Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Studie Digitalisierung in Den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas
Studie Digitalisierung in Den Zukunftsmärkten Subsahara Afrikas
Durch den rasanten Ausbau der IKT-Infrastruktur und den zunehmenden Bemühungen
der Regierungen, einen effizienten und funktionierenden institutionellen Rahmen zu
schaffen, gewinnt die Digitalisierung auch in SSA zunehmend an Bedeutung. Sie wirkt auf
österreichische Unternehmen in zwei Weisen:
1. Aus der Digitalisierung ergeben sich diverse Umsatzchancen für die Firmen: Aufbau
der physischen Infrastruktur sowie der IT-Infrastruktur; Nutzung digitaler und auf
SSA angepasster Geschäftsmodelle, wie z. B. Pay-per-Use oder Rent-instead-of-Buy.
Auch die Trends Urbanisierung im Sinne von „Smart Cities“ und Umweltschutz bie
ten diverse Umsatzpotentiale.
2. Digitalisierung unterstützt die Unternehmen beim besseren Umgang mit den her
ausfordernden operativen Rahmenbedingungen im SSA-Geschäft. Digital basierte
Technologien finden in vielen geschäftlichen Aktivitäten Anwendung: Effizienzstei
gerungen und Erhöhung der Liefertreue in der Logistik, Drohnentransport für die
„letzte Meile“ und im Aftersales Bereich sind es Fernwartungslösungen. Auch einfa
chere digitale Lösungen vereinfachen den Umgang mit den Rahmenbedingungen,
wie z. B. die mobile Kommunikation. Mobile Bezahlsysteme, Internetnutzung, ver
mehrter e-Commerce und App-basierte Lösungen, z. B. Sharing Plattformen, bieten
neue Möglichkeiten in der operativen Geschäftsgestaltung.
Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... V
Abkürzungen ....................................................................................................... VI
1 Einleitung ......................................................................................................... 1
4 Schlussfolgerungen ..........................................................................................33
5 Literaturverzeichnis .........................................................................................36
Bev. Bevölkerung
BIP Bruttoinlandsprodukt
bzw. beziehungsweise
Ca. circa
d. h. das heißt
i. d. R. in der Regel
Kg Kilogramm
KI Künstliche Intelligenz
Km Kilometer
Mio. Millionen
Mrd. Milliarden
PwC PricewaterhouseCoopers
Tsd. Tausend
u. ä. und ähnliche
u. U. unter Umständen
VW Volkswagen AG
z. B. zum Beispiel
Digitalisierung ist der „Enabler“ für die Verwendung von neuen Technologien. Was sind die neuen
Technologien und Anwendungen von Digitalisierung, die in den nächsten Jahren an Bedeutung im
Geschäftswesen allgemein und insbesondere in SSA einen Einfluss haben werden? Eine Befragung
(WEF, 2015) von 816 Experten aus dem IKT-Sektor nach den Technologien, die sich bis 2025 e in
der Gesellschaft und Wirtschaft durchsetzen werden (> 80% Nennungsquote), ergab:
All diese Technologien stützen sich auf Digitalisierung. Die Beratungsgesellschaft Intellecap
kommt zu einem ähnlichen Ergebnis, welche Technologien die Zukunft in SSA prägen werden:
“These are Internet of Things (IoT), Blockchain, Artificial Intelligence (AI), Big Data,
Robotics and 3D Printing. These technologies are already seeing initial applications
in Africa and our analysis shows that together, they can enable a shift from central
ized systems to decentralized solutions that enable a peer-to-peer collaborative en
vironment and enhancing system efficiencies.”
(Intellecap, 2017)
„81% of respondents in our survey of private businesses (across nine key economies
on the [African] continent) said they see digitalisation as “highly relevant” to their
future, compared with 65% in the European Union.“
(PwC, 2019: 3)
Offensichtlich sehen Unternehmen in SSA Chancen in der Digitalisierung für ihr Geschäft. Das
können Umsatzpotentiale oder effizienzsteigernde und damit kostensenkende Maßnahmen sein.
Digitale Technologien können dazu beitragen, im SSA-Geschäft mit den herausfordernden opera
tiven Rahmenbedingungen besser umgehen zu können.
Als Basis für diese Analyse werden die Erkenntnisse aus den WKO-Studien „Chancen in Subsahara
Afrika nutzen“ (Carlowitz, 2019a) und „Markteintritt und Geschäftsmodelle für Subsahara Afrika“
(Carlowitz, 2019b) verwendet. Deshalb liegt der Fokus auf Unternehmen aus der Industrie und
weniger auf dem Finanz- oder IT-Sektor. Des Weiteren werden insbesondere die Fokusländer1 aus
den vorangegangenen Studien bei Beispielen und Übersichten im Mittelpunkt stehen. Ansonsten
wird von der Region SSA gesprochen. Basierend auf dem zweiten Teil der WKO-Studie wird die
Analyse nach der Verwendung digitaler Technologien für den Umgang mit operativen Herausfor
derungen entlang einer Geschäftsmodelllogik durchgeführt, um dann auf einige digitale Ge
schäftsmodelle, die in SSA schon genutzt oder mit denen experimentiert wird, hinzuweisen.
Ziel dieser Ergänzungsstudie ist, die Rolle und Potentiale der Digitalisierung im SSA-Geschäft für
österreichische Unternehmen zu analysieren. Wo sind Umsatzquellen, die mit der Digitalisierung
zusammenhängen? Welche Bedeutung haben digitale Technologien auf die Art, Geschäfte in SSA
durchzuführen und wie können sie die Ausgestaltung von Geschäftsmodellen beeinflussen und
verbessern?
1
Die Fokusländer sind: Äthiopien, Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Nigeria, Ruanda, Tansania und Uganda.
Der Mobile Connectivity Index der GSMA (2019b) hat sich in SSA von 2017 auf 2018 leicht verbes
sert, was vor allem auf die stark gestiegenen Infrastrukturinvestitionen und vermehrten afrikani
schen digitalen Inhalte im Internet zurückzuführen ist. Bei den Subindizes Bezahlbarkeit und Ab
sorptionsbereitschaft und -fähigkeit der Kunden ist der Anstieg gering (GSMA, 2019b: 17). Die Ba
sis für die Nutzung von Digitalisierung und darauf basierenden Technologien ist eine leistungsfä
hige, funktionierende und in die gesellschaftliche und geographische Breite gehende IKT-Infra
struktur.
„Advanced mobile networks are a critical component of the digital future, and gov
ernments must play their part.“
(GSMA, 2019a: 5)
Es existiert eine große Heterogenität was die infrastrukturelle Situation in den Ländern betrifft wie
Tabelle 1 zeigt:
Quelle: AfDB (2019); WEF (2016); World Bank (o. J. b); ITU (2018).
Der technische Zugang ist in vielen Ländern zwar gegeben, aber es gibt noch preisliche und quali
tative Restriktionen, was die Verbreitung und die Nutzung von IKT und Digitalisierung beeinträch
tigt. Betrachtet man die infrastrukturellen Voraussetzungen über die Kriterien hinweg, so kristal
lisiert sich heraus, dass die Länder Côte d’Ivoire, Ghana, Kenia, Nigeria und Ruanda gut ausgestat
tet sind, während die anderen drei Länder noch Nachholbedarf haben. Vor allem die Situation in
Äthiopien wird durch die allgemeine Euphorie überschätzt. Im internationalen Vergleich sind die
SSA-Länder größtenteils im unteren Bereich zu finden.
Die Zahl der aktiven Handys, also die Handyverbreitung in SSA lag in 2018 bei 456 Millionen. In
2025 sollen es 623 Millionen sein, das ist eine jährliche Wachstumsrate von 4,6%, die höchste
weltweit. Mobile Internetnutzer gab es 2018 ca. 239 Millionen Personen und 2025 werden es dann
483 Millionen sein, eine sagenhafte jährliche Wachstumsrate von 10,6% (GSMA, 2019b: 4). Die
mobile Technologie wächst rasant, hat aber global gesehen noch einigen Nachholbedarf. Neben
der absoluten Zahl an aktiven Handys, spielt die Penetrationsrate auch eine große Rolle. Diese
weist ein erstaunliches Wachstum in SSA auf: Von 1,9 Handys pro 100 Einwohner im Jahr 2000 ist
die Rate auf 76,6 im Jahr 2014 gestiegen. Eine ähnlich beeindruckende Entwicklung ist für die Nut
zung von Smartphones vorhergesagt: 2018 ist die Nutzung von Smartphones in SSA, mit nur 39%
aller Verbindungen, die Geringste weltweit. In 2025 wird der Anteil auf 66% gestiegen sein,
wodurch der Abstand zur vorletzten Region deutlich geschrumpft sein wird. Diese Werte beschrei
ben ein 230 prozentiges Wachstum, das mit Abstand Höchste weltweit (GSMA, 2019a: 15). Basie
rend auf diesen Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass der IKT-Sektor zunehmend (Direkt-) Inves
titionen und auch Venture Capital anzieht (Adam, 2019). Aktuell existieren noch Einschränkungen,
was die Kosten der Internetnutzung anbelangt. So sind die Kosten für die Datennutzung (1 GB pro
Monat) in SSA im internationalen Vergleich sowohl beim Festnetz als auch bei mobilen Daten mit
großem Abstand die Höchsten weltweit (gemessen in PPP USD und gemessen als prozentualer
Anteil am durchschnittlichen Landes-BIP pro Monat) (ITU/UNESCO, 2019: 36). Dies schränkt die
breite Nutzung, sowohl auf die Bevölkerung als auch auf die Funktionen bezogen, aktuell noch ein.
Ein damit zusammenhängender kritischer Punkt für alle SSA-Länder ist die niedrige Geschwindig
keit der Datenübertragung, die weit unter der von China liegt (100 Mbits/s) (ITU, 2018). Nur vier
Länder haben zweistellige Bandbreiten, wovon Kenia mit 30 Mbit/s deutlicher Spitzenreiter ist.
Länder wie Äthiopien, Côte d’Ivoire, Tansania und Uganda erfahren durch die beschränkte Band
breite Einschränkung in den Nutzungsmöglichkeiten digitaler Technologien, bei denen viele Daten
schnell verarbeitet werden müssen, wie komplexe e-Learning Systeme, Fernwartung von Maschi
nen oder komplexe IoT-Lösungen. Ein weiteres damit zusammenhängendes Problem ist eine hö
here Anfälligkeit gegenüber Cyberkriminalität, da Sicherheitsupdates aufgrund zu geringer Band
breite oft nicht oder nur verzögert geladen werden (Stuart, 2019: 9).
