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Filmfestspiele in Cannes: Die 10 besten Gewinnerfilme aller Zeiten

Die Grande Dame der europäischen Filmfestivals wird in diesem Jahr am 14. Mai eröffnet. Wir stellen 10 der besten Filme vor, die jemals an der Croisette Premiere gefeiert haben, von den 1960ern bis heute.
CannesGewinnerfilm Parasite aus dem Jahr 2019
Parasite, 2019.Photography Shutterstock

Filmfestspiele in Cannes: Die Gewinner im Laufe der Zeit

77 Jahre nach der Gründung der Filmfestspiele von Cannes bleibt die begehrte Goldene Palme eine der höchsten Auszeichnungen der Branche. Der Preis wurde an einige der größten Filmemacher:innen der Geschichte verliehen – Roberto Rossellini, Orson Welles, Henri-Georges Clouzot, Luis Buñuel – und ist in seiner Ausrichtung ausgesprochen global. Er würdigt Neuveröffentlichungen, die Risiken eingehen, sich der Konventionen entziehen und Licht auf dringende soziale Fragen werfen – unabhängig von ihrer Herkunft. Genau das taten auch jüngere “Palme d'Or”-Gewinner wie Bong Joon-hos bahnbrechender Thriller “Parasite” im Jahr 2020, Julia Ducournaus Fantasy-Drama “Titane” 2021 oder “Triangle of Sadness” von Ruben Östlund im Jahr 2022.

Das diesjährige Festival, mit einer ebenso umfangreichen Selektion, wird plangemäß am 14. Mai 2024 eröffnet. Wir haben zur angemessenen Vorbereitung 10 frühere Cannes-Gewinnerfilme ausgewählt, die wir uns jetzt anschauen – von einem surrealen Musical aus den 1970ern bis hin zu einem bewegenden japanischen Familiendrama.

Filmfestspiele: Unsere Auswahl der besten 10 Cannes-Gewinner-Filme aller Zeiten

1. “Das süße Leben” (1960)
La Dolce Vita, 1960.Photography Shutterstock

Es gibt keine bessere Einführung in das Oeuvre Federico Fellinis als dieses überschwängliche Meisterwerk, das über sieben dekadente Tage in Rom spielt und einen weltmüden Journalisten (Marcello Mastroianni) begleitet, der Geschichten für seine Klatschkolumne nachjagt. Die Frauen, denen er folgt, sind glamourös und rätselhaft: Anouk Aimée glänzt als abgebrühte Erbin, aber Anita Ekberg ist die fesselndste – als Filmstar, der bis spät in die Nacht tanzt und dann in einem bodenlangen Ballkleid durch den Trevi-Brunnen schreitet.

2. “Blow Up” (1966)
Blow Up, 1966.Photography Shutterstock

Veruschka in einem perlenbesetzten Cocktailkleid, Vanessa Redgrave in einem karierten Button-down-Hemd und Jane Birkin in einem gestreiften Etuikleid – die Schauspielerinnen in Michelangelo Antonionis Kultklassiker sind ebenso auffällig wie stilvoll. Sie spielen die angehenden Sujets eines Modefotografen (David Hemmings), dessen Leben aus den Fugen gerät, nachdem er über eine Mordszene stolpert. Es ist ein Thriller, der gleichzeitig ein lebhaftes Porträt des Swinging London ist, voller ausgelassener Partys und mit einem Rock'n'Roll-Soundtrack.

3. “Taxi Driver” (1976)
Taxi Driver, 1976.Photography Shutterstock

Robert De Niros Performance in Martin Scorseses Film über städtische Entfremdung hat ihn zum Star gemacht. Der Vietnamkrieg-Veteran und Taxifahrer fährt durch die Straßen von New York, entsetzt über die Korruption und Ausbeutung, die ihm begegnen. Schnell kommt es zu Gewalttätigkeiten, aber die eindringliche Filmmusik und die halluzinatorischen Visuals des Films sind von unerwarteter Schönheit: ein fieberhafter Traum aus Neonschildern, regennassen Bürgersteigen und Dampf, der unheilvoll aus Gullydeckeln aufsteigt.

4. “Apocalypse Now” (1979)
Apocalypse Now, 1979.Photography Shutterstock

Ein Soldat (Martin Sheen) reist in geheimer Mission von Vietnam nach Kambodscha, um in Francis Ford Coppolas elektrisierendem Kriegsepos einen abtrünnigen Oberst (Marlon Brando) zu ermorden. Auf unerschrockene Weise stellt der Film die Schrecken des Gefechtes dar, von Feldern voller Napalmbomben über brennende Dschungel bis hin zu einem Luftangriff begleitet von Wagners “Walkürenritt”. Neben der spektakulären Kulisse ist es aber auch eine Reflexion über die Absurdität des Kampfes und die psychologischen Narben, die er hinterlässt.

