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Digitale Strategie 2025
Digitale Strategie 2025
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Inhalt
10. Eine Digitalagentur als modernes Kompetenzzentrum ins Leben rufen 54 – 57
www.de.digital 5
I. Digitale Gesellschaft 2016 –
Digitale Strategie 2025
Technologischer Fortschritt ist der Motor unserer auf lange Sicht in der Erfassung, Verarbeitung,
Gesellschaft. Seine Innovationen, seine neuen und Verk nüpfung und dem Schutz von Daten liegen –
fortwährend verbesserten Mittel und Prinzipien und in der Ableitung konkreter Maßnahmen und
sind Grundbausteine unseres heutigen Zusammen Methoden.
lebens. Sie formen und gestalten unsere Kommuni
kation, unser Wirtschaften, unsere Arbeitswelten, Das Potenzial des digitalen Wandels ist aber nicht
unser Miteinander – im Großen wie im Kleinen. Des nur Stoff ökonomischer Prophezeiungen und kühner
halb geht mit großen technologischen Sprüngen Fußballträume. Vielmehr lässt er sich klar beziffern:
immer auch eine Veränderung der Welt einher, eine Die Wirtschaftsleistung in Deutschland könnte einer
Verbesserung, ein Schritt nach vorn. aktuellen Analyse zufolge bis zum Jahr 2020 um
zusätzliche 82 Milliarden Euro steigen, wenn digitale
Wir sind heute Zeugen, Teilhaber und Gestalter Technologien und die Fähigkeiten zu ihrer Nutzung
eines solchen technologischen Sprunges. Die Digita von deutschen Unternehmen konsequent voran
lisierung ist dabei, schon heute die intelligente, getrieben werden. Dem Internet der Dinge, also der
informationsbasierte, hochproduktive und hoch intelligenten Vernetzung allgegenwärtiger Sensoren,
vernetzte Welt zu schaffen, die noch vor wenigen wird ein wirtschaftliches Potenzial von bis zu 11
Jahren eher ferne Zukunftsvision als realistisches Billionen US-Dollar zugeschrieben, mit dem größten
Szenario war. Sie hat in den vergangenen Jahren den Anteil im Bereich der industriellen Produktion.
kreativen Wandel in einem bislang nicht gekannten
Tempo vorangetrieben. Wo technologische Verän Vor allem im Bereich der Dienstleistungen haben
derungsprozesse einst generationsübergreifende digitale Technologien und die durch sie möglichen
Vorgänge waren, deren volles Ausmaß sich erst im Methoden schon in den letzten Jahren massive Pro
Rückblick offenbarte, ist die Entwicklung digitaler duktivitätssteigerungen und völlig neue Geschäfts
Technologien und Innovationen vom interessanten, modelle möglich gemacht. Viele Branchen, darunter
aber noch diffusen Experiment zum marktreifen Musik- und Unterhaltungsindustrie und Kreativ
Massenprodukt – oder gar zur Weltmarke – heute wirtschaft allgemein, aber auch Bereiche wie Bank
mitunter die Sache von Jahren oder sogar nur Mo wesen und Tourismus haben schon mehr als den
naten. ersten Schritt getan, haben neue Prozesse und Pro
dukte entwickelt, sind in neue Märkte vorgedrun
Zentraler Rohstoff dieses digitalen Wandels sind gen, haben neue Partnerschaften geschlossen. Eine
Daten. Der Umgang mit ihnen ist entscheidender rege deutsche Start-up-Kultur macht sich digitale
Erfolgsfaktor modernen Wirtschaftens. Big Data Prinzipien zu eigen und schafft technologische und
ist dabei nur ein Schlagwort, ein Sammelbegriff konzeptionelle Innovationen, die den etablierten
für den nie gekannten Datenreichtum unserer Zeit: Unternehmen, die sich auf sie einlassen, entschei
Immer mehr, immer feinere Aspekte unseres Alltags dende Vorteile bringen können. Dazu gehören etwa
lassen sich in Daten ausdrücken. Immer häufiger die kundenzentrierte Ausrichtung aller Geschäfts
sind sie ausschlaggebender Erfolgsfaktor, ob in der prozesse bei gleichzeitiger bedarfsoptimierter Nut
Produktentwicklung mittelständischer Dienstleister zung von Ressourcen, die schnelle Prototypisierung
oder beim 7 : 1 im brasilianischen Belo Horizonte auf innovativer Konzepte, mehr finanzieller Spielraum
dem Weg zum Fußballweltmeistertitel. Die Schlüssel- und größere Zeitbudgets für Investitionen.
kompetenzen erfolgreicher Unternehmen werden
Der technologische Fortschritt, den wir heute als DE.DIGITAL. Aber: digitale Infrastruktur, Zukunft
Treiber dieser Entwicklungen betrachten, ist weit der Arbeit, Datensicherheit, eine an Zukunftsbedar
davon entfernt, ein finales Plateau zu erreichen fen ausgerichtete Bildung, der gesetzliche Rahmen –
oder sich auch nur zu verlangsamen. Der heutige es ist deutlich an der Zeit, all diesen Themen ge
Stand bildet die Grundlage für immer neue Kon meinsam planvoll zu begegnen. Hier sehen wir den
zepte und Methoden, die ganze Wirtschaftsberei entscheidenden Imperativ der digitalen Gesellschaft –
che beeinflussen werden. Umso klarer gilt: Das und im Aufbau einer vernetzten, regierungsüber
frühzeitige Erschließen neuer Märkte, das Setzen greifenden Behördenorganisation (Digitalagentur)
eigener Standards und die Beantwortung drängen die logische Konsequenz.
der gesellschaftlicher Fragen sind wichtig, um
international nicht nur nicht den Anschluss zu Wenn technologischer Fortschritt der Motor unserer
verlieren, sondern sich an die Spitze der Bewegung Gesellschaft ist, sollten wir für eine kluge, kompe
zu setzen. tente und langfristig orientierte Gestaltung unserer
digitalen Zukunft sorgen. Entsprechend und auf
Lassen Sie uns dafür jetzt gemeinsam die Voraus bauend auf den erreichten Fortschritten zeigen wir
setzungen schaffen! hier Ziele und Handlungsoptionen, die deutlich
über die laufende Legislaturperiode hinausgehen –
Mit der Digitalen Strategie 2025 wollen wir aufzei wie der digitale Wandel auch.
gen, wie das Bundeswirtschaftsministerium in den
letzten Jahren Schwerpunkte gesetzt, Kompeten
zen entwickelt und neue Werkzeuge zum Einsatz
gebracht hat, die ein digitales Deutschland möglich
machen. Wir wollen zeigen, wo wir die dringenden
nächsten Schritte sehen. Wir möchten mit den vor
geschlagenen Maßnahmen unserer Wirtschaft nicht
nur ihre Handlungsfähigkeit bewahren, sondern
durch die Verknüpfung traditioneller Wettbewerbs
vorteile, modernster Technologien, neuer Methoden
und gezielter Förderung langfristig ihre Qualitäts-
und Technologieführerschaft sichern.
www.de.digital 7
II. Einleitung
Die Digitalisierung ändert die Spielregeln. Sie sorgt für enorme Umwälzungen
in Wirtschaft und Gesellschaft, bei Arbeit, Konsum, Kooperation und Kommuni
kation. Und mehr noch als in allen vorherigen Transformationen gilt bei der Digi
talisierung: Die Schnellen besiegen die Langsamen. Gewinnen wird, wer frühzei
tig neue Märkte erschließt und schnell eigene Standards setzt. Wir müssen den
digitalen Wandel als prioritäres politisches und wirtschaftliches Handlungsfeld
betrachten und neue Antworten auf die drängenden Fragen entwickeln:
• Wie kann es uns gelingen, die notwendigen Infrastrukturen aufzubauen, die über-
haupt erst die Voraussetzung dafür sind, die Potenziale der Digitalisierung freisetzen
und nutzen zu können? Neue Vertriebswege und Logistikprozesse, das Internet der
Dinge, autonomes Fahren und Industrie 4.0.: All das erfordert breitbandige Echtzeit-
kommunikation im Gigabitbereich. Wir müssen deshalb rasch damit beginnen, ein
breit verfügbares Glasfasernetz in Deutschland aufzubauen.