Diese geringen Bandbreiten sind das Resultat der aktuell noch dominierenden 2G- und 3G-Netz
werke in den SSA-Ländern. Das bis 2025 dominierende Netz wird das 3G-Netz mit knapp 60% blei
ben. Allerdings steigt der Anteil von 4G-Verbindungen von 6% in 2018 auf 24% in 2025. Der Aus
bau der 5G-Infrastruktur kommt langsam ins Laufen. Bis 2025 werden weltweit 15% der Verbin
dungen (ohne IoT-Verbindungen) über 5G-Netze laufen; in SSA sind es dann gerade mal 3%. Trotz
der Neuigkeiten, vor allem aus Ruanda, wo schon mit dem 5G-Netzausbau begonnen wurde, sind
die Aktivitäten in SSA noch eher Pilotprojekte (GSMA, 2019a: 9). Betrachtet man die mobile Ab
deckungslandkarten (mobile coverage maps),2 so sieht man in den Ländern3 Côte d’Ivoire, Ghana,
Ruanda und Tansania eine sehr gute 3G-Netzwerkabdeckung im Land, während in Tansania die
Abdeckung eher lückenhaft und auf urbane Regionen konzentrierte ist. Beim 4G-Netz gibt es in
Tansania nur sehr wenige Regionen mit Zugang, während es nur in Côte d’Ivoire und Ruanda auch
2
Die Abdeckungsraten aus Tabelle 1 sind höher, da sie alle Mobilfunktechnologien, auch die in SSA dominierende 2G-
Technologie, und nicht nur 3G und 4G wie bei den Abdeckungslandkarten berücksichtigen.
3
Für Kenia ist keine Karte verfügbar, aber aus anderen Indikatoren lässt sich ableiten, dass die Abdeckung mit 3G und
4G Netzzugang zumindest in den urbanen Regionen gut sein dürfte.
Neben den physischen Aspekten der Infrastruktur als Voraussetzung zur effizienten Nutzung digi
tal basierter Technologien, sind die institutionellen, regulatorischen Rahmenbedingung sowie die
Bereitschaft und Fähigkeit der Gesellschaft, die neuen Technologien anzunehmen und zu nutzen,
von großer Bedeutung.
Damit Digitalisierung wirksam wird, ist die Akzeptanz und Absorption der neuen Technologie in
der Gesellschaft von großer Bedeutung. Die intensive und stetig wachsende Nutzung von Handys
wurde schon in Tabelle 1 aufgezeigt. Aber wie sind die sonstigen Indikatoren, die auf eine Absorp
tion durch die SSA-Gesellschaften hindeuten? Tabelle 2 weist für die Fokusländer wesentliche In
dikatoren aus.
Der Absorptions- und Nutzungsindex zeigt, wie stark Digitalisierung und IKT-Nutzung in der Ge
sellschaft verbreitet sind. Man sieht, dass die Nutzung in kaum einem SSA-Land über dem globa
len Durchschnitt (Wert 3,5) liegt. Allerdings zeigt die allgemeine Technologieabsorption von Un
ternehmen, also wie intensiv und schnell sie neue Technologien in ihren Unternehmen nutzen, ein
positiveres Bild. Privatpersonen nutzen IKT vor allem für Kommunikation und für Social Media.
Besonders gravierend ist der Unterschied zwischen SSA-Ländern und Industrieländern bei online
Finanzdienstleistungen: Vor allem Geldtransfers und Onlinekäufe werden relativ wenig in Entwick
lungsländern genutzt (GSMA, 2019a: 17). Diese Aussage bezieht sich auf Online, nicht auf mobile
Es lässt sich durchaus konstatieren, dass das Thema Digitalisierung, zumindest in einfacher
Form, in der Gesellschaft angekommen ist, so dass Unternehmen keine grundsätzlichen Heraus
forderungen bei der Akzeptanz von (einfachen) digitalen Technologien, die sie für ihr Geschäft
nutzen wollen, vorfinden werden (vgl. Kapitel 3.3).
„However, the fear of Africa falling out of the 4IR [Industrial Revolution] may be real
due to the risk of governments’ policy inactions, particularly in technology and inno
vation trajectories which is critical to participating in the new wave of the techno
logical insurgency spinning across the globe.“
(Ayentimi/Burgess, 2018)
Die „Vierte Industrielle Revolution“ basiert auf IoT-Technologie, die wiederum nur mit adäquater
IKT-Infrastruktur und einem effizienten regulatorischen Umfeld funktioniert. Unabhängig von In
dustrialisierung sind funktionierende institutionelle Rahmenbedingungen in SSA wichtig, da die
mobile Wirtschaft immer weiter und schneller in Gesellschaft und bei Unternehmen Fuß fasst.
Tabelle 3 zeigt wichtige Kriterien bezüglich Regulierungen, politische Maßnahmen und Markt
strukturen in Bezug auf IKT und Digitalisierung.
Mit Zunahme der digitalen Aktivitäten in SSA werden auch die institutionellen Rahmenbedingun
gen in immer mehr Ländern etabliert. In den Fokusländern existieren (oder sind im Entwurfssta
dium) schon rechtliche Rahmenbedingungen im Bereich der elektronischen Transaktionen (inkl.
Geldtransfer), beim Datenschutz, bzgl. Cybercrime und für den Kundenschutz im e-Commerce, der
an Bedeutung gewinnt. Was die Qualität dieser Rahmenbedingungen angeht, so wird diese als
mittelmäßig eingestuft, weil es nur teilweise gelingt, ein förderpolitisches Regime für IKT zu etab
lieren (GSMA, 2019b: 31). Der Fokus von IKT und Digitalisierung bei der Regierung ist in Ruanda
mit Abstand am höchsten, aber auch Kenia und Ghana gefolgt von Uganda haben einen signifikan
ten Schwerpunkt bei diesem Thema gesetzt. Auf kontinentaler Ebene gibt es im Rahmen der
„Agenda 2063“ der Afrikanischen Union Vorhaben, IKT-Institutionen und -Politiken zu harmonisie
ren. Es sollen koordinierende Institutionen gegründet werden, die kontinentale Standards definie
ren und grenzüberschreitende IKT-Projekte durchführen sollen. Im Rahmen des „Programme for
Infrastructure Development in Africa (PIDA)“ der African Development Bank (AfDB) soll die IKT-
Infrastruktur weiter ausgebaut werden (AU, o. J.).4
Der Wettbewerbsgrad auf dem IKT-Markt entspricht in der Hälfte der Länder einem marktwirt
schaftlichen Niveau, was auf die Privatisierung im IKT-Sektor in vielen Ländern zurückzuführen
ist. Ausnahmen sind Äthiopien, Côte d’Ivoire und Ghana, wo staatliche Akteure den Markt verzer
ren. Durch die zunehmende Marktliberalisierung in vielen SSA-Ländern beschleunigt sich der Inf
rastrukturaufbau und die Qualität verbessert sich bei gleichzeitig sinkenden Kosten für die Nutzer
(Adam, 2019). Die Liberalisierung in der SSA-Region ist noch nicht abgeschlossen, da die Markt
konzentration in vielen Ländern (weniger als drei Anbieter) noch hoch ist. Weitere Verbesserun
gen im regulatorischen Bereich stehen noch aus, was z. B. eine längere Gültigkeitsdauer einer ver
gebenen Lizenz und damit die Attraktivität für Investoren betrifft (Adam, 2019: 260f).
4
Informationen zur IKT-Initiative der Afrikanischen Union: https://au.int/en/directorates/information-society.
„On the one hand, it is important to temper expectations about the potential of ICT
as a general technology that will enable Africa to leapfrog its many traditional infra
structure deficits. On the other hand, the potential for leapfrogging across various
dimensions of health education and even infrastructure is expanding year-on-year.“
(Cilliers, 2018: 15)
Das Potential zu „leapfroggen“ wird teilweise durch eine lebhafte Start-Up Szene in einigen SSA-
Ländern, die das Thema Digitalisierung weiterentwickeln und auf die SSA-Bedürfnisse anpassen,
erhöht. Im Folgenden wird die Start-Up Szene in SSA kurz skizziert.
5
Der EGDI misst die e-Government Effektivität bei der Bereitstellung staatlicher Dienstleistungen für die Bürger, Un
ternehmen und Organisationen in einem Land (United Nations, 2018: xix).
In SSA gab es am 30.10.2019 geschätzte 643 Tech-Hubs, was eine Verdoppelung zu 2016 ist. Al
lerdings sind in den letzten Jahren auch 110 Hubs pleite gegangen. Von den aktiven Hubs liegen
90 in Nigeria, 50 in Kenia, 27 in Ghana, 23 in Tansania, 22 in Côte d’Ivoire, Uganda und Ruanda
haben jeweils 10 und in Äthiopien sind es 8 Hubs. Knapp ein Viertel der Tech-Hubs, das heißt 155
Hubs, sind auf Innovationen ausgerichtet. Der größte Teil sind Co-Working (39%) und Akzelerato
ren (41%), ein kleinerer Teil Inkubatoren (14%). Aber auch in anderen SSA-Ländern gibt es eine
nennenswerte Anzahl an Tech-Hubs. Die Zahl wächst in vielen Ländern rasant und basierend auf
der physischen IKT-Infrastruktur werden die Potentiale der Digitalisierung in Anwendungen reali
siert. Träger der Hubs sind zu über 50% private Institutionen und über 40% sind von Nicht-Regie
rungsorganisationen. Der Großteil der Hubs berichtet, dass sie weniger als 100.000 USD Finanzie
rung aus vielen verschiedenen Quellen erhalten haben. Jeweils 60% der Hubs geben an, dass sie
externe Spenden erhalten und das Gelder für spezielle Programme akquiriert werden. Gut die
Hälfte der Hubs erhebt eine Mitgliedergebühr von den Start-ups. Um die Kosten zu senken, gehen
viele der Hubs strategische Partnerschaften mit Unternehmen (z. B. Microsoft, Amazon, Deloitte,
Standard Bank, VodaCom) oder Nicht-Regierungsorganisationen(z. B. USAID, giz, Weltbank, Bill &
Melinda Gates Foundation) ein. Außerdem kooperieren sie untereinander und teilen sich Infra
struktur wie Cloud, Server, usw. (AfriLabs/Briter Bridges, 2019).
