Jobs

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"Als ich vor drei Jahren aktiv mit meiner jetzigen Arbeit angefangen habe, hätte ich nie damit gerechnet, dass die sozialen Medien einmal eine solche Zugkraft entwickeln würden. Ich bin damals keiner Strategie gefolgt. Jetzt tue ich das schon – nämlich der, dass ich mir treu bleibe und ich authentisch bin. Instagram ist nicht mein Leben, sondern begleitet mein Leben. Ich habe den ganzen Tag Meetings und Fittings, schreibe E-Mails, treffe Kunden, gebe Interviews. Für viele klingt das abstrakt, es ist vielleicht auch schwer zu beschreiben. Wenn es Social Media nicht mehr geben würde, würde meine Welt nicht zu Ende gehen – dann würde ich mein Wissen in digitalem Marketing und Business nutzen. Eine meiner wichtigsten Eigenschaften ist Anpassungsfähigkeit. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ja, ich fliege um die Welt und gehe auf die tollsten Fashion Shows, aber ich wohne in Hamburg immer noch in meinem 16 Quadratmeter großen Zimmer bei meiner Familie. Es fühlt sich so gut an, zu Hause zu sein. Ich glaube, wenn ich in einer schicken Wohnung in Paris oder London wohnen würde, würde mir etwas fehlen. Und ich frage mich, ob mich das glücklich machen würde."

Über Freundschaft & Zusammenarbeit

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"Natürlich sind viele meiner Freunde heute Teil der Branche, in der ich mich bewege. Und natürlich sind das nicht nur Influencer, sondern auch Journalisten und PR-Leute. Und wie gesagt: Den Influencer-Begriff würde ich ohnehin ausweiten. Eine gute Freundin von mir ist beispielsweise Journalistin bei einem Mode-Magazin in New York und hat auf Instagram mittlerweile auch ein paar Tausend Follower. Ist sie damit schon Influencerin? Ich finde, das ist sie allein schon durch ihre Arbeit als Editor. Das Beste daran ist, dass man voneinander lernen und Synergie-Effekte schaffen kann. Dass ich beispielsweise jetzt Teil der neuen Ferragamo-Kampagne bin, habe ich Bryanboy zu verdanken – wir sind schon lange befreundet, und für die Filme und Fotos, die anlässlich der 'Gancini'-Kollektion entstanden sind, wollte er eine Gruppe von Freunden zusammentrommeln. Generell arbeite ich nur mit Marken zusammen, zu denen ich eine positive Zuneigung habe. Ich entscheide das häufig nach Gefühl, welche Zusammenarbeit ich eingehe. Das ist meine Herangehensweise, ganz einfach und natürlich."

Über das Schauspielen

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"Mein bisheriger Job hat absolut gar nichts mit Schauspielen zu tun. Was ich online teile, bin immer ich selbst. Wenn ich neue Leute treffe, sagen mir viele, dass sie auch das Gefühl haben, dass ich genauso bin, wie ich mich auf Instagram gebe. Aber Schauspielen ist etwas, was mich schon immer interessiert hat. In der Schule war ich in der Theater-AG – da habe ich meine Nachmittage verbracht. Wir waren acht Leute, eine kleine Gruppe, und haben Shakespeare gespielt, aber auch neuere Stücke. In den letzten Jahren ist meine Leidenschaft dann etwas untergegangen, aber seit zwei Jahren nehme ich in L.A. Schauspielunterricht. Ich habe einen privaten Acting Coach, weil ich immer kurzfristig in der Stadt bin, längere Kurse sind da nicht möglich. Wir sprechen aber auch häufig über Skype. Ich habe verschiedene Methoden probiert, aktuell arbeiten wir konkret an Skripten, die ich durchspreche. Um ehrlich zu sein, rede ich aber nicht so gern über meine Schauspiel-Ambitionen – ich habe das einmal auf Instagram erzählt und werde seitdem ständig darauf angesprochen. Dabei bin ich doch Sternzeichen Fische, ein kleines Sensibelchen. Mir sind da mittlerweile zu viele Erwartungen im Spiel. Ich will, dass es sich natürlich entwickelt. Authentisch eben."