• Wie schaffen wir es, dass auch in der sehr heterogenen Dienstleistungswirtschaft
mit oft sehr kleinen Unternehmen der direkte Zugang zu den Kundinnen und Kunden
möglich bleibt? Wir müssen verhindern, dass zukünftig eine Abhängigkeit von On-
line-Plattformen mit großen Netzwerkeffekten entsteht.
• Wie sorgen wir dafür, dass in Deutschland und Europa Kompetenzen bei den Infor-
mations- und Kommunikationstechnologien sowie im Bereich Software aufgebaut
werden, die uns unabhängiger und konkurrenzfähiger machen? Wir brauchen eigene
digitale Ökosysteme, bestehend aus Hard- und Software. Wir sollten weder von
digitalen Komponenten anderer abhängig sein noch unsere Daten in fremde Hände
geben müssen.
• Wie organisieren wir die Qualifizierung so, dass die digitalen Bewertungs- und An
wendungskompetenzen ein Niveau erreichen, das den stark wandelnden Anforderun-
gen der IKT- und datengetriebenen Ökonomie genügt? Tätigkeitsfelder und ganze
Berufsbilder stehen unter dem Einfluss der Digitalisierung, neue Qualifikationen und
damit auch neue Bildungsinhalte werden benötigt. Wir müssen darauf mit neuen
Konzepten und neuen Instrumenten insbesondere auch für informelles Lernen in allen
Phasen des Lebens reagieren.
• Wie schaffen wir es, die notwendigen technologischen Innovationen und die Entwick-
lung neuer Geschäftsmodelle zu finanzieren? Die gesamtstaatlichen FuE-Ausgaben
müssen mindestens die Quote der innovativsten Regionen der Welt erreichen. Start-
ups müssen in die Lage versetzt werden, die notwendigen Ressourcen zu mobilisieren,
um neue Produkte und Dienste international zum Markterfolg zu führen.
• Wie bauen wir eine effiziente Steuerung der digitalen Transformation in Deutschland
auf? Für eine Aufgabe dieser Komplexität und Tragweite brauchen wir nicht nur eine
groß angelegte Strategie, sondern auch ein unabhängiges Kompetenzzentrum für alle
Fragen der Digitalisierung. Einen Thinktank, der Service und Beratung anbietet, den
Dialog der Akteure bündelt und Expertise für funktionierende Wettbewerbsstrukturen
aufbaut.
www.de.digital 9
Eine Reihe wichtiger Vorhaben und Maßnahmen hat die Bundesregierung
im Rahmen der Digitalen Agenda bereits umgesetzt. Das Bundeswirtschafts
ministerium hat seine Handlungsfelder konzeptionell weiterentwickelt.1 Unter
anderem hat die Bundesregierung die Funkfrequenzen für mobiles Breitband
erfolgreich versteigert. Außerdem wurden das Bundesförderprogramm für
den Breitbandausbau beschlossen, auf dem Nationalen IT-Gipfel 2015 über 100
konk rete Praxisbeispiele für Industrie 4.0 vorgestellt, die ressortübergreifende
„Strategie Intelligente Vernetzung“ initiiert und das Förderprogramm „Digitale
Technologien für die Wirtschaft“ (PAiCE) gestartet. Zudem unterstützen wir
kleine und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung durch die Einrichtung
von Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren.
Unterdessen nimmt das Tempo des technologischen Wandels zu. Der Daten
verkehr entwickelt sich rasant. Ein wichtiger Grund hierfür ist die stark steigen
de Vernetzung von Geräten, Maschinen und Menschen über das Internet. 2015
waren circa 20 Milliarden Geräte und Maschinen über das Internet vernetzt.
Schätzungen zufolge wird sich diese Zahl bis 2030 auf eine halbe Billion erhö
hen. Um die Chancen dieser Entwicklung zu nutzen, legen wir hiermit unsere
Digitale Strategie 2025 vor, in der die Ziele in den wesentlichen Themenfeldern
beschrieben und Maßnahmen zur Umsetzung benannt werden.
www.de.digital 11
Der Ausbau leistungsfähiger Glasfasernetze
und der direkte Anschluss von Büros und
Produktionsstätten sind unverzichtbar auf
dem Weg in die Gigabit-Zeit.
Ralph Dommermuth, CEO der United Internet AG
1. E
in Gigabit-Glasfasernetz für
Deutschland bis 2025 aufbauen
• Kapazität: Das im Internet pro Minute transportierte Datenvolumen steigt auf allen
Netzebenen exorbitant. Das weltweite Datenvolumen im Festnetz verdoppelt sich
derzeit alle 40 Monate, in den Mobilfunknetzen sogar alle 18 Monate. Während 2014
weltweit rund 718 Exabyte (718 Milliarden Gigabyte) umgesetzt wurden, wird sich
dieser Wert schon bis 2019 auf 2 Billionen Gigabyte in etwa verdreifachen.2
Für die Bewältigung dieser dreifachen Aufgabe müssen wir in Deutschland bis zum
Jahr 2025 ein Gigabit-Glasfasernetz aufbauen. Klassische Telefonleitungen oder
TV-Koaxialkabel aus Metall führen dazu, dass sich mehrere gleichzeitig übertra
gende Signale gegenseitig stören können. Die optische Übertragung der Daten über
Glasfaserkabel ist gegen solche Beeinträchtigungen weitgehend unempfindlich.
Zudem weist eine Glasfaserinfrastruktur bis zu den Endkundinnen und Endkun
den einen signifikant geringeren Energieverbrauch auf als ein hochleistungsfähiges
Kupfernetz.9 Mit der wachsenden Bedeutung der IKT sollte deren Energie- und
Ressourceneffizienz („Green IT“) zunehmend berücksichtigt werden. Das gilt auch
für das TK-Netz.
8 Arthur D. Little: The Future of the Internet, Abb. 9 und darin erhaltene Verweise.
9 Vgl. u. a. MICUS: Nachhaltiger NGA-Netzausbau als Chance für Nordrhein-Westfalen. Studie im Auftrag der NRW.BANK, Mai 2015.
10 TÜV Rheinland Consulting: Szenarien und Kosten für eine kosteneffiziente flächendeckende Versorgung der bislang noch nicht mit
mindestens 50 Mbit/s versorgten Regionen, Dezember/2013, sowie WIK: Implikationen eines flächendeckenden Glasfaserausbaus und
sein Subventionsbedarf WIK Diskussionsbeiträge Nr. 359, Oktober 2011.
11 Das heißt zentraler bzw. sehr zentraler Lagetyp unabhängig von der siedlungsstrukturellen Prägung gemäß http://www.bbsr.bund.de/
BBSR/DE/Raumbeobachtung/Raumabgrenzungen/Raumtypen2010_vbg/Raumtypen2010_alt.html?nn=443270
• Die Optimierung des Zusammenwirkens von Förderprogrammen, insbesondere durch
eine geeignete Verknüpfung der Breitbandförderrichtlinie des Bundes mit der Gemein
schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) beim Breit
bandanschluss von Industrie- und Gewerbegebieten.
• Die schrittweise Erschließung der „letzten Meile“ mit günstig und schnell skalierbaren
Gigabitnetzen: Da vor allem Wirtschaftsunternehmen zeitnah zukunftssichere Netze
benötigen, muss die Anbindung von Unternehmen an Gigabitnetze vorrangig betrie-
ben werden.
• Die Erleichterung der Planung und des Baus von Gigabitnetzen: Um den Ausbau
des Gigabitnetzes zu forcieren, müssen Verfahren vereinfacht, langwierige Planungen
beschleunigt und Baukosten reduziert werden können. Ansatzpunkte bietet das
DigiNetz-Gesetz zur Umsetzung der europäischen Kostensenkungsrichtlinie. Konkrete
Beispiele sind kostengünstige Verlegetechniken wie Micro-Trenching, oberirdische
Kabelverlegung, Mitnutzung der Energie- und Verkehrsinfrastruktur.