Diese Fakten lassen darauf schließen, dass es ein grundsätzlich hohes Interesse im Start-Up Be
reich gibt und die Zahl der Hubs weiter steigen wird. Allerdings mangelt es bei den meisten Hubs
an ausreichend finanziellen Mitteln und sonstigen Ressourcen, um ein ideales Start-Up Umfeld zu
schaffen. Ein Beispiel ist die beschränkte Kapazität vieler Hubs, den Start-Ups Finanzierung anzu
bieten. Fast alle Start-Ups erhalten weniger als 50.000 USD Finanzunterstützung und fast die
Hälfte erhält weniger als 5.000 USD (AfriLabs/Briter Bridges, 2019:11). Dieser Mangel an Finanzie
rung und Ressourcenverfügbarkeit schränkt die Qualität und Überlebenschancen von Start-Ups
ein.
Dass die Start-Up Szene in Afrika Geschwindigkeit aufnimmt, ist an den exponentiellen Wachs
tumsraten beim Risikokapitalzufluss (Venture Capital) zu erkennen. Im Jahr 2018 belief sich das
Finanzvolumen für Start-Ups in SSA auf 1,163 Mrd. USD, was mehr als eine Verdoppelung zum
Vorjahr 2017 und zu 2015 ein Vervierfachung war. Die Länder mit den meisten Tech-/Innovations-
/Start-Up Hubs ziehen auch den Großteil des Risikokapitals an. Kenia hat 2018 mit 348 Mio. USD
vor Nigeria mit 308 Mio. USD den größten Anteil am Gesamtvolumen erhalten. Es wurde fast aus
schließlich in vier Sektoren investiert: 1) FinTechs (379 Mio. USD), 2) Unternehmenssoftware (333
Mio. USD), 3) off-Grid Energietechnologien (194 Mio. USD) und 4) e-Commerce (132 Mio. USD)
(Partech, 2019). Hier lässt sich ein starker Trend zu digitalen Themen erkennen. Eine Untersu
chung von Village Capital (2017: 48) kam zu dem Ergebnis, dass 90% des Risikokapitals in Start-
Neue Technologien basierend auf Digitalisierung beinhalten für die Wirtschaft in SSA viele Po
tentiale. Deshalb hat Google im April 2019 in Accra, Ghana ihr erstes AI Lab (Künstliche Intelli
genz), neben dem Machine Intelligence Programme in Ruanda, eröffnet. Microsoft hat im Mai
2019 das Advance Development Center mit den ersten beiden Standorten in Nairobi (Kenia) und
Lagos (Nigeria) gegründet mit dem Fokus, neusten Technologien, wie z.B. Künstliche Intelligenz
und Machine Learning, zu entwickeln und auf dem Kontinent nutzbar zu machen (GSMA, 2019b:
29). Offensichtlich sehen zwei der weltweit führenden Technologiekonzerne Potentiale in der Nut
zung dieser neusten Technologien in SSA sowie einem Potential in der Start-Up Szene.
Geschäftsmodelle sind ein konzeptionelles Abbild der operativen Prozesse, wie eine Leistung (Pro
dukt oder Dienstleistung), die einem Zielkunden(-segment) Nutzen stiftet, erstellt und übertragen
wird. Dabei muss das Unternehmen einen Umsatz generieren. Geschäftsmodelle bilden ab, wie
alle wichtigen Akteure sowie ihre Aktivitäten im geschäftlichen Ablauf miteinander interagieren
(vgl. z. B. Casadesus-Masanell/Ricart, 2010; Teece, 2010).
Im Zuge der Digitalisierung haben sich neue, digitale Geschäftsmodelle entwickelt und mit ihnen
auch die Literatur und die Konzepte. Die Geschäftsmodellliteratur ist erst im Entstehen. Alle An
sätze haben drei Dimensionen gemein (Parida et al., 2019):
• Value Delivery: Verkauf einer Leistung (Produkt, Dienstleistung, Kombination), die bei dem
adressierten Kundensegment einen Nutzen (Wert) kreiert. Das umfasst die Produktentwick
lung, Marktforschung, Kundenverständnis und Vertrieb.
• Value Creation:6 Wie die Leistung erstellt wird, also welche Ressourcen, Fähigkeiten und Pro
zesse benötigt werden. Dies umfasst die Themen Produktion und Supply Chain Manage
ments.
• Value Capture: Wie das Unternehmen durch die Value Creation Umsatz generieren kann (Er
lösmodelle) und welche Kosten durch die Value Delivery entstehen.
Die detaillierten Darstellungen, die die einzelnen operativen Themen der jeweiligen Ebenen und
deren Zusammenspiel darstellen, beziehen sich alle explizit oder implizit auf diese Dimensionen,
die als übergeordneter konzeptioneller Rahmen verstanden werden können. In Abbildung 1 wer
den diese drei Dimensionen auf digitale Geschäftsmodelle angewandt und die Besonderheiten
6
Die Literatur ist bei der Begrifflichkeit nicht ganz eindeutig, da viele Autoren unter Value Creation/Generation sowohl
die absatzseitigen Themen (hier als „value delivery“ benannt) und die Herstellungs-/Schaffungsseite (hier als „value
creation“ betitelt) zusammenfassen. Dies ist aber analytisch verwirrend, da die notwendigen Ressourcen und Abläufe
in den Punkten aus Unternehmenssicht sehr unterschiedlich sind. Deshalb ist eine explizite Unterteilung hier sinnvoll.
So hat Digitalisierung einen fundamentalen Einfluss auf alle Dimensionen eines Geschäftsmo
dells. Positive Auswirkungen können sowohl bei der Wertschaffung, als auch der Wertlieferung
und der Wertabschöpfung entstehen. Digitalisierung und darauf aufbauende Technologien er
möglichen entlang der Wertschöpfungskette, bei vertrieblichen Aktivitäten sowie in den Erlösmo
dellen eine große Flexibilität und erhöhen die Transparenz, u. a. zur Risikominimierung.
Prominente Beispiele von digitalen Geschäftsmodellen findet man in der Shared Economy, z. B.
Uber und AirBnB. Dem Bereich der Industrie 4.0 liegen, durch die IoT-Technologie vernetzte Pro
duktion, digitale Geschäftsmodelle zugrunde, vor allem auf der Value Delivery Seite. Bei den Er
lösmodellen (Value Capture) finden zunehmend „Pay-per-Use“, z. B. der gesamte Car Sharing Be
reich, oder Abonnement-Modelle, wie z. B. Netflix oder Spotify, Anwendung. Im Vertrieb ist e-
Commerce ein relevanter Kanal durch Firmen wie Amazon und Alibaba geworden. Auch in Afrika
gibt es zunehmend Beispiele für erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle, die teilweise den westli
chen Modellen folgen, aber im Detail ihre Besonderheiten haben. Konkrete Beispiele in SSA wer
den in Kapitel 3.3 in der Diskussion zur Veranschaulichung eingebracht.
Dass Digitalisierung auch in Afrika eine wichtige Rolle bei Geschäftspotentialen und -prozessen
spielt, zeigt eine Umfrage von 2019: Mehr als 25% der befragten Unternehmen in Afrika sind
bereit, mehr als 5% der Investitionen für Digitalisierung auszugeben (in Europa 22% aller Unter
nehmen) (PwC, 2019: 10). Darin liegt Geschäftspotential für österreichische Unternehmen, weil
auch SSA-Kunden österreichischer Unternehmen in Digitalisierung investieren und dabei Unter
stützung benötigen. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass die meisten Unternehmen in SSA aktuell
noch in eher einfache digitale Technologien investieren, was für österreichische Unternehmen
nicht so attraktiv ist.
Im Bereich des B2B- oder B2C-Geschäftes können digitale Sharing-Geschäftsmodelle oder Ver
leih-Geschäftsmodelle („Rent-instead-of-Buy“) neue Kundensegmente erschließen und entwi
ckeln. In allen Bereichen, in denen die verkauften Produkte hohe Investitionen beinhalten, sind
diese Ansätze interessant, um die beschränkte Kaufkraft (B2C) oder Finanzierungsengpässe (B2B)
der einzelnen Kunden zu umgehen. So sind solche digitalen Sharing Modelle für jegliche Fuhr- und
Maschinenparks ideal geeignet. Sie werden oft mit einem Pay-per-Use Erlösmodell kombiniert,
wo genau nach Nutzung abgerechnet wird. Dies geht nur mit intelligenten Messgeräten, die die
Werte an den Betreiber der Plattform für die Abrechnung mobil übertragen. Solche Pay-per-Use
Modelle sind in SSA oft mit mobilen Bezahlsystemen wie M-Pesa verknüpft. Bei der Verleihung –
genauso wie beim Sharing Modell – ist das Tracken der verliehenen Geräte ein wichtiger Bestand
teil, da er Diebstahl vermeidet. Dies geschieht über Satellitenortungstechnologie, wo ein Geräte
sender beispielsweise bei einer Maschine fest installiert ist. Je nach Produkt ist auch eine Fern
wartung bzw. -überwachung möglich, wodurch Instandhaltungszyklen der Geräte oder Maschinen
optimiert werden können. So geartete Geschäftsmodelle sind auch für österreichische Firmen, z.
B. im Maschinenbau oder Sonderfahrzeugbau, realisierbar und würden den Umsatz signifikant
steigern können. Es bedeutet aber eine Vorfinanzierung und ein höheres Risiko-Exposure für die
Firmen, da Maschinen oder Fahrzeuge physisch vor Ort sind. Durch gute Marktrecherche und Län
deranalysen lassen sich diese Risiken an ein normales unternehmerisches Risiko annähern. Ein
Beispiel einer Firma, die das „Rent-instead-of-Buying“ Geschäftsmodell in Afrika nutzt ist Caterpil
lar, die ihre Baugeräte vermieten und nach Nutzung abrechnen (Frankson, 2019).
Eine andere wichtige Quelle für Umsatzpotentiale im Zusammenhang mit Digitalisierung ist mit
den Trends, die in der WKO-Studie „Chancen in Subsahara Afrika nutzen“ (Carlowitz, 2019a) iden
tifiziert wurden, verbunden. Vor allem die beiden Trends Urbanisierung sowie Klimawandel und
Umweltschutz bieten mittel- und langfristige Potentiale, da sie in ihrer Entwicklung oder in ihren
Wirkungen digitale Elemente beinhalten. In beiden Bereichen werden Lösungen über verschie
dene digitale Technologien gesucht, was Chancen für österreichische Unternehmen bietet. Zuerst
wird der Trend Urbanisierung analysiert.
