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Dark Academia: 10 spannende Bücher, die Sie im Herbst unbedingt lesen sollten

Buchtipps für den Herbst gesucht? VOGUE präsentiert 10 spannende Bücher für die dunkle Jahreszeit – von "Dark Academia" bis zu "Gothic Horror".
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Bücherempfehlungen für den Herbst 2023: 10 düstere und spannende Bücher, die Sie unbedingt lesen sollten.

Geheimnisvolle und düstere Klassiker wie "Die geheime Geschichte" von Donna Tartt und "Frankenstein" von Mary Shelley erfahren gerade dank dem "Dark Academia"-Trend einen neuen Hype. Es handelt sich dabei um einen in den sozialen Medien geprägten popkulturellen Begriff (unter dem Hashtag #Darkacademia finden sich auf TikTok ganze 5,3 Milliarden Videos, unter #Darkacademiabooks immerhin 58 Millionen), der gleichzeitig Lebensgefühl, Modestil und Buchgenre beschreibt. In den dazugezählten Romanen werden typischerweise Eliteuniversitäten und Privatschulen zum Schauplatz, die von wissbegierigen Studierenden mit dunklen Geheimnissen handeln. Aber auch Gothic-Horror-Romane, Krimis und Psychothriller halten das Böse mal subtiler, mal derber fest und bieten sich perfekt als Lesestoff für die ebenso düstere Jahreszeit an.

Unsere Bücherempfehlungen für den Herbst 2023

Von einem Roman über Studierende, die an einem College einen Freund umbringen und den Mord vertuschen wollen bis zu einem Buch im Harry-Potter-Stil, das von einem Jungen handelt, der im Oxford des 19. Jahrhunderts Sprachen und Magie lernt – hier sind zehn Buchtipps für den Herbst, die genauso spannend wie spooky sind.

"Bunny" von Mona Awad

Wenn man diesen Roman in einem Satz zusammenfassen müsste, könnte man sagen: Das Buch ist eine Mischung aus "Mean Girls" und „Midsommar – und ein absoluter Fiebertraum. Es geht um die Außenseiterin Samantha, die ein College zusammen mit den "Bunnys", einer Clique aus vier Mädchen mit glänzendem Haar und glossy Lippen, besucht und sie genauso verabscheut wie bewundert. Schließlich bekommt Samantha von den ihnen eine Einladung zu einer Soiree und wird immer mehr in die bittersüße Welt der "Bunnys" gezogen – bis sie (buchstäblich) im Rabbit Hole verschwindet. In diesem Fantasy Horror (lesen Sie das Buch nur, wenn Sie sich dem Genre bewusst sind) verschwimmen Realität und Fiktion – und bleibt Raum für Interpretationen. Der Roman ist gleichzeitig skurril und erfrischend neu. Es kann aber gut sein, dass Sie am Ende nicht wissen, ob sie dem Buch einen oder fünf Sterne geben wollen…

"Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson

Die Schauer-Novelle von Robert Louis Stevenson ist mit nur knapp 130 Seiten der perfekte Wochenend-Read. Obwohl das Buch schon im Jahr 1886 erschien, liest es sich einfach und ist thematisch heute noch genauso aktuell wie damals. Um nicht gleich alles zu verraten, sei nur so viel gesagt: Die Geschichte beginnt damit, dass ein Mann nachts auf ein Mädchen eintrampelt und dann verschwindet. Der Protagonist und Rechtsanwalt Utterson versucht herauszufinden, wer dieser Mann ist, und muss lernen, wie verwoben Gut und Böse miteinander sind. Das Buch ist genauso unterhaltsam wie tiefgründig und eine absolute Lektüre-Empfehlung für den Herbst.

"Babel" von Rebecca F. Kuang

Der Roman erzählt von einem Waisenjungen, der im Jahr 1828 von China nach England gebracht wird, bei einem Professor in London aufwächst und seine Kindheit damit verbringt, Latein, Altgriechisch und Chinesisch zu lernen – um später das Übersetzungs-Institut in Oxford, genannt "Babel", zu besuchen. Dort wird neben den üblichen Übersetzungen auch Magie gelehrt. Kaum ein Fantasy-Buch überzeugte jemals so sehr wie "Harry Potter" – bis jetzt. Es geht nicht vorrangig um Magie, sondern um Freundschaft und Kolonialismus. Rebecca F. Kuang hat es geschafft, eine wahnsinnig gut recherchierte Welt zu erschaffen und Charaktere zu kreieren, die man vermisst, sobald man das Buch weggelegt. Über BookBeat ist "Babel" übrigens als wirklich gut gesprochenes Hörbuch verfügbar – und hoffentlich auch bald als Serie (please!).