• Bei der Verbreitung der nächsten Generation von Mobilfunknetzen (5G) muss
eine europäische Technologieführerschaft angestrebt werden. Dafür müssen bei
der Entwicklung und Standardisierung jetzt die richtigen Weichen gestellt werden.
Dies kann zum Beispiel durch eine aktive Beteiligung deutscher Unternehmen bei
entsprechenden Standardisierungsgremien erreicht werden.
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Eine enge Kooperation von Konzernen
und Start-ups ist die Win-win-Strategie für
digitales Momentum in Deutschland. Es ist
eine kluge Industriepolitik, diese Vernetzung
am Digitalstandort zu fördern.
Oliver Samwer, CEO der Rocket Internet SE
2. Eine Neue_Gründerzeit einleiten:
Start-ups unterstützen und
die Kooperation von jungen und
etablierten Unternehmen fördern
Start-ups sind Treiber des digitalen Wandels. Sie bringen Risikobereitschaft mit,
Offenheit für neue Wege und Methoden, dynamische, anpassungsfähige Struk
turen, oftmals Nähe zu Technik und Forschung sowie einen großen Erfolgswil
len. Viele Start-ups entwickeln digitale Lösungen und Geschäftsmodelle, die
schnell skalierbar sind und interessante Lösungen für etablierte Unternehmen
bieten. Zudem sind sie wichtige Jobmotoren.
Vor diesem Hintergrund ist es mehr als kritisch, dass die Zahl der Hightech-
Gründungen von 1995 bis 2015 um über 40 Prozent zurückgegangen ist. Dieser
Entwicklung müssen wir entschlossen entgegentreten, indem wir die Ursachen
für die nachlassende Gründungstätigkeit insbesondere in hochinnovativen Berei
chen durch wirkungsvolle Unterstützungsmaßnahmen für Start-ups adressieren.
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können. Im europäischen Städteranking ist Berlin damit die Nummer eins.
Auf den Plätzen fünf und sechs rangieren mit Hamburg (296 Millionen Euro)
und München (206 Millionen Euro) zwei weitere deutsche Städte, wenn auch
mit deutlichem Rückstand gegenüber London, Stockholm und Paris. Ein Groß
teil der Investitionen in Berlin stammt allerdings aus einer Quelle: Rocket Inter
net, das an vier der fünf bei Investoren erfolgreichsten deutschen Unternehmen
beteiligt ist.
Wir wollen eine Neue_Gründerzeit und diese unter anderem durch folgende
Maßnahmen vorantreiben:
• und ergänzen dies um eine Wachstumsfazilität in Höhe von 500 Millionen Euro, die
2016 gemeinsam mit dem European Investment Fund aufgelegt wird. Diese soll
als Co-Investmentfonds gemeinsam mit erfolgreichen Venture Capital-Managern/
Fonds in innovative deutsche Wachstumsunternehmen in einer Größenordnung
von 30 bis 40 Millionen Euro pro Beteiligung investieren.
13 Accenture-Onlinebefragung: Harnessing the Power of Entrepreneurs to Open Innovation, Pressemitteilung vom 09.12.2015
https://www.accenture.com/at-de/company-news-release-dare-cooperation-focus-startups.aspx
• Wir streben für das Jahr 2017 die Schaffung eines High-Tech Gründerfonds (HTGF)
III mit einem Volumen von circa 300 Millionen Euro an. Der HTGF bietet eine erste
Finanzierung für junge wachstumsstarke Technologieunternehmen. Nach der Grün-
dung des HTGF I im Jahr 2005 und dem Anschlussfonds (HTGF II) wollen wir diese
Form der Unterstützung abermals verstetigen. Es sollen sich erneut die öffentliche
Hand und private Wirtschaftsunternehmen beteiligen können.
• Wir bauen das INVEST-Programm 2016 massiv aus: Künftig wird auf Investitionen
von Privatpersonen in Wagniskapital von bis zu 500.000 Euro im Jahr (bislang:
250.000 Euro) ein Zuschuss in Höhe von 20 Prozent der Investitionen und eine Erstat-
tung der Steuer auf Veräußerungsgewinne von INVEST-Anteilen gewährt. Außerdem
wird es einen anteiligen Förderzuschuss für den Ausgleich von Verlusten geben.
Schließlich wird der Kreis der Antragsteller deutlich ausgeweitet.
• Wir wollen die Börse als Finanzierungsquelle für junge und innovative Wachstums
unternehmen wiederbeleben und damit einen wichtigen Exit-Kanal für Wagnis
kapitalfinanzierungen wieder öffnen. Hierzu liegen mit dem Abschlussbericht des
von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel einberufenen Round Table eine Reihe
von Handlungsempfehlungen vor. Im Sommer 2016 legen wir eine Bestandsaufnahme
des inzwischen Erreichten vor.
• Wir unterstützen potenzielle Gründerinnen und Gründer schon in der frühen Pla-
nungsphase durch den neuen „Gründerwettbewerb Digitale Innovationen“, bei dem
Gründungsideen bewertet und die besten ausgezeichnet werden.
www.de.digital 19
• Wir fördern die Internationalisierung deutscher Start-ups. Dies beispielsweise durch
Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote und durch internationale
Akzeleratoren. Neben den bereits bestehenden Akzeleratoren im Silicon Valley und
in New York haben wir im Herbst 2015 die Life-Sciences-Region Boston in das Pro-
gramm einbezogen und den dritten Akzelerator gestartet.
• Wir unterstützen die Vernetzung von Start-ups mit der etablierten Wirtschaft, um
die Innovationskraft von Start-ups noch besser für die Digitalisierung in allen Wirt-
schaftsbereichen zu nutzen.
• Wir setzen die Initiative „FRAUEN unternehmen“ fort und stärken die Zusammen
arbeit mit dem Beirat „Junge Digitale Wirtschaft“.
• Wir werden Bürokratie in der Startphase außerdem durch die Einführung eines
einheitlichen Ansprechpartners 2.0 und die konsequente Einhaltung der Büro
kratiebremse („One in – one out“) reduzieren.
Der Großteil an Dynamik und Profit der Data Economy ist heute vor allem in Un
ternehmen beziehungsweise Regionen außerhalb der Europäischen Union (EU)
zu finden. Während der IKT-Sektor in den USA in den Jahren 2001 bis 2011 zu 55
Prozent zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts beigetragen hat, waren dies
innerhalb der Europäischen Union (EU) lediglich 30 Prozent.14
Die künftige Entwicklung ist jedoch offen. Innovatoren können innerhalb we
niger Jahre zu „World Leadern“ aufsteigen und vormalige „Riesen“ schnell ihre
Bedeutung verlieren. Wer die Sieger von morgen sind, hängt auch davon ab, wer
den besten Ordnungsrahmen für die weitere digitale Entwicklung schafft.
Die Digitalisierung ist vor allem ein unternehmerisches Projekt. Dafür müssen
wir Freiheiten der Entfaltung für risikofreudige Investitionen, Produktinnova
tionen oder neue datenbasierte Dienstleistungen geben. Wir müssen dafür
zugleich regulatorische Klarheit und Sicherheit schaffen. Das gilt für Haftungs
regeln und Urheberrechte ebenso wie für den fairen Wettbewerb. Alle digitalen
Geschäftsmodelle sollen in einem offenen innovativen Wettbewerb stehen.
Insellösungen, Privilegien, Diskriminierungen, „Lock-in“-Praktiken wollen wir
auflösen. Normierungen und Standardisierungen müssen verbindlich voran
getrieben werden. Größtmögliche Markt- und Produkttransparenz schafft die
Bedingungen für Wahlfreiheit von Geschäftskunden wie privaten Verbrauchern,
die informierte und souveräne Entscheidungen treffen sollen. Das ist unsere
Vorstellung einer digitalen Ordnungspolitik.