SSA hat die niedrigste Urbanisierungsrate, aber die zweithöchste Wachstumsrate bei der Urbani
sierung weltweit (United Nations, 2018b). Das bedeutet für die urbanen Zentren einen extremen
Druck auf bestehende Strukturen, deren Effizienz gesteigert werden muss. Dieses Bewusstsein ist
in den SSA-Ländern angekommen, die vermehrt über sogenannte „Smart Cities“ nachdenken. Es
gibt keine einheitliche Definition von „Smart City“, aber grundsätzlich geht es dabei um zentral
gesteuerte urbane Prozesse (Verkehr, Gebäude, Energie, Wasser, Müll, etc.), was nur möglich ist,
wenn diese miteinander verbunden sind und kommunizieren können, d. h. IoT-Technologien (vgl.
United Nations, 2016). „Smart“ können auch erst einmal Teilbereiche sein, wie z. B. intelligente
Wasserzähler mit einem dahinterliegenden Abrechnungssystem, was mit „Smart Contracts“, un
terlegt wird, d. h. Verträge mit einer automatisierten „wenn-dann“-Logik („wenn Zahlungseingang
… dann Lieferung“) (GSMA, 2019b: 20).
Dass „Smart Cities“ ein ernsthaft verfolgtes Thema in SSA ist, zeigt die Konferenz vom 3.-4.7.2019
„Smart Cities Africa“7 oder die zum dritten Mal stattfindende „African Smart Cities Summit“ 8 ,
beide in Johannesburg. Aber nicht nur in Südafrika wird das Thema organisiert. So fand im März
2019 der „Sustainable Africa Smart City Expo & Investment Summit“ in Nairobi statt, wo es The
menblöcke zu IoT, KI, Intelligente Transportsysteme, „Smart Energy/Industry/Enterprise/Waste“
gab.9 Es ist erstaunlich, dass es gleich mehrere Veranstaltungen zu dem Thema in SSA innerhalb
7
http://www.smartcitiesafrica.co.za/
8
https://www.mbanorth.co.za/event/3rd-annual-african-smart-cities-summit/
9
http://www.africasmartcityexpo.com/
Eine effizientere Wasserversorgung (neben dem Ausbau) ist durch IoT-Technologie, d. h. intel
ligente Wasserzähler und Sensoren, die mit der Steuerungsplattform verbunden werden, mög
lich. Durch solche „Smart Water“-Ansätze können z. B. Rohrbrüche frühzeitig entdeckt und der
Wasser- und finanzielle Verlust verringert werden. Dabei gilt es, auch die ärmeren Bevölke
rungsgruppen zu versorgen, da durch die rapide Zuwanderung, die Slums wachsen werden. Ein
konkretes „Smart Water“-Beispiel bietet die französische Firma CityTaps,12 die IoT-Technologie
mit mobile Money kombiniert, um die Wasserversorgung in ärmeren urbanen Gegenden zu
ermöglichen. Die Firma arbeitet mit den Wasserversorgern zusammen (“value delivery“) und
ermöglicht diesen, neue Kundensegmente zu erschließen, die sich keinen festen, gebührenba
sierten Wasseranschluss leisten können. Die Kunden zahlen vorab (prepaid) über mobile Be
zahlsysteme einen frei wählbaren Betrag, für den sie Wasser erhalten wollen („Value Capture“)
für den Wasserversorger. Von diesen Zahlungsströmen an die Versorger erhält die Firma City
Taps eine Provision, was deren „Value Capture“ ist. Sobald das System den Zahlungseingang
bestätigt, wird dem intelligenten Wasserzähler die Freigabe für die bezahlte Wassermenge ge
geben („Value Delivery“). Dieser Automatismus basiert auf einem „Smart Contract“ und führt
zu einer Verringerung der Abrechnungskosten für die Wasserversorger. Die Endkunden profi
tieren von einem Pay-per-Use Geschäftsmodell, das ihnen nicht nur sicheres Wasser garantiert,
10
Auch Zugang zu zuverlässigem Strom ist in urbanen Regionen ein wichtiger Punkt. Da dies aber für das jeweils ganze
Land gilt, wird es unter dem Absatz zu Umwelt abgehandelt.
11
https://techcrunch.com/2018/02/13/uber-launches-a-new-lower-priced-service-called-chap-chap-in-nairobi/
12
https://www.citytaps.org/for-water-utilities
Studien haben gezeigt, dass SSA besonders vom Klimawandel betroffen ist und sein wird (vgl.
Carlowitz, 2019a). Somit ergeben sich Chancen im Bereich der Umwelttechnik-Branche, die bei
effizienzfördernden Technologien, Produkten und Lösungen bei Wasser, Abwasser, Müllentsor
gung und Energieerzeugung, die jeweilige Effizienz und Zuverlässigkeit erhöhen sollen. Die dazu
gehörigen Potentiale wurden schon im Abschnitt über die Urbanisierung diskutiert, da sie dort
besonders relevant sind. Ein sehr wichtiger Umweltbereich, der durch Digitalisierung effizienter
wird, ist die Landwirtschaft. Auch im Agrarbereich gibt es aufgrund der zunehmend schwierigen
Umweltbedingungen einen steigenden Druck, neue Technologien zur Effizienzsteigerung einzu
setzen. Dies bietet vielfältige Chancen für auf Digitalisierung basierte Lösungen. Bekannt sind die
Wetter-Apps für Bauern oder auch die Preis-Apps für Bauern, die zu einer größeren Preistranspa
renz und geringerer Verhandlungsmacht der kommerziellen Einkäufer geführt hat. Dies sind wich
tige Anwendungen der Digitalisierung mit einem inkludierenden Effekt der armen ländlichen Be
völkerung. Für österreichische Unternehmen werden eher die Veränderungen in der kommerzi
ellen Landwirtschaft Potentiale bieten. Diese umfassen Satelliten gesteuerte Drohnen zur Begut
achtung von Ernteschäden auf den Feldern oder Satellitengesteuerte Landwirtschaftsmaschinen,
die Felder präziser abernten.
Digitalisierung ermöglicht Sharing Modelle für landwirtschaftliche Geräte: Die ghanaische Firma
Trotro Tractor13 bietet eine Plattform an („Value Delivery“), auf der Landwirte ihre Traktoren inkl.
Fahrer an andere Bauern vermieten können und somit die Auslastung ihrer Geräte erhöhen kön
nen („Value Creation“). Über Satellitenortung werden die Traktoren permanent lokalisiert, so dass
Diebstahl ausgeschlossen wird. Die Firma Trotro Tractor erhält 10% Vermittlungsgebühr („Value
Capture“). Ein ähnliches Geschäftsmodell bietet das Unternehmen Hello Tracto,14 das in Nigeria,
Kenya, Senegal und Mozambique aktiv ist. Der Unterschied ist nur, dass sie auch mit Traktor-Händ
lern zusammenarbeiten. Somit bieten sie eine attraktive Plattform für Hersteller und Händler von
Landwirtschaftsmaschinen, um ein breiteres Spektrum von Kunden zu adressieren. Die Firma hat
Partnerabkommen mit IBM und der Traktorfirma John Deere.
Ein wichtiges Thema, das sowohl zur Urbanisierung als auch zum Thema Umwelt gehört, ist die
Energieversorgung in den SSA-Ländern. Auf der Entstehungsseite ist das Thema Umweltschutz
vorrangig und auf der Transmissions- und Verteilungsseite ist es das Thema eines zuverlässigen
Zugangs zu Strom. Aktuell ist die Energieversorgung in SSA durch Leistungskapazitätsbeschrän
kungen unzulänglich und das wird in den nächsten Jahren laut Prognosen nicht besser, da es einen
Nachfrageüberhang (schnelles Wirtschaftswachstum, Bevölkerungswachstum) in vielen SSA-Län
13
https://www.trotrotractor.com/
14
https://www.hellotractor.com/home
Das Kapitel hat gezeigt, dass Digitalisierung direkt und indirekt Chancen für österreichische Un
ternehmen in SSA bietet, sei es bei der Infrastruktur, bei der Realisierung der Trendthemen oder
durch neue (digitale) Geschäftsmodelle. Aber es gibt eine weitere Dimension der Diskussion um
Digitalisierung in SSA. Die Nutzung digitaler Technologien kann auch die eigene operative Position
österreichischer Firmen in den SSA-Märkten auf zwei Weisen verbessern: 1) digitale Technologien
verbessern den Marktzugang und weisen im Geschäftsmodell neue Wege zur Nutzengenerierung
für Kunden und öffnet den Weg zu neuen Erlösmodellen, und 2) können digitale Technologien die
operativen Kosten durch Effizienzsteigerung senken. Bei beiden Aspekten geht es darum, wie Di
gitalisierung beim Umgang mit operativen Herausforderungen, die sich aus den oft schwierigen
Rahmenbedingungen in SSA ergeben, unterstützen kann. Dieser Themenkomplex wird im nächs
ten Kapitel 3.3 diskutiert.
Digital basierte Technologien können in einige Bereichen der operativen Aktivitäten helfen, mit
den Herausforderungen im SSA-Geschäft besser umzugehen. In der Studie von Carlowitz (2019b)
wurden per Umfrage die wesentlichen Herausforderungen, die österreichische Unternehmen in
SSA wahrnehmen, abgefragt.
Preiswettbewerbsfähigkeit 7,1
5,3
Marktzugang/Regulierung 5,7
3,5
Wettbewerbsintensität 6,2
5,8
Finanzierung 7,6
von Geschäften 5,3
Korruption 5,6
6,0
Devisenverfügbarkeit 7,3
5,8
Fachkräftemangel 6,5
5,5
Logistik 6,5
4,5
„Wie relevant sind folgende Herausforderungen für den Markteintritt und das operative Geschäft in
SSA für Ihr Unternehmen?“, (Skala 1-10; 1 = keine Herausforderung; 10 = massive Herausforderung)
Quelle: Carlowitz (2019b: Kapitel 2).
Im Folgenden wird auf einige dieser Herausforderungen eingegangen. Es wird erläutert, wie Digi
talisierung und darauf basierte Technologien von österreichischen Firmen genutzt werden kön
nen, um die operativen Prozesse effizienter zu gestalten. Ob diese Potentiale wirklich genutzt wer
den können, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: 1) Sind in dem SSA-Land die Voraus
setzungen für solche digitale Anwendungen gegeben (vgl. Kapitel 2)? 2) Hat das jeweilige öster
reichische Unternehmen die Fähigkeit und die Bereitschaft, solche digitale Lösungen zu nutzen?
Entlang der drei Dimensionen des Geschäftsmodells „Value Creation“, „Value Delivery“ und „Va
lue Capture“ wird diskutiert, wie digitale Lösungen beim Umgang mit operativen Herausforderun
gen unterstützten können. Vorher wird ein kurzer Überblick über die Nutzung von Digitalisierung
in Unternehmen in SSA gegeben.