Kürzlich hat die Autorin übrigens den Roman "Yellowface" herausgebracht, der ein komplett anderes Thema und Genre behandelt (es geht um eine junge Frau in der Literaturszene, die das Manuskript ihrer verstorbenen Freundin stiehlt) und nicht ganz so gut wie "Babel", aber ebenfalls sehr zu empfehlen ist. An diesem Punkt bleibt eigentlich nur die Frage offen, welches Genre Rebecca F. Kuang (die übrigens erst 27 ist) als Nächstes für sich gewinnt.

"Schuld und Sühne" von Fjodor M. Dostojewski

Sankt Petersburg, Mitte des 19. Jahrhunderts: Der verarmte Student Raskolnikow begeht einen Doppelmord an einer alten Pfandleiherin und deren Schwestern – und es scheint, als würde er mit der Straftat davonkommen. Nur eine Komponente hat er nicht kommen sehen: dass er sich schuldig fühlt und den Drang verspürt, sein Verbrechen büßen zu müssen. Das im Jahr 1866 erschienene Werk des russischen Schriftstellers Dostojewski, das in neueren Übersetzungen auch unter dem Titel "Verbrechen und Strafe" geläufig ist, gehört nicht umsonst zur Weltliteratur. Er erzählt die Geschichte aus der Sicht des Schuldigen – und schafft es, bei den Leser:innen Empathie für einen eiskalten Mörder aufkommen zu lassen und die Konzepte Schuld und Strafe infrage zu stellen. Ein perfektes Buchclub-Buch, um stundenlang zu diskutieren.

"Der Kaninchenstall" von Tess Gunty

Gleich die erste Seite legt den Ton fest für alles, was folgt. Man merkt direkt: Tess Gunty kann schreiben. Ihr Sprachstil ist insgesamt extrem lyrisch und spielerisch und ist auf einem ähnlichen Niveau wie Nabokovs umstrittener Roman "Lolita", Ocean Vuongs Brief an seine analphabetische Mutter "Auf Erden sind wir kurz grandios" und die moderne und so gar nicht trashige Liebesgeschichte "Freischwimmen" von Caleb Azumah Nelson. Inhaltlich startet der Roman damit, dass die junge Frau Blandine Watkins ihren Körper verlässt, um ihrem öden Leben mithilfe von Mystizismus zu entfliehen. Sie wohnt in einem heruntergekommenen Apartmentkomplex (daher der Titel) in einer Industrieregion in den USA. Im Laufe des Romans lernt man ihre Nachbar:innen, ebenso gescheiterte und unzufriedene Existenzen, kennen. Das Buch ist mehr eine Momentaufnahme als eine fortlaufende Handlung, überzeugt aber mit Fein- und Sprachgefühl und ist besonders für erfahrene Leser:innen zu empfehlen, da es aus vielen Handlungssträngen, Perspektiv- und Stilwechseln (die Kapitel sind mal Zeitungsartikel, mal Online-Kommentare) besteht.

"Frankenstein" von Mary Shelley

"Frankenstein" mag den meisten ein Begriff sein. Der Klassiker behandelt die Geschichte von Victor Frankenstein, einem Wissenschaftler, der davon besessen ist, künstliches Leben zu erschaffen. Als ihm das gelingt, erwacht eine sanftmütige Kreatur, die jedoch so furchteinflößend aussieht, dass sowohl ihr Schöpfer als auch alle anderen Menschen, die ihr begegnen, vor ihr flüchten. Als sie auf der Suche nach Anerkennung und Liebe nur auf Ablehnung und Einsamkeit stößt, wird das Wesen zum Monster. Der tragische Roman dreht sich um moralisch fragwürdige Entscheidungen und inwiefern die Umgebung einen zu dem macht, was man ist. Mary Shelley hat mit diesem zeitlosen und subtil gruseligen Roman das Gothic-Horror-Genre geprägt. Sie verfasste das Buch übrigens in einem kühlen Sommer in einem Haus am Genfer See, als sie mit ihren Freund:innen eine Challenge im Sinne von "Wer schreibt die beste Gruselgeschichte?" abhielt. Vermutlich hat sie gewonnen …