14 Europäische Kommission: SWD(2015) 100 final – A Digital Single Market Strategy for Europe – Analysis and Evidence Analysenpapier der
Europäischen Kommission.
www.de.digital 23
müssen europäisches Recht einhalten) auch ein bedeutender Schritt zur Wett
bewerbsgleichheit in der Datenökonomie. Daran wollen wir anknüpfen. Der
europäische digitale Rechtsrahmen setzt die Leitplanken für die fortschreitende
Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft in der EU und ist damit von
zentraler Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas
in den nächsten Jahren. Die Vorteile eines europäischen digitalen Binnen
markts erfassen die gesamte Wirtschaft – nicht nur den IKT-Sektor, sondern
beispielsweise auch Bankwesen, Automobilbau, Logistik, Einzelhandel, Energie
und Verkehr. In allen diesen Sektoren können Unternehmen durch Konnektivi
tät ihre Produktivität deutlich erhöhen, zum Beispiel durch die Nutzung von
Cloud-Diensten, des Internets der Dinge und die Verwendung von unterneh
mensweit einheitlichen IT-Prozessen.
Vor allem muss ein europäischer Digital Single Market (DSM) nicht nur den Inte
ressen der Konsumenten, sondern auch denen der Produzenten, groß wie klein,
dienen. Folgende Maßnahmen sind besonders wichtig:
• Die Schaffung eines technischen DSM. Die EU muss im Bereich Normung und Stan-
dardisierung eine weltweite Vorreiterrolle einnehmen. Denn in der modernen IKT
hängt der Wert eines Geräts von der Fähigkeit ab, mit anderen Geräten zu kommuni-
zieren (Netzwerkeffekt). Die europäische Normung muss mit den weltweiten techni-
schen Entwicklungen Schritt halten und sich auch auf internationaler Ebene durchset-
zen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass erfolgversprechende, bereits laufende
nationale Initiativen nicht konterkariert werden. Wir wollen den Normungsprozessen
dabei eine politische Flankierung und Koordinierung geben.
• Die Schaffung eines rechtlichen DSM. Wir müssen über einen zukunftsfähigen euro
päischen Telekommunikations-Rechtsrahmen verfügen. Nur mit einer flächende-
ckend dynamischen Entwicklung leistungsfähiger Telekommunikationsmärkte und
Infrastrukturen können die deutsche und die europäische Wirtschaft international
konkurrenzfähig bleiben. Kernelemente der anstehenden Überarbeitung des Telekom-
munikations-Rechtsrahmens müssen insbesondere eine Regulierung mit flexibleren
Ansätzen bei der Wahl der Regulierungsinstrumente, die Schaffung von Investitions-
anreizen für den Breitbandausbau, eine angemessene Einbeziehung von sogenannten
Over-the-Top-Diensten (OTTs), eine Mindestharmonisierung der Verbraucherrechte,
die Beibehaltung und gegebenenfalls Vereinfachung des bestehenden Universal-
dienstkonzeptes sowie die Optimierung des institutionellen Rahmens sein.
• Damit Europa eine weltweite Technologieführerschaft bei der Verbreitung der nächs-
ten Generation von Mobilfunknetzen (5G) erreichen kann (siehe auch 1. „Gigabit-Glas-
fasernetz“), müssen auch die richtigen Stellschrauben in der Frequenzordnung gestellt
werden. Insbesondere müssen die Mitgliedstaaten wie bisher auch nationale Beson-
derheiten (zum Beispiel Versorgungsauflagen) und First-Mover-Vorteile (Frequenz
öffnung) nutzen können.
• Wir müssen eine auf gemeinsamen Grundsätzen (zum Beispiel Datensicherheit und
Datensouveränität) beruhende europäische Daten-Standortpolitik entwickeln. Denn
das Vertrauen in die digitale Umwelt wird durch Bedenken gemindert, ob grundlegen
de Rechte wie der Schutz von persönlichen Daten durch Diensteanbieter eingehalten
werden. Untersuchungen zufolge haben nur 22 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-
Bürger volles Vertrauen in Internetunternehmen wie Suchmaschinen, soziale Netz-
werke und E-Mail-Dienste.17 Die rechtlichen und technischen Fragen im Zusammen-
hang mit der grenzüberschreitenden Verarbeitung und Nutzung von Daten müssen
daher rasch auf EU-Ebene adressiert werden.
Auch in Deutschland müssen wir den nationalen Rechtsrahmen mit Blick auf
die Digitalisierung überprüfen. Wir schlagen die Entwicklung eines Digital
gesetzbuches vor, das den genannten Prinzipien der Wettbewerbsoffenheit und
15 N. Duch-Brown/B. Martens: Consumer Benefits from the EU Digital Single Market: Evidence from Household Appliances Markets, JRC/
IPTS Digital Economy Working Paper No. 2014-03, 2014.
16 J. Francois et al.: The Macro-economic Impact of Cross-border e-commerce in the EU, JRC/IPTS Digital Economy Working Paper
No. 2014-10, 2014.
17 European Commission, Consumer survey identifying the main cross-border obstacles to the DSM and where they matter most,
forthcoming 2015.
www.de.digital 25
-gleichheit, der Datensicherheit und Datensouveränität sowie der europäischen
Harmonisierung folgt. Wir brauchen einen konvergenten Rechtsrahmen, der alle
Medienangebote erfasst und in dem die internetrelevanten Regelungen beispiels
weise aus dem Telekommunikationsgesetz (TKG), dem Telemediengesetz (TMG)
und dem Gesetz über Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen
(FTEG) zusammengefasst und um weitere Aspekte der technischen Regulierung
ergänzt werden.
• Die stärkere Einbeziehung der digitalen Effekte (unter anderem Netzwerkeffekte, Lock-
in-Effekte) durch Transparenzvorgaben, Datensicherheit und Datenportabilität, soweit
die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) nationale Vorschriften in diesen
Bereichen zulässt
• Die Förderung der Digitalisierung in der Gesellschaft durch Schaffung eines innova-
tionsfreundlichen rechtlichen Rahmens (vgl. Smart Meter – Gesetz zur Digitalisierung
der Energiewende, E-Health-Gesetz)
• Sie sollten örtlich, zeitlich und hinsichtlich des Kreises der Experimentteilnehmen-
den klar abgegrenzte Innovationsräume für Hochleistungsinnovationen mit einem
wünschenswerten technisch-kommerziell und gesellschaftlichen Fokus sein (zum
Beispiel Telemedizin, Robotics, Mobilität).
• Es wird immer notwendig sein, eine von den Innovatoren unabhängige Evaluation
und Aufsicht durchzuführen. Diese unabhängigen Controller haben auch die Aufgabe,
den regulatorisch gewährten Freiraum unter Risikogesichtspunkten freizugeben oder
bei sichtbar werdenden Gefährdungen einzuschränken. Eine zu gründende „Bundes
digitalagentur“ (siehe unter 10.) kann diese Aufgabe übernehmen.
• Ziel der Experimente und deren Begleitforschung ist es, anschließend Vorschläge zu
entwickeln, wie eine wünschenswerte, verantwortungsvolle, auf Dauer und generell
geltende Regulierung beispielsweise durch den Gesetzgeber aussehen könnte.
Ferner brauchen wir eine Einbindung Deutschlands und Europas in den globa
len Markt. Die europäischen Standorte konkurrieren nicht vorrangig unterei
nander, sondern gemeinsam gegenüber Wettbewerbern außerhalb Europas. Des-
halb brauchen wir eine moderne Wettbewerbspolitik, die den Gegebenheiten auf
den globalen Märkten Rechnung trägt und den Blick nicht nur auf den Binnen
markt verengt. Deshalb
• ist im Bereich der Fusionskontrolle nach deutschem Recht eine Anpassung notwendig.