Tabelle 4 stellt wesentliche Indikatoren bzw. Bewertungen zur Nutzung von Digitalisierung und
IKT-Technologien in Unternehmen dar:
Bis auf Äthiopien sieht man, über alle Länder hinweg, eine recht starke Nutzung von IKT und Di
gitalisierung im B2B-Bereich, wenn es um Transaktionen geht. Eine Internetnutzung im B2C-Be
reich ist in fünf der acht Schwerpunktländer recht hoch, was in den letzten Jahren durch die auf
kommenden e-Commerce Plattformen wie z. B. Jumia.com noch weiter gestiegen sein dürfte.
Beim Einfluss von digital basierten Technologien auf die Geschäftsmodelle sieht man recht hohe
Werte. Die digitalen Technologien, auch wenn es oft die einfacheren Technologien wie Internet
sind, helfen operative Herausforderungen zu bewältigen. Interessant ist der sehr geringe Anteil
an Unternehmen mit einer Homepage, sowie der teilweise sehr geringen Quote an Firmen, die E-
15
Mit „mobiler Wirtschaft“ sind Aktivitäten gemeint, die nicht netzgebunden sind, d. h. dezentral, überall und damit
flexibler verwendet werden können. Dies umfasst vor allem die Handy- und Smartphone-Nutzung und alle Aktivitäten,
die darüber abgebildet werden können. Beispiele sind mobile Bezahlsysteme und Sharing Plattformen im Mobilitäts
bereich, wo Kunden über das Smartphone Fahrzeuge buchen und lokalisieren können.
Die Adaption von IKT-Technologien ist ein signifikanter Treiber für Innovationen bei Produkten,
Prozessen und Organisationen in SSA-Ländern. Bei der Wirkung auf Produktivität lässt sich nur
die Tendenzaussage machen, dass je weiter weg die IKT-Adaption eines Landes vom globalen
Durchschnitt ist, desto eher haben IKT-Technologien positive Auswirkungen auf die Produktivität
(Cirera et al., 2016). Deshalb ist es wichtig, das Ausmaß der Nutzung der digitalen Möglichkeiten
von Unternehmen in SSA zu erkennen. Die Nutzung lässt sich indirekt an dem Anteil der Unter
nehmen abschätzen, die einen Computer regelmäßig für ihre Unternehmensaktivitäten nutzen,
sowie am Anteil der Firmen mit einem Computer, die auch einen Internetzugang haben.
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Ghana DRC Tansania Uganda Sambia Kenia
Nat. Firmen mit regel. PC-Nutzung Int. Firmen mit regel. PC-Nutzung
Nat. Firmen mit Internetzugang Int. Firmen mit Internetzugang
* % a l ler Firmen bezieht sich auf regel. PC-Nutzung; % Firmen mit PC bezieht sich auf Internetzugang
Die Penetrationsraten sind vor allem in Kenia, Ghana und in Sambia besonders hoch. Vergleicht
man die Penetrationsraten von lokalen, nationalen Firmen mit denen von internationalen Firmen,
so sieht man, dass außer in Tansania und Uganda, die internationalen Firmen eine bessere (einfa
che) digitale Infrastruktur haben. Betrachtet man das im Vergleich zur OECD, so liegen alle sechs
Länder in den Werten deutlich darunter (Cirera et al., 2016).
100 100
90 90
80 80
70 70
60 60
50 50
40 40
30 30
20 20
10 10
0 0
Ghana DRC Tansania Uganda Sambia Kenia Ghana DRC Tansania Uganda Sambia Kenia
Einkauf Online Verkauf Online Lagermanagm. Online Marketing Online Einkauf Online Verkauf Online Lagermanagement Online Marketing Online
In Tansania und Uganda, gefolgt von Sambia und Kenia nutzen die Unternehmen das Internet in
tensiv. Überraschenderweise ist die Internetnutzung in Ghana bei Unternehmen am geringsten.
Die Anteile der Unternehmen, die das Internet für ihr Geschäft nutzen, sind zwischen dem Dienst
leistungssektor und dem verarbeitenden Gewerbe nicht besonders groß. Das bedeutet, es ist tat
sächlich eine „Ländersache“ und weniger eine „Branchensache“. Bei den Geschäftsaktivitäten
lässt sich nicht eindeutig sagen, wofür das Internet am häufigsten von Unternehmen genutzt wird,
da es von Land zu Land variiert. Tendenziell wird das Internet etwas mehr für Online-Lagerma
nagement und Online-Marketing genutzt als für Vertrieb und Einkauf. Diese Tendenzaussage ist
stärker für Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe als für die Dienstleistungsbranchen,
wo sich über die Länder hinweg kein klares Bild ergibt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Digitalisierung Eingang in die Unternehmensaktivi
täten gefunden hat. Im Folgenden wird der Einfluss von Digitalisierung auf die Geschäftsmodell-
Dimensionen analysiert.
16
Die Länder sind: Demokratische Republik Kongo, Ghana, Kenia, Tansania, Uganda, Sambia.
17
Das dieses Argument nicht unbedingt stichhaltig ist, wurde in Carlowitz(2019b) gezeigt.
Die Erkenntnisse der Kundenbedürfnisse werden vorrangig über die lokalen Partner gewonnen,
was ein gefiltertes Bild auf die tatsächlichen Bedürfnisse wirft. Eigene Marktforschung hat nur eins
von 23 interviewten Unternehmen erwähnt (Carlowitz, 2019b). Da ein zu den Kundenbedürfnissen
passendes Produkt oder Dienstleistung der Kern eines erfolgreichen Geschäftsmodells ist (Wert
versprechen), stellt sich die Frage, wie Digitalisierung hier Unternehmen unterstützen kann. Ne
ben eigenen Datenerhebungen, die natürlich auch digital über Online-Umfragen möglich sind, gibt
es die Möglichkeit, mit Big Data und Data Mining aktuelle Kundentrends zu identifizieren. So
können Informationen aus den Social-Media-Kanälen, die wie gezeigt in SSA von den Menschen
intensiv genutzt werden, ausgewertet werden. Für B2B-Kundenbedürfnisse bieten sich Analysen
des Kaufverhaltens der Kunden an, wo Big Data auch unterstützend wirkt. Österreichische Firmen
können sich Unterstützung vor Ort über internationale Marktforschungsinstitute holen, wie z. B.
die GfK mit Büros in Ghana und Nigeria oder Nielson mit Büros in Ghana, Kenia, Nigeria, Tansania
und Uganda.
18
https://mpedigree.com/
In einem Interview berichtet Sacha Poignonnec der CEO von Jumia von seiner Erfahrung bei der
Gründung der e-Commerce Plattform:
„We were very surprised by the appetite of consumers for products that are some
times expensive. We were very surprised that we could find a way to make the de
liveries happen.“
(Poignonnec, 2019)
Das Interessante ist, wie die Zustellung an die Kunden organisiert ist, in Städten, wo es kein festes
Adressensystem gibt: Es sind viele kleine, lokale Partner, die sich gut auskennen und mit beschrei
benden Adressen (z. B. dritte Straße hinter der Kirche, das Haus mit der grünen Tür) zurechtkom
men. Dies verlangt eine größere Koordination der Zulieferer, was nur durch standardisierte digi
tale technologische Maßnahmen (z. B. App) und Prozesse möglich ist (Poignonnec, 2019).
„[…]the advent of 3D printers and additive manufacturing could unleash local manu
facturing and entrepreneurship opportunities in Africa and increase survival and ex
pansion prospects for African firms.“
(Bolaky, 2019: 55)
Der Autor des Zitats sieht für kleine und mittlere Unternehmen in SSA große Chancen, über 3D-
Druck mehr vor Ort zu produzieren und in lokale Wertschöpfungsketten eingebunden zu werden
(Bolaky, 2019: 55f). Dies kann österreichischen Unternehmen helfen, ihre Produkte mittelfristig
über lokale Produktionspartner fertigen zu lassen und somit Logistikkosten zu sparen. Eine hö
here Liefertreue kann zusätzlich gewährleistet werden, da die Zollabfertigung für fertige Produkte
umgangen wird und nur für die Materialien eine Lagerhaltung benötigt wird.
Eine weitere Herausforderung für Unternehmen ist es, zuverlässige lokale Partner zu finden. Hier
kann Digitalisierung eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Teilweise ist es möglich, über das In
ternet potentielle Partner zu identifizieren. In Zukunft wird es basierend auf Big Data und Block
chain möglich sein, zuverlässig Informationen wie Zahlungsverhalten, Lieferqualität u. ä. der Part
ner zu analysieren. Dies ersetzt nicht die finale vor-Ort-Besichtigung und Entscheidung, es erhöht
aber die Qualität der Vorauswal und beschleunigt und vergünstigt den Suchprozess.
Ein anderer sehr wichtiger Anwendungsbereich von Blockchain ist die gesamte Supply Chain, wo
bei die Logistik besonders viele Möglichkeiten bietet. Die Technologie ermöglicht eine End-to-End
Supply Chain, d. h. es ist möglich, die Ware vom Werk bis zum Kunden lückenlos zu verfolgen und
die Transaktionsprozesse zu automatisieren (van der Nest, 2018: 4). Dies ist bei der unzuverlässi
gen und teilweise korrupten Logistik, insbesondere bei der Zollabfertigung in SSA (vgl. Carlowitz,
2019a; Carlowitz 2016), ein Vorteil, der eine der wichtigen Herausforderungen im SSA Geschäft
vereinfachen kann. Hier setzt auch das Anfang 2018 gebildeten Joint Venture TradeLens zwischen
den Firmen Maersk und IBM an. Das Ziel ist, die Dokumentationskosten, die bis zu 20% der ge
samten Logistikkosten ausmachen, deutlich zu reduzieren. Durch eine klaren, digitalen Informa
Besonders schwierig im SSA-Geschäft ist die lokale Logistik (vgl. Carlowitz 2019a). Hier ist insbe
sondere die Logistik der „letzten Meile“ problematisch. Digitalisierungstechnologien helfen bei
dieser speziellen Herausforderung. Seit 2016 bietet beispielsweise Musango Logistics in Sambia
eine on-demand und App-basierte Lösung für den Transport der letzten Meile an, vor allem in
urbanen Regionen. Die Plattform bringt registrierte Motorradfahrer und seit 2018 auch 1.500
selbstständige LKW-Fahrer mit Unternehmen, die Logistikdienstleistungen für die letzte Meile be
nötigen, zusammen. Somit wird das Logistikproblem durch eine kostengünstigere und schnellere
Belieferung (1-3 h innerhalb Lusakas) reduziert. Der Kostenvorteil entsteht aus der Reduzierung
der Leerfahrten, wodurch bestehenden Transportkapazitäten besser ausgelastet werden. In Nige
ria gibt es mit Kobo360 einen ähnlichen Service, bei dem Kunden einen Transport online buchen
können und den Fortschritt digital verfolgen können. Durch die Nutzung mobiler Technologien,
IoT und Datenanalyse ist es möglich, eine optimale Allokation von freien Kapazitäten, mit den op
timalen Transportmitteln, einer hohen Transparenz im Transport und optimalen Preisen zu garan
tieren (GSMA, 2019b: 28). Dies sind zwei Beispiele, wie der Transport vor Ort kostengünstiger,
schneller und effizienter gestaltet werden kann, so dass die Kundenzufriedenheit durch eine
zuverlässigere Logistik gesteigert wird. Dies passt gut zum Qualitätsversprechen österreichi
scher Unternehmen.