5. “Hinter dem Rampenlicht” (1979)
All That Jazz, 1979.Photography Shutterstock

Bob Fosses semi-biografische musikalische Extravaganz beginnt mit einer schwungvollen Szene voller High Kicks und Jazz-Händen, was sich jedoch hinter ihrer schillernden Fassade verbirgt, ist viel komplexer. Im Mittelpunkt steht ein exzentrischer Choreograf (Roy Scheider), der Projekte am Broadway und in Hollywood unter einen Hut zu bringen versucht, zwischen Theatern und Schneideräumen hin- und herhetzt, bis er langsam den Bezug zur Realität verliert. Traumähnliche Tanzsequenzen mischen sich mit aufwendigen Kostümen und bizarren Einblicke in den Geist eines kreativen Genies.

6. “Kagemusha – Der Schatten des Kriegers” (1980)
Kagemusha, 1980.Photography Shutterstock

Im Japan des 16. Jahrhunderts wird der Tod eines Feudalherren durch einen Doppelgänger vertuscht, einem Gelegenheitsdieb, der ihm unheimlich ähnlich sieht. Tatsuya Nakadai, der beide Figuren verkörpert, liefert eine großartige Schauspielleistung in seiner vorletzten Zusammenarbeit mit dem legendären Regisseur Akira Kurosawa. Es ist ein Samurai-Epos, das Shakespeare-Hofintrigen und explosive Schlachten miteinander verwebt und in einer herzergreifenden Szene gipfelt, in der der Hochstapler schließlich von seiner Hybris überwältigt wird.

7. “Paris, Texas” (1984)
Paris Texas, 1984.Photography Shutterstock

Die weiten Landschaften des amerikanischen Südwestens bilden eine lyrische Kulisse für Wim Wenders' wehmütiges Roadmovie. Es beginnt mit einem Landstreicher (Harry Dean Stanton), der allein durch die Wüste wandert. Nach einer mysteriösen vierjährigen Abwesenheit wird er von seinem Bruder (Dean Stockwell) entdeckt und macht sich auf die Suche nach seiner lange verschollenen Frau (Nastassja Kinski). Allein aufgrund von Kinskis bewegender, maßvoller Performance ist der Film ein absoluter Must-watch, ganz zu schweigen von dem geraden Bob und dem rosa Mohairpullover, die sie zu einer Stilikone machten.

8. “Das Piano” (1993)
The Piano, 1993.Photography Shutterstock

Dieser historische Film machte Jane Campion zur ersten und leider immer noch einzigen weiblichen Regisseurin, die in Cannes den Hauptpreis gewann. Er brilliert mit zwei ergreifenden, Oscar-gekrönte Performances: Holly Hunter als stumme schottische Witwe und Anna Paquin als ihre frühreife kleine Tochter. Sie werden nach Neuseeland verschifft, nachdem Erstere einem Landbesitzer versprochen wurde, aber eine Tragödie droht, als sie sich bereit erklärt, einem kruden Waldbewohner (Harvey Keitel), in den sie sich verliebt, Klavierunterricht zu geben.

9. “Shoplifters – Familienbande” (2018)
Shoplifters, 2018.Photography Shutterstock

Im Mittelpunkt von Hirokazu Koreedas feinfühliger Studie über die Armut im modernen Tokio steht eine unkonventionelle Familieneinheit. Die Bande, bestehend aus einer älteren Matriarchin, einem Ehepaar, einer jungen Frau und einem Jungen, stiehlt aus Supermärkten, um über die Runden zu kommen. Bald nehmen sie auch ein Kind (Miyu Sasaki) auf, von dem sie vermuten, dass es von seinen Eltern missbraucht wird. Wurde sie entführt oder gerettet? Der Film liefert nur wenige Antworten, besticht aber durch seine Wärme, sein Mitgefühl und seine klare Sicht auf die Welt.

10. “Parasite” (2019)
Parasite, 2019.Photography Shutterstock

Als erster Film, der sowohl die Goldene Palme als auch den Oscar für den besten Film seit “Marty” (1955) gewann, hat Bong Joon-hos kühne Satire ihren Platz in der Filmgeschichte zementiert. Es ist ein rasanter Thriller, der schwarzen Humor mit Hitchcock'schem Horror und sozialem Realismus verbindet – eine Geschichte über zwei Clans, der eine mittellos, aber ehrgeizig, der andere naiv und wohlhabend, deren Leben sich ineinander verflechten. Makellose Kulissen, bissige Dialoge und ein überwältigendes Gefühl böser Vorahnung.

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