Aufgreifschwellen für die Kontrolle setzen bisher nur am Umsatz der fusionierenden Unter-
nehmen an. Speziell im digitalen Bereich können jedoch bereits umsatzschwache Unter-
nehmen hohe Marktrelevanz besitzen, die sich in Relation dazu in sehr hohen Kaufpreisen
widerspiegeln (Beispiel: Übernahme von WhatsApp durch Facebook). Zur Schließung
dieser Lücke werden wir deshalb im Rahmen der 9. Novelle des Gesetzes gegen Wettbe-
werbsbeschränkungen eine an den Transaktionswert anknüpfende Ergänzung einführen;
• muss auch bei der Anwendung der europäischen Fusionskontrolle die globale Wettbe-
werbssituation ausreichend berücksichtigt werden. Eine zu enge Marktabgrenzung trägt
der globalen Konkurrenzsituation nicht ausreichend Rechnung. Die daraus resultierende
Gefahr von Fusionsuntersagungen kann dazu führen, dass Unternehmen in ihrer inter-
nationalen Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt werden. Insbesondere auch sollte die
Kommission ihre Auslegungsgrundsätze zum Begriff des relevanten Marktes überprüfen
und aktualisieren. Eine Erläuterung der aktuellen Praxis der wettbewerblichen Analyse von
Fusionen würde auch der Rechtssicherheit der Unternehmen dienen.
www.de.digital 27
Das Kernelement der Wirtschaft von morgen ist die
‚Intelligente Vernetzungʻ: Wenn Mensch zu Maschine
oder Maschine zu Maschine kommuniziert, entstehen
neue Wertschöpfungspotenziale. Maschinenbauer
werden so zu den Goldgräbern der Zukunft.
Dr. Reinhold Festge, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA)
4. D
ie „Intelligente Vernetzung“ in
zentralen Infrastrukturbereichen
unserer Wirtschaft vorantreiben
• Im Herbst 2015 hat die Bundesregierung die „Strategie Intelligente Vernetzung“ als
Umsetzungsmaßnahme der „Digitalen Agenda 2014 – 2017“ verabschiedet. Die Stra-
tegie beinhaltet viele Elemente, die gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der
Wirtschaft im Rahmen des IT-Gipfelprozesses erarbeitet worden sind. Zur Umsetzung
haben wir die Initiative „Intelligente Vernetzung“ 19 ins Leben gerufen.
www.de.digital 29
• Im November 2015 hat die Bundesregierung den Entwurf für ein Gesetz zur Digitali-
sierung der Energiewende beschlossen.
• Anfang 2016 ist das E-Health-Gesetz20 in Kraft getreten. Es bereitet den Weg für mehr
Telemedizin zum Nutzen der Patientinnen und Patienten, muss aber optimiert werden.
20 G esetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen sowie zur Änderung weiterer Gesetze vom
21. Dezember 2015, http://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl115s2408.pdf
21 http://www.netze-neu-nutzen.de
Open-Innovation-Plattform22 . Auf diesem digitalen Markt- und Diskussionsplatz
können sich Expertinnen und Experten, Nutzerinnen und Nutzer sowie interessierte
Bürgerinnen und Bürger aktiv an der Initiative beteiligen, eigene Ideen einbringen und
Erfahrungen austauschen. Wichtig ist auch, Synergien zu laufenden Programmen,
insbesondere im Kontext von Industrie 4.0, Forschungs- und Innovationsförderung in
der IKT sowie „Mittelstand-Digital“ zu erzeugen.
• Einen Akzelerator für Projekte der Intelligenten Vernetzung aufbauen: Ein Akzelerator
unterstützt junge Unternehmen kurz nach der Gründung in einer ersten Entwicklungs-
phase bis zur Präsentation des Geschäftsplans vor Investoren, durch Bereitstellung
von Arbeitsräumen, strategische und technische Unterstützung, den Zugang zu Netz-
werken sowie gegebenenfalls durch geringe finanzielle Unterstützung.
22 http://www.oip.netze-neu-nutzen.de
www.de.digital 31
Eine Herausforderung der Digitalisierung ist
die Entwicklung von Geschäftsmodellen und Techno
logien, die eine Nutzung der Daten ermöglichen,
ohne die Privatsphäre Einzelner oder die Sicherheit
der Daten im Allgemeinen zu gefährden.
Prof. Dr.-Ing. Ulrike Meyer, Professorin für IT-Sicherheit, RWTH Aachen
5. D
ie Datensicherheit stärken und
Datensouveränität entwickeln
www.de.digital 33
Datensicherheit und Datenschutz in Deutschland müssen weiter nachhaltig und
effektiv gestärkt werden. Gerade mittelständische Unternehmen müssen in die
Lage versetzt werden, Gefahren zu erkennen und sich davor zu schützen, um die
mit der Digitalisierung verbundenen Chancen im vollen Umfang nutzen zu kön
nen. Sie müssen dabei unterstützt werden, entsprechende Schutzmaßnahmen
zu ergreifen, die ihr Datensicherheitsniveau signifikant erhöhen. Sicherheit und
Datenschutz sind möglichst von Beginn der Produktentwicklung und der Kon
zeption von Prozessen an mitzudenken (sogenannte Security by design). Trusted
Cloud-Angebote, die auf zertifizierten sicheren Lösungen beruhen, können in
vielen Fällen eine vielversprechende Option für kleine und mittlere Unterneh
men sein, die dann ihre eigene IT reduzieren und flexibel werden können.
Wichtig wird auch sein, tragfähige Regelungen über den Umgang mit Daten
übermittlungen in andere Länder zu finden. Der Ausgleich zwischen Verbrau
cher-, Unternehmens- und Sicherheitsinteressen wird in anderen Regionen
der Welt oftmals anders verstanden und organisiert als hierzulande. Bisher
gibt es nur wenige Vereinbarungen und Abkommen zu diesen Fragen. Mit dem
Safe-Harbor-Urteil hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) das Abkommen
zwischen der Europäischen Union (EU) und den USA gekippt. Mit dem neuen
„Privacy Shield“ sollen nun die vom EuGH vorgegebenen Anforderungen an ein
angemessenes Datenschutzniveau in den USA umgesetzt und ein verlässlicher
Rechtsrahmen für grenzüberschreitende Datentransfers geschaffen werden.
• Wir werden im Rahmen einer Studie identifizieren, welche digitalen Fähigkeiten und
Schlüsselkompetenzen in Deutschland – auch im internationalen Vergleich – vor-
handen sind, und daraus einen Digital-Atlas erstellen. Auf dieser Basis werden wir in
einem Stakeholder-Prozess ein laufendes Kompetenzmonitoring starten. Ziel ist dabei,
die Schlüsseltechnologien und -kompetenzen, die zum Erhalt und Aufbau digitaler
Souveränität notwendig sind, gezielt zu fördern.
• Auf der Basis der Einigung zwischen der Europäischen Kommission und den USA über
ein „EU-US Privacy Shield“ für transatlantische Datenübermittlungen werden wir
darauf hinwirken, dass die Angemessenheitsentscheidung der Europäischen Kommis-
sion den Schutz von Privatsphäre und Unternehmensgeheimnissen und die staatliche
Sicherheit gleichermaßen garantiert.
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Die Zukunft ist unsere Baustelle. Zehntausende
Handwerksbetriebe sind bereits in der digitalen Welt
angekommen, über das ‚Kompetenzzentrum Digitales
Handwerkʻ sollen Hunderttausende folgen.
Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH)
6. Neue Geschäftsmodelle für KMU, Hand-
werk und Dienstleistungen ermöglichen
Unser Ziel ist, dass unsere mittelständische Wirtschaft sich der Digitalisierung
aktiv stellt, um auch in Zukunft ihre Marktpositionen behaupten und neue
Märkte erobern zu können. Dafür ist noch manches zu tun, insbesondere im
Bereich der Sensibilisierung für digitale Entwicklungsmöglichkeiten. Zwar
sehen 88 Prozent aller Unternehmen einen Zusammenhang zwischen Digitali
sierung und Unternehmenserfolg, aber für 51 Prozent der befragten KMU ist
die Digitalisierung derzeit (noch) nicht Bestandteil der Geschäftsstrategie. 23
• zahlreiche Kompetenzzentren, eines auch speziell für das Handwerk, die wir mit der
Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ schritt-
weise in allen Regionen Deutschlands schaffen,
• vier Mittelstand 4.0 – Agenturen, die sich vertieft mit den Themen digitale Kommuni
kation, Cloud, Prozessmanagement und Handel beschäftigen und Unterstützungs
leistungen anbieten,
• das Vorhaben „go-digital“, mit dem wir externe Beratungsleistungen in den drei Mo-
dulen IT-Sicherheit, Internetmarketing und digitalisierte Geschäftsprozesse für KMU
einschließlich Handwerksunternehmen finanziell fördern (zurzeit im Ruhrgebiet, in
Sachsen und im Raum Halle),
www.de.digital 37
• sowie das Programm „go-Inno“, in dem wir die Förderlinie Innovationsmanagement
geschaffen haben, mit der wir 50 Prozent der Beratungsleistungen zur Professiona
lisierung des Innovationsmanagements bei Unternehmen mit weniger als 100
Beschäftigten finanzieren.