Eine andere digital basierte Technologie, welche die „letzte Meile“ Distribution auch außerhalb
von Städten beschleunigt und mittelfristig günstiger als herkömmliche Logistik macht, ist der
Drohnentransport. Satelliten gesteuert und IoT basiert können Drohnen mittellange Strecken
überwinden und die Ware sehr genau abliefern. Allerdings ist dies (bisher) nur für kleiner Volu
mina und Gewichte möglich. Die bekannteste Firma in diesem Bereich ist Zipline, die in Ruanda
inzwischen fast flächendeckend das Land mit Blutkonserven und wichtigen Medikamenten belie
fert. Aber sie ist bei weitem nicht die einzige Firma, die Drohnentransporte anbietet. Im Gesund
heitsbereich arbeitet auch DHL und es gibt einige Pilotprojekte mit Universitäten, Regierungen
und Geberorganisation, z. B. in Malawi, Senegal, Madagaskar und Äthiopien. Interessanter, weil
sie schwerere Ladungen transportieren können, sind die Drohnentransportanbieter aus dem
Frachtgeschäft. Da sind DHL in Ostafrika, Astrale Aerial Solution seit September 2019 in Kenia aktiv
und Droneship Africa im Senegal (seit Mitte 2019) zu nennen. Diese Drohnen können bis zu 35 kg
und über 100 km Reichweite transportieren. Drohnentransport macht die Belieferung in „Second
Tier“ Städte möglich, die sonst nicht so problemlos versorgt werden könnten. Dies ermöglicht eine
größere Reichweite der Produkte (o. A., 2019). Für österreichische Unternehmen bedeutet das, je
Ein anderer wichtiger Bereich, der mit dem Leistungsversprechen zusammenhängt, ist das Ange
bot eines Aftersales Service in vielen Branchen. Hier sind Österreichs Unternehmen stark und dif
ferenzieren sich von der Konkurrenz (vgl. Carlowitz 2019b).19 So bietet Digitalisierung für den Ma
schinen- und Anlagenbau die Möglichkeit der Fernwartung, wodurch keine Service-Mitarbeiter
vor Ort benötigt werden bzw. seltener. Dies hilft auch, den Fachkräftemangel zu relativieren, da
vieles von Österreich durch direkten Zugriff auf die Maschinen gelöst werden kann. Somit ist die
Häufigkeit der vor-Ort-Wartung stark reduziert und es werden (beim Partner) weniger Fachkräfte
vor Ort benötigt. Wenn es keinen Service-Partner vor Ort gibt, müssen Fachkräfte aus Österreich
seltener in das jeweilige Land reisen. Damit eine Fernwartung möglich ist, müssen viele Daten
übertragbar sein, was nicht überall in SSA ohne weiteres aufgrund der niedrigen Bandbreiten mög
lich ist (vgl. Kapitel 2.1). Eine teure Lösung die Daten für die Fernwartung zu transferieren ist über
Satellit, dort wo es keine ausreichende IKT-Infrastruktur gibt (Prang, 2011).
19
In den Experteninterviews, die der Studie zugrunde liegen, haben mehrere Experten aus österreichischen Unterneh
men auf die Bedeutung von Aftersales Service im Sinne von Ersatzteilbeschaffung und Wartung hingewiesen.
Für Geschäftsmodelle wie den direkten Verkauf, wo das Erlösmodell eine einfache Bezahlung für
das Produkt oder Dienstleistung ist, können die mobilen Bezahlsysteme genutzt werden. Wie aber
in Abbildung 1 gezeigt wurde, ist Finanzierung bei diesem Erlösmodell in SSA eine Herausforde
rung. Je nach Höhe der Finanzierung ist es möglich, FinTechs zu nutzen, um eine Zwischenfinan
zierung zu bekommen. Hier kann mit den Kunden zusammengearbeitet werden. Beispiele sind
OneFi beziehungsweise Carbon,20 die im Dezember 2018 ein BB-Rating der Global Credit Rating
Company bekommen haben. Sie sind in Nigeria aktiv und Unternehmen können Kredite bis zu 20
Mio. Naira (ca. 50.000 USD) innerhalb von 48 Stunden erhalten. Andere FinTechs in SSA sind z. B.
Tala,21 die Konsumentenkredite zwischen 10 und 500 USD vergeben. MyBucks22 vergibt Kredite
an Unternehmen ab 500 USD und Privatkredite bis zu 22.000 USD mit unterschiedlichen Kredithö
hen in den verschiedenen SSA-Ländern. Die Firma ist an der Frankfurter Börse gelistet.
Auch die Nutzung von digitalen Sparmöglichkeiten, wie FinTechs sie bereitstellen, kann die Finan
zierungsproblematik relativieren. Neben den gerade erwähnten FinTechs bieten z. B. auch M-
Shwari in Kenia, M-Pawa in Tansania, Mokash in Uganda und Ruanda mobile Sparmöglichkeiten
an (Ndung’u, 2018). Mit diesen FinTechs ist es möglich, für Kunden ein spezifisches Sparkonto zu
eröffnen, mit dem sie auf (Klein-) Investitionen sparen können, bis sie sich das österreichische
Produkte kaufen können. Hier besteht für österreichische Unternehmen die Möglichkeit, mit ei
nem FinTech-Partner zu kooperieren und evtl. sogar für die Kunden ein dezidiertes Sparkonto zu
eröffnen, wo es im Sinne eines „Smart Contracts“ dann zu einem automatischen Kauf bei Errei
chen der relevanten Sparsumme kommt.
Neben den FinTechs besteht die Möglichkeit, dass Banken mittelfristig alternative Kredithisto
rien generieren und akzeptieren (wie die FinTechs) und damit das Bankensystem modernisieren.
Dabei spielt die Blockchain-Technologie eine kritische Rolle, da sie Transparenz, Vertrauen und
Sicherheit vermitteln kann. Weitere Anwendungen von Blockchain-Technologie finden sich z. B.
bei der Vermeidung von Korruption, im Informationsmanagement, bei Anwendungen von IoT-
Technologien und im Bereich der Finanzdienstleistungen wie Banken und Versicherungen. Der
Kern der Technologie ist, dass Daten festgeschrieben und verschlüsselt werden, so dass sie defacto
nicht mehr verändert werden können (van der Nest, 2018: 1). Dies erhöht die Sicherheit und die
Qualität von Informationen, was z. B. Finanztransaktionen automatisch verifiziert. Bei Finanzie
rungsfragen und Kreditvergabe kann es vorteilhaft sein, wenn eine vertrauensvolle „Bezahlhisto
rie“ statt einer traditionellen Kredithistorie, die wenige der (kleinen) lokalen Partner aufweisen
20
https://getcarbon.co/about/
21
https://tala.co/about/
22
https://www.mybucks.co.zm/personal-and-business-loan-accounts.html#sme
Basierend auf der starken FinTech-Szene können mobile Bezahlsysteme, wie sie schon in dieser
Studie erwähnt wurden, zur Zahlung bei Lieferung genutzt werden. Die Verwendung von „Smart
Contracts“ können die Effizienz bei der Erlösgenerierung erhöhen, in dem sie den Lieferung-Be
zahlungs-Prozess automatisieren. Diese vereinfachten Bezahlmöglichkeiten sind wichtige Voraus
setzungen, um Pay-per-Use-Geschäftsmodelle (man zahlt nur den Verbrauch) sowie Sharing-Ge
schäftsmodelle zu vereinfachen.
Ein Beispiel für ein „Pay-per-Use“ Geschäftsmodell ist die tansanische Firma KopaGas, die Flüssig
gas an die ärmeren Bevölkerungsgruppen („Bottom-of-the-Pyramid“) verkauft. Sie nutzen intelli
gente Verbrauchszähler, so dass genau nach Verbrauch abgerechnet werden kann. Bezahlt wird
über mobile money (GSMA, 2019b: 20). Auch im Solarbereich finden sich viele Pay-per-Use-Ge
schäftsmodelle, die durch intelligente und vernetzte Verbrauchszähler, „Smart Contract“-Techno
logie sowie mobile Bezahlsysteme ein voll digitales Geschäfts-/Erlösmodell darstellen. Dieses di
gitale Geschäftsmodell basiert vor allem auf der IoT-Technologie.
Es dürfte klar geworden sein, dass gerade in der Geschäftsmodell-Dimension „Value Capture“
schon heute einige Möglichkeiten existieren, digitale Technologien in den Erlösmodellen zu be
rücksichtigen. Perspektivisch werden, wenn der technologische Fortschritt und die IKT-Rahmen
bedingungen in SSA sich weiterentwickeln, weitere Möglichkeiten entstehen, digitale Lösungen
23
http://www.a-r-e-d.com/. Die Firma bietet an größere Partner die Technologie auch als Lizenzgeschäft an.
Bisher wird die Nutzung digitaler Technologien, die auf der Geräte-/Produktseite viele Chancen
bieten, vor allem in Pilotprojekten getestet. Aufgrund beschränkter Ressourcen sind sie jedoch
in SSA noch nicht wirklich relevant (Experte 3). Es ist sogar so, dass ein Unternehmen explizit auf
digitale Technologien in seinem Produkt für den SSA-Markt verzichtet hat, damit es auch von we
niger qualifizierten Mitarbeitern auf Kundenseite bedient werden kann (Experte 22). Dies ist eine
Produktanpassung an die lokalen Gegebenheiten, hier den Mangel an Fachkräften. Dieses Beispiel
ist allerdings das einzige Unternehmen, das ein Produkt explizit für den SSA-Markt entwickelt hat.