"Die geheime Geschichte" von Donna Tartt

Wie schon erwähnt ist eines der bekanntesten und unumgänglichsten Bücher im Genre "Dark Academia" Donna Tartts "Die geheime Geschichte" aus dem Jahr 1992. Im Buch geht es um eine Freundesgruppe, die Altgriechisch an einem College in Vermont studiert. Sie trinken und lernen zusammen – bis sie irgendwann einen Freund töten und versuchen, den Mord zu vertuschen. Der erste Satz ("Der Schnee in den Bergen schmolz schon, und Bunny war seit ein paar Wochen tot, ehe uns der Ernst unserer Lage allmählich dämmerte") greift zwar viel vorweg, macht die Story gleichzeitig aber wahnsinnig spannend, da er folgende Fragen aufwirft: Wer hat ihn umgebracht? Wieso? Werden sie damit davonkommen? Und im weiteren Verlauf der Handlung auch: Wie weit würde man gehen für die Menschen, die man liebt und bewundert? Obwohl das Buch stellenweise etwas langatmig ist, überzeugen insbesondere die vielschichtigen Charaktere (allen voran Henry und Bunny). Definitiv ein Buchtipp für diesen (und jeden anderen) Herbst.

"Meine dunkle Vanessa" von Kate Elizabeth Russell

Man kann kaum die Handlung von "Meine dunkle Vanessa" erzählen, ohne "Lolita", die Ur-Story von "Älterer Mann hat eine Beziehung mit einem minderjährigen Mädchen" zu erwähnen. Russells "Meine dunkle Vanessa" ist quasi ein weiblicher Gegenentwurf zum Klassiker im Online-Zeitalter. Der Roman handelt von Vanessa Wyes, die als junges Mädchen eine Beziehung mit ihrem 42-jährigen Englischlehrer einging. Er machte ihr Komplimente zu ihren Schularbeiten, zu ihrem Aussehen, händigte ihr Gedichte und Bücher aus, die sie lesen sollte, streichelte ihr Bein während des Unterrichts. Kurzum: Er schenkte ihr Aufmerksamkeit, flirtete mit ihr – und überschritt Grenzen. Jahre später, als eine andere ehemalige Schülerin ihm sexuellen Missbrauch vorwirft, lässt Vanessa ihre ersten sexuellen Begegnungen und die einstige Liebe noch einmal Revue passieren und hinterfragt sie. Während in den 2000er-Jahren Rom-Coms oder Serien wie "Pretty Little Liars" dazu beigetragen haben, dass Beziehungen zwischen Schülerin und Lehrer romantisiert und relativiert werden, ist die Verurteilung von Machtmissbrauch heute zum Glück entschiedener – so auch in diesem Buch. Wer von dem Thema stark getriggert ist, sollte davon aber lieber die Finger lassen.

"If We Were Villains – Wenn aus Freunden Feinde werden" von M. L. Rio

"If We Were Villains" ist ziemlich ähnlich zu Donna Tartts "Die geheime Geschichte". Es geht ebenfalls um befreundete Studierende an einem College, von welchen eine Person eine andere ermordet, was anschließend vertuscht wird. Die Unterschiede? Es geht um Shakespeare anstatt griechische Mythologie. Und: Während man bei "Die geheime Geschichte" gleich weiß, wer ermordet wird, bleibt es hier lange ungewiss. In der Bücher-App "Goodreads" stand letztens übrigens folgender Kommentar: "Das ist 'Die geheime Geschichte' für Dummies." Da ist was dran, wenn auch wirklich nur in abgeschwächter Form. "If We Were Villains" liest sich definitiv einfacher und schneller, was je nach Leser:in allerdings auch als positiv empfunden werden kann. Innerhalb des Buches werden Dramen von Shakespeare aufgeführt, die wiederum eine Parallele zur Handlung herstellen und so auch die klassischen Dramen-Figuren von Held und Bösewicht widerspiegeln, infrage stellen und die Grenzen verschwimmen lassen.

"alias Grace" von Margaret Atwood

Im Alter von 16 Jahren wird ein junges Dienstmädchen namens Grace wegen Doppelmords an ihren Arbeitgebern schuldig gesprochen. Hinter Gittern erzählt sie einem Arzt ihre Geschichte, während sie darauf beharrt, sie könne sich an den Mord nicht erinnern. Ist sie psychisch krank, eine gewiefte Lügnerin oder wirklich unschuldig? Diese Frage beschäftigt ihren Arzt genauso wie die Leser:innen und hält die Spannung bis zur letzten Sekunde. Wenn Sie der Inhalt interessiert, die gut 600 Seiten aber abschrecken, dann ist die gekürzte Hörbuch-Version auf Bookbeat zu empfehlen.

Wer nicht genug von Schauergeschichten im Atwood-Style bekommt, sollte sich außerdem "Der Report der Magd" – den feministischen, dystopischen Roman, der Frauen als Gebärmaschinen in einem totalitären Staat porträtiert – auf die To-read-List schreiben.

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