Wir müssen die bestehenden Aktivitäten ganz erheblich weiter stärken. Deshalb
wollen wir mit einer „Digitalisierungsoffensive Mittelstand“ gezielt Anreize für
KMU zu Investitionen in die digitale Transformation setzen.
• Zur besseren Sichtbarkeit der zur Verfügung stehenden Förderprogramme sowie zur
Ansprache eines breiteren Adressatenkreises werden wir ein nutzerfreundliches Portal
zur Digitalisierung einrichten.
• Die Unterstützung umfasst Analyse und Beratung, Vorhaben der Personal- und
Organisationsentwicklung, die Entwicklung zielgruppenspezifischer Technologien
und Investitionszuschüsse zum Anschub von Investitionen und IT-Umsetzungs
projekten in KMU, einschließlich einer Umsetzungsbegleitung.
• Gefördert werden soll darüber hinaus die stärkere digitale Vernetzung deutscher KMU
in Europa durch den Aufbau europäischer/internationaler Netzwerke im Bereich der
digitalen Transformation.
• Damit KMU über fundierte Kenntnisse für IKT-Lösungen verfügen können, werden
wir unser Beratungsangebot durch sogenannte Digitalisierungslotsen erweitern und
vertiefen.
• Wir werden darüber hinaus den Digitalisierungsprozess durch Matching von eta
blierten Unternehmen mit Start-up-Unternehmen und Forschungseinrichtungen und
durch Best-Practice-Beispiele (Unternehmer lernen von Unternehmern) unterstützen.
• Wir planen die Einrichtung einer Task Force „Digitalisierung des Mittelstands“ und
einer One-Stop-Agency. Die Task Force soll die verschiedenen Aktivitäten koordinie-
ren und das Ministerium bei der iterativen Weiterentwicklung der Initiativen beraten.
Dazu sollen auch der Aufbau und Betrieb einer Geschäftsstelle, die die Task Force
nach dem Konzept einer One-Stop-Agency operativ unterstützt, gefördert werden.
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In den Werkshallen der Zukunft verschmilzt die
virtuelle Welt von 3-D-Design und -Konstruktion
mit der realen Welt der Fertigung. Die Produktion
wird dadurch effizienter, schneller und flexibler.
Diese Vierte Industrielle Revolution treiben wir
entschlossen voran.
Prof. Dr. Siegfried Russwurm, Chief Technology Officer und Mitglied des Vorstands der Siemens AG
7. Mit Industrie 4.0 den Produktions
standort Deutschland modernisieren
Die Digitalisierung der Industrie eröffnet allein für Deutschland bis 2025 ein zu
sätzliches kumuliertes Wertschöpfungspotenzial von 425 Milliarden Euro.
Prognostiziert werden Produktivitätssteigerungen von bis zu 30 Prozent, eine
jährliche Effizienzsteigerung von 3,3 Prozent und Kostensenkungen von jährlich
2,6 Prozent. Besonders davon profitieren werden in den nächsten fünf Jahren
die Automobilindustrie mit einer Steigerung des Umsatzes von 52,5 Milliarden
Euro beziehungsweise 13,6 Prozent, der Maschinenbau (32 Milliarden Euro
beziehungsweise 13,2 Prozent), die Prozessindustrie (30 Milliarden Euro bezie
hungsweise 8,1 Prozent), die Elektronikindustrie (23,5 Milliarden Euro bezie
hungsweise 13 Prozent) und die IKT-Branche (15 Milliarden Euro beziehungs
weise 13,4 Prozent).
Mit Industrie 4.0 werden sich unsere Vorstellung und die Gestalt von Produktion
verändern. Die Grenzen zwischen Industrie und Dienstleistung werden noch
durchlässiger, und der globale Wettbewerb wird fortan auch in der Industrie
digitalgetrieben beziehungsweise IKT-basiert sein. Wir haben alle Chancen,
unseren industriellen Vorsprung, etwa bei der digitalen Steuerung von Autos
oder bei komplexen Produktionsprozessen, zu nutzen und auszubauen. Dafür
müssen die eigenen Kompetenzen für digitale Technologiekomponenten massiv
www.de.digital 41
ausgebaut werden. Nur so können wir die enormen Potenziale für eine effizi
entere, kundennahe und ressourcenschonendere Produktion sowie zusätzliche
Wertschöpfung durch neue Geschäftsmodelle nutzen.
Jedes zweite Unternehmen in Deutschland geht allerdings davon aus, dass bran
chenfremde Konkurrenz, beispielsweise aus dem IT-Sektor, sein Kerngeschäft
angreifen wird. Gleichzeitig fühlen sich nur sechs von zehn Unternehmen in
Deutschland auf Industrie 4.0 gut vorbereitet. 26
Unser Ziel ist es, Deutschland zum Leitanbieter und -anwender von Industrie 4.0
und damit zum modernsten Industriestandort der Welt zu machen. Wir wollen
den industriellen Mittelstand dabei unterstützen, eigene Digitalisierungsstrate
gien und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Wir sind der Überzeugung:
Arbeit 4.0 bietet Potenzial für neue, verantwortungsvollere und weniger körper
lich belastende Arbeitsplätze.
Um die Potenziale von Industrie 4.0 entwickeln und nutzen zu können, ist Fol
gendes zu tun:
• Wir bringen ein Förderprogramm für Mikroelektronik auf den Weg. Die für Industrie
4.0 notwendige Sensorik und Aktorik der Maschinen/Roboter und der Erhalt unserer
digitalen Souveränität sind ohne Mikroelektronik nicht realisierbar. Wir sollten uns
deshalb für ein europäisches Forschungs- und Innovationsprojekt für Mikroelektronik
einsetzen und uns daran im Zeitraum 2017 – 2019 mit staatlichen Zuschüssen von
insgesamt 1 Milliarde Euro beteiligen.
26 McKinsey & Company: Industry 4.0 – How to navigate digitization of the manufacturing sector, 2015.
27 Vgl. http://www.plattform-i40.de.
• Wir setzen die Handlungsempfehlungen der Plattform Industrie 4.0 um, die zur
Hannover Messe aus den fünf Arbeitsgruppen der Plattform insbesondere in den
Bereichen Standardisierung, rechtliche Rahmenbedingungen, IT-Sicherheit und
Arbeit geliefert werden. Themen sind zum Beispiel sichere Identitäten und sichere
unternehmensübergreifende Kommunikation, die Notwendigkeit einer Weiterent-
wicklung der Maschinenrichtlinie, Standardisierungsanforderungen und Qualifi-
zierung beziehungsweise Sensibilisierung von Mitarbeitern speziell im Bereich der
Sicherheitsanforderungen. Darüber hinaus wird die Plattform beispielsweise eine
Quick-Check-List zur IT-Sicherheit veröffentlichen.
• Wir entwickeln einen Aktionsplan „Standardisierung Industrie 4.0“. Dafür lädt das
Bundeswirtschaftsministerium zur Abstimmung und zum regelmäßigen Austausch
alle relevanten Akteure und externe Experten ein. Ziel ist, einen abgestimmten
Aktionsplan für die nächsten Schritte vorzulegen, um Standardisierung im Bereich
Industrie 4.0 zügig – auch international – zu gestalten. Dabei spielt RAMI 4.0 eine
zentrale Rolle und soll in den nationalen und internationalen Standardisierungs-
und Normungsorganisationen eingebracht und vermarktet werden.
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Erkennen, was Menschen wünschen, treibt
Forschung und Innovation. Hier spielen
die digitalen Technologien eine große Rolle.
Sie helfen, die Welt smarter zu machen.