Der Nutzungsgrad von Digitalisierung und digitalen Lösungen für die operativen Herausforde
rungen ist bei österreichischen Unternehmen eher begrenzt. Die meisten interviewten Unter
nehmen nutzen von der Digitalisierung nicht viel mehr als die Kommunikationsdienste (e-Mail,
WhatsApp) und das Internet (Experte 8, 9, 10, 13, 16, 17). Einige Firmen nutzen digitale Techno
logien für Marketing im Bereich Social Media und nutzen einen Online-Shop (Experte 9, 15). An
dere haben e-Learning Plattformen für die Schulungen und Trainings (Experte 12, 17). Ein Unter
nehmen bietet Cloud-Lösungen an, die aber in SSA aufgrund des hohen Preises und dem Mangel
an Experten beim Kunden nicht genutzt werden (Experte 1). Ein Unternehmen nutzt Apps für die
24
Dieses Kapitel basiert auf den Experteninterviews und der Umfrage, die im Rahmen der WKO-Studie (Carlowitz,
2019b) durchgeführt wurden. Da diese Untersuchung eine Ergänzungsstudie ist, wurden sowohl bei den Expertenin
terviews als auch der Umfrage Fragen zur Digitalisierung in SSA eingefügt.
Betrachtet man den Zusammenhang zwischen Digitalisierung und den identifizierten Herausfor
derungen im SSA-Geschäft (vgl. Abbildung 1), so stellt man fest, dass außer im Bereich der Ausbil
dung über e-Learning (Experte 12) keine digitale Lösung wirklich genutzt wird. Auch die Potenti
ale für Fernwartung bei Maschinen werden in SSA in nur geringem Maße bzw. nur von internatio
nalen Kunden in SSA genutzt, selbst da, wo es von den Voraussetzungen her funktionieren würde
(Experte 19, 3, 12). Im gesamten Supply Chain Bereich gab es keine Aussagen wie digitale Tech
nologien unterstützen könnten, um mit den Herausforderungen umzugehen.
Das deckt sich mit dem Ergebnis der durchgeführten Umfrage bei den Experten. Die Unternehmen
sehen einen mittelmäßig hohen Bedarf, die operativen Prozesse für das SSA-Geschäft zu digitali
sieren. Interessanterweise antworten mehrere Unternehmen, dass im Unternehmen über die
Nutzung neuen Technologien zum Umgang mit den Herausforderungen im SSA-Geschäft nachge
dacht wird. Dies ist besonders bei den Unternehmen mit einem mittleren SSA-Umsatzvolumen
(zwischen 1 und 10 Mio. Euro Jahresumsatz) am ehesten der Fall.
Laut der durchgeführten Umfrage (Carlowitz, 2019b) sehen Unternehmen MIT einer Präsenz vor
Ort einen geringeren Bedarf, ihre operativen Prozesse mit Digitalisierung effizienter zu gestal
ten, als das der Fall bei Unternehmen mit einem reinen Exportmodell der Fall ist. Auch perspek
tivisch sind es die Unternehmen OHNE Präsenz vor Ort, die eher über eine vermehrte Nutzung
neuer Technologien für den Umgang mit den operativen Herausforderungen nachdenken. In
Summe ist die grundsätzliche Bereitschaft, neue Technologien im SSA-Geschäft zu nutzen gering,
da alle Werte unter 5 auf einer Skala von 10 liegen. Dementsprechend kann man schließen, dass
die Unternehmen den neuen digitalen Technologien wenig Relevanz zumessen oder aber selbst
noch nicht so weit sind, solche Technologien in ihrem Unternehmen zu implementieren. Eine Un
tersuchung zum Stand der Digitalisierung in österreichischen KMUs, zeigt eine etwas über dem
EU-Durchschnitt liegende Nutzung von digitalen Technologien, wobei dies teilweise auch digitale
Lösungen im Produkt beinhalten (vgl. Hölzl et al., 2019). Die untersuchten Technologien in der
Studie beziehen sich weitestgehend auf die Standard-Prozesslösungen durch digitale Technolo
gien, wie z. B. Customer-Relationship-Management Systeme (CRM), Elektronische Rechnungen,
Steuerung von Geschäftsprozessen durch Enterprise Resource Planning (ERP) und Radio Fre
quency Identification (RFID) im Logistikbereich (Hölzl et al. 2019:99). Eine Untersuchung von AD
Little kam zu dem Ergebnis, dass von den österreichischen KMUs ca. ein Viertel der Unternehmen
Digitalisierungslösungen für Prozessverbesserungen einsetzen. Vor allem sehen sie einen positi
ven Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße und Ausmaß in der Nutzung digitaler und
neuer Technologien (Arthur D. Little, 2018). In Summe ist festzustellen, dass die österreichischen
Allerdings sind sich die Experten einig, dass die Geschäftschancen aus der Digitalisierung sich erst
entwickeln, weil teilweise die Infrastruktur unzureichend ist (Experte 1, 2, 3, 6), die Kosten der
Nutzung noch zu hoch sind (Experte 1), die Ressourcen und Finanzmittel fehlen (Experte 3) oder
weil die österreichische Firma Digitalisierung bisher noch nicht einsetzt (Experte 5). Allerdings ver
bessert sich die Infrastruktur schnell (Experte 6).
Digitalisierung ist inzwischen auch für Afrika ein Thema geworden und geht auch über die Nut
zung von Internet und Handys hinaus. Diese Entwicklung ist durch den rasanten Ausbau der IKT-
Infrastruktur und den zunehmenden Bemühungen der Regierungen getrieben, einen effizienten
und funktionierenden institutionellen Rahmen zu schaffen. Trotz des hohen Entwicklungstempos
existiert aktuell noch ein großer Nachholbedarf in SSA im internationalen Vergleich. Geographi
sche Abdeckung und Bandbreiten müssen verbessert werden, um das volle Potential von Digitali
sierung für Unternehmen ausschöpfen zu können. Aktuell sind einfachere digitale Technologien
wie Internet, Handy und mobile Bezahlsysteme im operativen Geschäft zu finden. Allerdings sieht
man den Einfluss der fortgeschrittenen digitalen Technologien in ersten Versuchen in SSA. So gibt
es schon erste Bezahlungen für innerafrikanischen Handel in Kryptowährung, um das Wechsel
kursrisiko zu vermeiden.
Durch neue Geschäftsmodelle, die durch Digitalisierung erst möglich oder erst rentabel werden,
kann es zu Umsatzsteigerungen kommen. Beispiele sind hier die Geschäftsmodelle Pay-per-Use,
Rent-instead-of-Buy und Sharing-Modelle. Es gibt schon diverse lokale und internationale Unter
nehmen, die solche Modelle erfolgreich einsetzen und dabei auf IoT, Satellitenortung, mobiles
Neben der Digitalisierung der Geschäftsmodelle, können digital basierte Technologien den Um
gang mit einzelnen operativen Herausforderungen vereinfachen. Die Analyse wurde für diesen
Teil entlang der drei Geschäftsmodell-Dimensionen „Value Creation“, „Value Delivery“ und „Value
Capture“ durchgeführt.
Bei der „Value Delivery“ können digitale Technologien bei der Analyse der Kundenbedürfnisse so
wie der Produktanpassung über günstige digitale Prototypenerstellung und 3D-Druck unterstüt
zen. Digitale Möglichkeiten über QR-Codes und einfachere SMS-basierte Systeme, die Echtheit von
Produkten prüfen zu können und damit Produktpiraterie zu verringern sind genauso wichtig wie
die Eröffnung eines neuen Vertriebskanal, den des e-Commerce. All das hilft den Unternehmen,
den Kunden einen Nutzen zu schaffen und diesen auch zu liefern.
In der „Value Creation“ Dimension ist ein Thema der 3D-Druck, um angepasste Produkte für kleine
Märkte zu produzieren. Im Bereich Ersatzteilbeschaffung können 3D-Drucker ebenfalls zum Ein
satz kommen. Im Aftersales-Bereich gibt es Potential bei Fernwartung und in der Logistik entste
hen Verbesserungen in den operativen Abläufen durch die End-to-End-Supply Chain basierend auf
Blockchain. Die Distribution der letzten Meile kann durch Satellitenortung (z. B. GPS, Galileo,
EGNOS) gesteuerte Drohnen sowie in den Städten durch plattformbasierte Kurier- und Transport
dienste gelöst werden. Auch im Bereich der Fähigkeiten und Ressourcen kann Digitalisierung hel
fen: So bietet e-Learning Möglichkeiten, die Fähigkeiten von Partnern und Kunden zu erhöhen,
um die österreichischen Produkte besser nutzen und warten zu können. Auch bei der Partnersu
che kann über Big Data und Data Mining der Suchprozess vereinfacht werden.
Final bieten digitale Geschäftsmodelle große Chancen bei der „Value Capture“. Erlösmodelle wie
Pay-per-Use, Rent-instead-of-Buy, Sharing-Modelle und andere können durch die Nutzung digita
ler Technologien effizienter umgesetzt werden, z. B. der Bezahlprozess über mobile money, oder
herkömmliche Probleme wie z. B. Diebstahl bei Vermietung (Satelliten-Tracking) können reduziert
werden. Auch der Bereich der FinTech kann zu grundlegenden Veränderungen bei der Finanzie
rung führen, was aber aktuell noch etwas früh ist, um es abschließend zu beurteilen.
1. Höhere Gewinne, weil Digitalisierung die Kosten aus den schwierigen operativen Rahmenbe
dingungen effizienter reduzieren kann.
3. Innovativere Geschäftsansätze werden durch Digitalisierung möglich und damit auch neue
effizientere sowie umsatzsteigernde Geschäftsmodelle.
Aktuell befindet sich SSA – und hier ist zwischen Ländern zu unterscheiden – am Anfang des Digi
talisierungszeitalters. Aber die aufgezeigten Chancen und Potentiale realisieren sich teilweise im
Kleinen schon heute oder sind am Entstehen. Diese Möglichkeiten für mehr Umsatz und Verein
fachung der operativen Aktivitäten durch digitale Technologien im SSA-Geschäft sollten öster
reichische Unternehmen berücksichtigen und nutzen. Damit können sie das SSA-Geschäft für ihr
Unternehmen einfacher und damit attraktiver gestalten. Dafür ist es wichtig, auch für KMUs,
grundsätzlich in das Thema Digitalisierung zu investieren. Denn ohne eigene digitale Kompetenz
ist ein Abschöpfen des digitalen Potentials in SSA nicht realistisch. Auch der Management-Wille
ein SSA-Geschäft mit digitalen Elementen, was i. d. R. eine Geschäftsmodellinnovation mit sich
bringt, zu entwickeln ist notwendig, um ausreichend Ressourcen bereitzustellen. Letztlich müssen
sich die Rahmenbedingungen noch bei der Abdeckung und der Leistungsfähigkeit weiter verbes
sern. Hier gibt es nachweislich rasante positive Entwicklungen. Dann können österreichische Un
ternehmen von den Möglichkeiten der Digitalisierung im SSA-Geschäft voll profitieren.