Prof. Dr. Christoph Meinel, Hasso-Plattner-Institut, Potsdam
8. Forschung, Entwicklung und Innovation
bei digitalen Technologien auf Spitzen
niveau bringen
Dies können allerdings nur die ersten Schritte sein. Die Innovationsdynamik im
Bereich der Data Economy in konkurrierenden Regionen der Welt ist hoch: In
den USA lagen beispielsweise Big-Data-Lösungen bei den Patentanmeldungen
im Jahr 2012 bei 49 Prozent der Gesamtanmeldungen, in Deutschland bei unter
5 Prozent. Zurzeit nutzen die Unternehmen in Deutschland für ihre Datenana
lysen noch alte Technologien. Neue (NoSQL oder Hadoop) sind erst bei knapp
einem Viertel der befragten Unternehmen im Einsatz. Nur jedes fünfte Unter
nehmen wertet Social Media Daten aus.
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Europa insgesamt hinkt anderen Wettbewerbern in Sachen IKT-Forschung und
digitale Innovationen hinterher:
• Europa investiert nur 0,21 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in IKT – verglichen mit
0,57 Prozent in Japan, 0,58 Prozent in den USA und gar 1,47 Prozent in Südkorea.
• Europa hält nur 6 Prozent aller Patente weltweit mit Bezug auf „Internet der Din-
ge“-Technologien – weit hinter den USA, Südkorea oder Japan.
Die Hausvernetzung (Smart Home) wird massiv durch digitale Plattformen um
gestaltet. Das „Zertifizierungsprogramm Smart Home + Building“ war ein erster
Schritt zur Verständigung auf das Konzept einer offenen Integrationsplattform
zur Vernetzung über Technologie- und Systemgrenzen hinweg. Nur so kann es
gelingen, die Interessen überwiegend mittelständisch geprägter Hersteller und
Anbieter in Deutschland zu bündeln und den Weg in den internationalen Mas
senmarkt zu ebnen.
Cloud-Technologien erlauben es, über das Internet von jedem Ort aus auf zen
tral gespeicherte Daten eines Prozesses zuzugreifen und diese Daten auch mittels
Analysesoftware zu bearbeiten. Sämtliche Geschäftsprozesse gewinnen an Flexi
bilität und Schnelligkeit.
• Wir wollen die technische Souveränität erhalten: Notwendig sind Konzepte für Pro
jekte, die in großem Maßstab Partner aus Industrie und Forschung auf nationaler und
EU-Ebene einbinden. Insbesondere müssen deutsche beziehungsweise europäische
Ausrüster für die industrielle Kommunikation, für Datenanalysen in Echtzeit und für
das Produkt-Engineering gefördert werden.
• Wir wollen die Einführung der steuerlichen FuE-Förderung für kleine und mittlere Unter-
nehmen bis 1.000 Beschäftigte. Die Ausgestaltung in Form einer Zulage ermöglicht es
auch Start-ups, die noch Verluste machen, in den Genuss der Förderung zu kommen.
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In einer sich schnell verändernden Arbeitswelt
wird lebenslanges Lernen immer wichtiger, um
sich für den Arbeitsmarkt attraktiv zu halten.
Dabei bieten digitale Lernformate völlig neue
Möglichkeiten der Weiterbildung.
Anke Felbor, Geschäftsführerin von LearnNow.de und ehemalige Leiterin der ZEIT Akademie
9. Digitale Bildung in allen
Lebensphasen realisieren
Neue digitale Arbeit wird anspruchsvoller und komplexer. Allein in der IKT-
Branche gibt es derzeit 40.000 offene Stellen. In Zukunft ist mehr und bessere
Qualifizierung aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zentral.
Stark von Routine geprägte Tätigkeiten werden in Zukunft nicht mehr im heu
tigen Umfang gefragt sein. Dafür wird es mehr auf Flexibilität und Methoden
kenntnisse beim Einsatz von digitalen Technologien ankommen. Bei relevanten
Ausbildungsgängen zeigt sich dies bereits heute, wenn mehrere spezialisierte
Ausbildungsgänge in neuen, allgemeiner ausgerichteten aufgehen. Aktuell wird
die Ausbildung zum Flexografen in die Berufsqualifizierung der Mediengestalter
Digital und Print integriert.
Digitale Bildung wird immer mehr zur Voraussetzung für eine erfolgreiche
Teilnahme am Erwerbsleben und ist zugleich die Voraussetzung für unsere
Selbstbestimmung und allgemeine Bewertungskompetenz in der digitalen Welt:
nicht nur im Beruf, sondern auch als Verbraucher und Bürger. Den Anforderun
gen stehen neue Möglichkeiten gegenüber: Neue didaktische Mittel und Verbrei
tungswege und interaktive Lernformate sorgen für einen erweiterten Zugang
zu Wissen. Doch obwohl nahezu alle Schulen in Deutschland einen Internetzu
gang haben, gibt es großen Nachholbedarf bei der Nutzung neuer Medien und
Lehrformen wie bei dem Einsatz von Tablets.
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Unsere Unternehmen haben längst erkannt, dass ein Wandel bei Bildung und
Ausbildung der heutigen und künftigen Mitarbeitenden notwendig ist. Schon
heute geben acht von zehn Unternehmen über alle Branchen hinweg an, dass
die Weiterbildung ihrer Fachkräfte für die digitale Arbeitswelt entscheidend für
die eigene Konkurrenzfähigkeit ist. Gefragt sind vor allem Kenntnisse bei der
Datenanalyse (45 Prozent), rund um Social Media (35 Prozent) und im Program
mieren (35 Prozent), aber auch Datenschutz und Datensicherheit (25 Prozent)
spielen eine wichtige Rolle.
Wir brauchen eine von allen Stakeholdern getragene Strategie „Digitales Lernen“.
Digitale Technologie sollte nicht pauschal abgewehrt werden, sondern offen
und reflektiert zum Kernbestandteil eines auf Selbstbestimmung angelegten
Bildungsauftrags werden. Diese Forderung kommt nicht nur aus der Wirtschaft
und von Bildungspolitikern. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sie auch von fast
drei Viertel aller Lehrkräfte (73 Prozent) unterstützt wird.
Unsere Ziele:
• 2025 soll für Berufstätige der Arbeitsplatz der Ort Nr. 1 sein, an dem neueste
IT-Kenntnisse erworben werden.
Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir für die Bildung in der und für die digi
tale Welt 2025 auf allen Stufen ansetzen – von der Schule über die duale Ausbil
dung, die Hochschule bis zur beruflichen Weiterbildung. Zur Förderung digitaler
Bildung und zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur im Bildungsbereich
müssen Bund und Länder stärker als bisher zusammenarbeiten.
Schulbildung ist der Schlüssel für eine digitale Allgemeinbildung. Wir wollen,
• dass die Schulen in Deutschland beim Einsatz digitaler Medien zur internationalen
Spitzengruppe aufschließen;
• die Vernetzung von Unternehmen und Bildungsträgern weiter verstärken, indem wir
beispielsweise Konzepte der Wirtschaft für Innovations- und Wissensmanagement
für Bildungsinstitutionen bekannt machen;
Die duale Berufsausbildung ist eine wichtige Säule zur Deckung des künftigen
Fachkräftebedarfs. Sie soll auch in Zukunft Garant für Qualität und Innovations
fähigkeit Made in Germany sein. Wir wollen
• die duale Berufsausbildung konsequent auf die Erfordernisse einer digitalen Wirt-
schaft ausrichten. Bestehende Ausbildungsordnungen und Weiterbildungsverord-
nungen müssen zusammen mit den Sozialpartnern mit Blick auf die Vermittlung
notwendiger digitaler Kompetenzen modernisiert werden. Das bedeutet auch, dass
Methoden- und Problemlösungskenntnisse stärker gefordert und gefördert werden.