AfriLabs; Briter Bridges (2019). Building a Conducive Setting for Innovators to Thrive – A Qualitative and Quantative
Study of a Hundred Hubs Across Africa, October 2019. https://briterbridges.com/reports (zuletzt zugegriffen am
30.10.2019).
Arthur D. Little (2018). Digitale Transformation von KMU in Österreich 2018 - Erfassung des Digitalisierungsindex
2018. Wien.
Ayentimi, D.; Burgess, J. (2018). Is the fourth industrial revolution relevant to Subsahara Africa?, in: Technology Anal
ysis & Strategic Management, Vol 31, Nr. 6, 2018.
BCG (2015). Industry 4.0 – The future of productivity and growth in manufacturing industries. BCG, Boston.
Bolaky, B. (2019). Digitalization, entrepreneurship and inclusiveness, in: UNECA, 2019. Digital Trade - Africa - Implica
tions for Inclusion and Human Rights, pp. 51-60.
Carlowitz, P. von (2019a). Potentiale in Subsahara Afrika nutzen – Chancen für die österreichische Wirtschaft. WKO
Fachreport. Wirtschaftskammer Österreich, Wien.
Carlowitz, P. von (2019b). Geschäftsmodelle für Subsahara Afrika - Empirische Untersuchung der österreichischen
Wirtschaft. WKO Fachreport. Wirtschaftskammer Österreich, Wien.
Casadesus-Masanell, R.; Ricart, J. (2010): From strategy to business models and onto tactics, in: Long range planning,
43, 2, pp. 195–215.
Cenamor, J.; Sjödin, D.R.; Parida, V. (2017). Adopting a platform approach in servitization: Leveraging the value of
digitalization, in: International Journal of Production Economics, 192, 2017, pp. 54–65.
Cilliers, J. (2018). Made in Africa Manufacturing and the fourth industrial revolution. Africa in the World Report No.
8, April 2018. Institute for Security Studies (ISS).
Claesens, S. ; Frost, J. ; Turner, G.; Zhu, F. (2018). An overview of market developments and investment opportuni
ties, in: BIZ-Quartalsbericht, September 2018.
Deloitte (2017). Sub-Saharan Africa Power Trends - Power disruption in Africa. U.K.
EY (2019). FinTechs in Sub-Saharan Africa - An overview of market developments and investment opportunities.
www.ey.com (zuletzt zugegriffen am 1.11.2019).
Francois , M.; George, C.; Stowell, J. (2019). Introducing Equiano, a subsea cable from Portugal to South Africa. Blog
vom 28.6.2019. https://cloud.google.com/blog/products/infrastructure/introducing-equiano-a-subsea-cable-from-
portugal-to-south-africa (zuletzt zugegriffen am 16.10.2019).
Frankson, L. (2019). Delivering to the bottom line, in: Infrastructure News, 15.2. 2019. https://infrastruc
turenews.co.za/2019/02/15/delivering-to-the-bottom-line/ (zuletzt zugegriffen am 24.10.2019).
Gassmann, O.; Frankenberger, K.; Csik, M. (2013): Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St.
Galler Business Model Navigator: Carl Hanser Verlag GmbH Co KG.
GSMA (o. J.). Mobile Coverage Maps. https://www.mobilecoveragemaps.com/ (zuletzt zugegriffen am 1.11.2019).
GSMA (2019b). The Mobile Economy Sub-Saharan Africa 2019. GSM Association, London.
Hamilton, P. (2019). Africa Bandwidth Maps. Hamilton Research Ltd., Bath. http://www.africabandwidth
maps.com/?p=5822 (zuletzt zugegriffen am 17.10.2019).
Henry, N. (2019). Jumia’s Just-Released Q2 2019 Report Shows The Future Is Still Highly Uncertain For “The Amazon
Of Africa”. Weetracker.com vom 21.8.2019. https://weetracker.com/2019/08/21/jumia-q2-2019-report-shows-fu
ture-is-still-uncertain/ (zuletzt zugegriffen am 18.10.2019).
Hölzl, W.; Bärenthaler-Sieber, S.; Bock-Schappelwein, J.; et al. (2019). Digitalisation in Austria State of Play and Re
form Needs. Austrian Institute of Economic Research, Austrian Institute of Technology.
Iansiti, M.; Lakhani, K. (2014). Digital ubiquity: How connections, sensors, and data are revolutionizing business, in:
Harvard Business Review, 92, 2014, pp. 90–99.
Intellecap (2017). Imagine Africa 2030:Technologies that will shape Africa’s tomorrow. Nairobi. URL: http://www.in
tellecap.com/imagine-the-future/africa/pdfs/Visual_Executive_Summary.pdf (zuletzt zugegriffen am 16.6.2019).
ITC; WEF (2019). Africa E-Commerce Agenda Roadmap for Action. World Economic Forum, Genf.
ITU (2019). Economic impact of broadband in LDCs, LLDCs and SIDS - An empirical study. ITU, Genf.
ITU (2018). Measuring the Information Society Report 2018, Vol. 1. Genf.
ITU; UNESCO (2019). The State of Broadband 2019 -Broadband as a Foundation for Sustainable Development.
ITU/UNESCO Broadband Commission for Sustainable Development. Genf.
Lenka, S.; Parida, V.; Wincent, J. (2017). Digitalization capabilities as enablers of value co-creation in servitizing firms,
in: Psychological Marketing, 34, 2017, pp. 92–100.
Ndung’u, N. (2018). Harnessing Africa’s Digital Potential. New tools for a new age, in: Coulibaly, B., 2018. Foresight
Africa - Top Priorities for the Continent in 2018. Brooking Institution, S. 82-99.
o. A. (2019). Drone delivery services growing at extraordinary rate – new Unmanned Airspace survey, in: Unmanned
Airspace 11.9.2019. https://www.unmannedairspace.info/uncategorized/drone-delivery-services-growing-at-extra
ordinary-rate-new-unmanned-airspace-survey/ (zuletzt zugegriffen am 22.10.2019).
Osterwalder, A.; Pigneur, Y.; Tucci, C. (2005): Clarifying business models: Origins, present, and future of the concept.
In: Communications of the association for Information Systems, 16, 2005, pp. 1–25.
Parida, V.; Sjödin, D.; Reim, W. (2019). Reviewing Literature on Digitalization, Business Model Innovation, and Sus
tainable Industry: Past Achievements and Future Promises, in: Sustainability, 11, 391, 2019.
Partech (2019). 2018 was a Monumental Year for African Tech Start-ups, with US$ 1.163 Billion raised in equity fund
ing, a 108% YoY Growth. Partech Report. https://partechpartners.com (zuletzt zugegriffen am 1.11.2019).
Poignonnec, (2019). How e-commerce supports African business growth. Interview with McKinsey & Company, Janu
ary 2019.
Porter, M.E.; Heppelmann, J.E. (2015). How smart, connected products are transforming companies. , in: Harvard
Business Review, 93, 2015, pp. 96–114.
Prang, O. (2011). Fernwartung am Ende der Welt, in: wirautomatisierer.de vom 30.9.2011. https://wirautomatisierer.indust
rie.de/allgemein/fernwartung-am-ende-der-welt/ (zuletzt zugegriffen am 25.10.2019).
PwC (2019). Africa Private Business Survey 2019. Price Waterhouse Cooper. www.pwc.com/epbs2019 (zuletzt zuge
griffen am 5.9.2019).
PwC; Strategy& (2014). Chancen und Herausforderungen der vierten industriellen Revolution. https://www.strateg
yand.pwc.com/ (zuletzt zugegriffen am 18.9.2019).
Stuart, J. (2019). Africa in the Digital Economy: Update. tralac Trade Brief No. U19TB01/2019. Stellenbosh, tralac.
Teece, D. (2010): Business Models, Business Strategy and Innovation, in: Business Models, 43, 2–3, 2010, pp. 172–
194.
United Nations (2016). Smart cities and infrastructure. UN Commission on Science and Technology for Development.
Nineteenth session, 9–13 May 2016. Geneva.
United Nations (2018a). United Nations E-Government Survey 2018. United Nations, New York.
United Nations (2018b). World Urbanization Prospects: The 2018 Revision. Online Edition. https://popula
tion.un.org/wup/Download/ (zuletzt zugegriffen am 2.8.2019).
Van der Nest, G. (2018). Distributed Ledger Technology – opportunities for Africa’s Trade. tralac Trade Brief No.
U18TB04/2018. Stellenbosh, tralac.
VillageCapital (2017). Breaking the Pattern: Getting Digital Financial Services Entrepreneurs to Scale in India and East
Africa. Washington (DC).
Volkswagen AG (2019b). Ruandas mobile Revolution, auf: Volkswagen AG Company Webpage: https://www.volks
wagenag.com/de/news/stories/2018/07/rwanda_s-mobile-revolution.html (zuletzt zugegriffen am 6.4.2019).
WEF (2015). Deep Shift Technology Tipping Points and Societal Impact. Survey Report, September 2015. Genf.
WEF (2016). The Networked Readiness Index Historical Dataset © 2012-2016 World Economic Forum, http://re
ports.weforum.org/global-information-technology-report-2016/networked-readiness-index/ (zuletzt zugegriffen am
15.7.2019).
White, M. (2018). Digitizing Global Trade with Maersk and IBM. IBM Blockchain Blog.
https://www.ibm.com/blogs/blockchain/2018/01/digitizing-global-trade-maersk-ibm/ (zuletzt zugegriffen am
15.10.2019).
Wirtz, B. (2013): Business Model Management. Vieweg+Teubner Verlag /Springer Fachmedien, Wiesbaden.
World Bank (o.J. a). World Integrated Trades Statistics (WITS). https://wits.worldbank.org/analyticaldata/analyti
caldata.aspx (zuletzt zugegriffen am 15.7.2019).
World Bank (o. J. b). World Development Indicators (Last update 16.10.2019). https://databank.world
bank.org/source/world-development-indicators# (zuletzt zugegriffen am 24.10.2019).
World Bank (o. J. c). Enterprise Survey. https://www.enterprisesurveys.org/ (zuletzt zugegriffen am 25.10.2019).
Zott, C.; Amit, R.; Massa, L. (2011): The Business Model. Recent Developments and Future Research, in: Journal of
Management, 37, 4, 2011, pp. 1019–1042.