Gerade in Unternehmen ohne eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung werden
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit nichtakademischer Ausbildung noch stärker
integraler Bestandteil des Innovationsprozesses werden;
• dass die dualen IT-Berufe stärker dem Bedarf der Praxis folgen, damit Absolventen
von den Unternehmen auch in Zukunft als Alternative zu Hochschulabsolventen ein-
gestellt werden. Bei anwendungsspezifischer Softwareentwicklung und Programmie-
rung kann die Praxisnähe der dualen Ausbildung Vorteile bieten. Ausbildungsinhalte,
Zuschnitt und Abgrenzung der vier dualen IT-Berufe werden aktuell unter Einbindung
von Ausbildern, Auszubildenden, Arbeitgeber/-in und Arbeitnehmervertreter sowie
der Länderseite überprüft (bis Herbst 2016). Auf dieser Grundlage werden die Berufe
IT-Systemelektroniker/-in, Fachinformatiker/-in, IT-Systemkaufmann/-kauffrau und
Informatikkaufmann/-kauffrau modernisiert;
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• weiterhin zusammen mit der Praxis den Änderungsbedarf an bestehenden Berufen
und den Bedarf für neue Berufe identifizieren und umsetzen. Derzeit diskutieren wir
mit den Sozialpartnern die Schaffung eines neuen Berufs E-Commerce-Kauffrau oder
E-Commerce-Kaufmann.
• uns für die Einrichtung von zusätzlichen Lehrstühlen und für die Stärkung der vor-
handenen Spitzeninstitute in den MINT-Bereichen und insbesondere in der Informatik
einsetzen, etwa bei Big Data-Analyse, industrieller Software und IT-Sicherheit. Dabei
unterstützen wir eine stärkere Kooperation mit der Wirtschaft, etwa über drittmittel-
finanzierte Stellen und Stiftungslösungen;
• unsere Programme zur Förderung von Gründungen aus Hochschulen (EXIST) weiter
ausbauen, um Spitzen-Know-how in die Wirtschaft zu bringen und in Deutschland
und Europa nutzbar zu machen;
• dass Online-Angebote wie Massive Open Online Courses (MOOCs) künftig besser in
ein Studium integriert werden können. E-Learning soll dabei das Präsenzlernen im
Sinne eines Blended Learning sinnvoll ergänzen.
• uns bei Gewerkschaften und Arbeitgebern dafür einsetzen, dass Wege für flexiblere
und individuellere digitale Weiterbildung geschaffen werden, um Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern betriebsübergreifendes, praxisrelevantes IT-bezogenes Basiswissen
und komplementäres Wissen zu Kommunikation und Projektarbeit zu vermitteln.
Das Bundeswirtschaftsministerium hat dazu bereits ein Konzept für digitale Weiter-
bildung in halbtätigem Format, insbesondere für Beschäftigte in KMU, entwickeln
lassen. Das Konzept wird in Kürze maßgeblichen Akteuren im Bereich Weiterbildung
vorgestellt und im Hinblick auf Erprobungskonzepte diskutiert werden. Das Bundes
wirtschaftsministerium würde in Zukunft die Erprobung auch temporär fördern.
Dabei ist eine Selbstverpflichtung der Weiterbildungsakteure vorgesehen;
• einen besonderen Fokus auf KMU richten, um ihnen Wege zur zügigen und kontinuier
lichen Fortbildung ihrer Mitarbeitenden aufzuzeigen. Der schnellere technologische
Fortschritt erfordert größere Weiterbildungsanstrengungen auch für gut etablierte
Unternehmen und erfahrene Arbeitskräfte. Die Kompetenzzentren Mittelstand 4.0
werden Hilfe und Anleitung bei digitaler Weiterbildung anbieten;
• außerdem die Medienkompetenz ausbauen und alle dazu befähigen, sich auch indi
viduell im Netz weiterzubilden und die Qualität von digitalen Informationen und
Bildungsangeboten zu bewerten.
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Für die digitale Transformation müssen
wir uns auch institutionell besser aufstellen.
Eine Digitalagentur bietet die Chance,
das erforderliche Wissen und Können
zusammenzubringen.
Prof. Dieter Gorny, Beauftragter für Kreative und Digitale Ökonomie des BMWi,
Vorstandsvorsitzender des BVMI
10. Eine Digitalagentur als modernes
Kompetenzzentrum ins Leben rufen
Heute haben wir beim Thema Digitalisierung eine Fragmentierung von Kom
petenzen. Um der Dynamik und Wirkungsbreite der Digitalisierung auch insti
tutionell gerecht zu werden, bedarf es zeitgemäßer Konzepte für die Politikent
wicklung und -umsetzung. Um Wettbewerbs-, Markt- und Verbraucherfragen
der Digitalisierung zu beantworten, ist nicht nur eine Digitalagenda erforderlich,
sondern auch eine Digitalagentur als hochleistungsfähiges und international
vernetztes Kompetenzzentrum des Bundes, das die Bundesregierung sowohl
als Thinktank bei der Politikvorbereitung als auch als Servicestelle bei der
Umsetzung kompetent, neutral und nachhaltig unterstützt und den Digitalisie
rungsprozess im Interesse von Wirtschaft und Verbrauchern flankiert.
www.de.digital 55
Die neue Bundesdigitalagentur soll dagegen auf folgenden drei Säulen fußen:
Dabei soll die gesamte digitale Wertschöpfungskette von der Inhalts-, Dienste-
und Anwendungsebene über die Konnektivität bis hin zu Geräten und Nutzern
in die Betrachtung einbezogen werden. Querschnittsthemen wie FuE, Standar
disierung, Datenschutz und IT-Sicherheit sind immer mitzubeachten, um einem
„Silodenken“ bei der Lösung von Zielkonflikten in der Digitalisierung vorzu
beugen.
In einem ersten Schritt werden wir die Analyse- und Aktionsfähigkeit der Bun
desnetzagentur spürbar erweitern. Hierdurch wird der Entwicklung innerhalb
bestehender und neuer gesetzlicher Aufgaben Rechnung getragen. Notwendig
ist vor allem eine Stärkung der Markt- und Akteursbeobachtung, nicht zuletzt
zur Ausführung neuer europäischer Regelungen zur Wahrung der Freiheit
des Internets. Auch im Zuge des laufenden Reviews des europäischen Rechts
rahmens durch die Europäische Kommission sind Aufgabenerweiterungen der
nationalen Regulierungsbehörden für einen digitalen Binnenmarkt abzusehen.
Durch die Einrichtung eines Aufbaustabs „Digitale Vernetzung/Internetplatt
formen“ wurde bereits proaktiv ein erster Schritt zur Erweiterung und Bünde
lung von Kompetenzen unternommen.
Mittelfristig soll aber eine Digitalagentur als Servicestelle die Aufgabe überneh
men, Unternehmen und Verbraucherinnen beziehungsweise Verbraucher zu
informieren, Behörden als zentrale und kompetente Ansprechpartnerin zur Ver
fügung zu stehen und auch Umsetzungshemmnisse für politische Strategien zu
identifizieren und abzubauen. So wie das Umweltbundesamt oder das Bundes
amt für Flüchtlinge und Migration kann eine neu zu schaffende Digitalagentur
helfen, eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen zu meistern.
Das denkbare Aufgabenspektrum der Agentur umfasst daher:
www.de.digital 57
Impressum
Herausgeber Bildnachweis
Bundesministerium für Titel/Hirschen Group GmbH, S. 12 Ralph Dommer
Wirtschaft und Energie (BMWi) muth/United Internet AG, S. 16 Oliver Samwer/
Öffentlichkeitsarbeit Rocket Internet SE, S. 22 Prof. Dr. Gesche Joost/UdK
11019 Berlin Berlin (Matthias Steffen), S. 28 Dr. Reinhold Festge/
VDMA (Tristan Rösler), S. 32 Prof. Dr.-Ing. Ulrike
Gestaltung und Produktion Meyer/RWTH Aachen (Peter Winandy), S. 36 Holger
Hirschen Group GmbH, Berlin Schwannecke/ZDH (Stegner), S. 40 Prof. Dr. Siegfried
Russwurm/Siemens AG, S. 44 Prof. Dr. Christoph
Druck Meinel/Hasso-Plattner-Institut (Kay Herschelmann),
Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH S. 48 Anke Felbor/Cornelius Kalk – Fotografie,
S. 54 Prof. Dieter Gorny/Markus Nass
Stand
März 2016
www.de.digital 59
www.de.digital